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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt
Autoren: Jules Verne
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meiner ehemaligen Begleiter alle Ursache, zu glauben, daß ich im Gewässer des Eriesees elend umgekommen wäre.
    Ich erzählte ihm nun alles, was sich seit meinem Verschwinden ereignet hatte: die Verfolgung durch die Torpedojäger auf dem See, den Aufstieg der »Epouvante« über die Fälle des Niagara, die Rast innerhalb der Felsenwand des Great-Eyry, und schilderte ihm die grausige Katastrophe in dem Gewittersturme über dem Meerbusen von Mexiko. Da vernahm er zum ersten Male, daß der von dem genialen Robur erfundene Apparat sich ebenso leicht durch die Luft hin, wie auf dem Lande oder dem Meere hatte fortbewegen lassen.
    Rechtfertigte der Besitz eines solchen Apparates denn nicht tatsächlich den Namen »Herr der Welt«, den sich dessen Erbauer zugelegt hatte? Eines ist doch nicht zu bestreiten: daß die öffentliche Sicherheit durch ihn für immer arg bedroht gewesen wäre, da es ihr an jedem Mittel zur Abwehr gefehlt hätte.
    Der ungemessene Stolz aber, den ich in diesem wunderbaren Manne mehr und mehr hatte anschwellen sehen, hatte ihn schließlich verleitet, mitten in der Luft einen Wettkampf mit dem furchtbarsten der Elemente einzugehen, und es war ein Wunder zu nennen, daß ich aus jener entsetzlichen Katastrophe heil und gesund hervorgegangen war.
    Herr Ward wollte meinen Mitteilungen kaum Glauben schenken.
    »Nun, wie dem auch sei, lieber Strock, sagte er zu mir, Sie sind ja zurückgekehrt, und das ist doch die Hauptsache!… Nach jenem berüchtigten Robur sind Sie jetzt der Löwe des Tages!… Ich hoffe jedoch, diese Auszeichnung werde nicht die Folge haben, daß Sie aus Eitelkeit den Kopf ebenso verlieren, wie jener Narr von Erfinder!
    – Nein, gewiß nicht, Herr Direktor, antwortete ich, doch werden Sie zugeben, daß niemals ein Neugieriger, der darauf brannte, seine Neugier zu befriedigen, so gefährlichen Prüfungen unterworfen gewesen ist?
    – Das gestehe ich gern zu, Strock!… Die Geheimnisse des Great-Eyry, die Verwandlungsfähigkeit der ›Epouvante‹, ja, das haben Sie entdeckt… Leider sind die übrigen Geheimnisse jenes ›Herrn der Welt‹ mit ihm zugrunde gegangen und wohl für immer verloren!«
    Noch an demselben Tage veröffentlichten die Zeitungen der Union den Bericht über meine Abenteuer, deren Wahrhaftigkeit nicht in Zweifel gezogen werden konnte, und wie Herr Ward geäußert hatte, wurde ich mit einem Schlage zum angestaunten Löwen des Tages.
    Der freundliche Leser wird sich leicht vorstellen können, welcher Empfang mir von meiner alten Haushälterin zuteil wurde, als ich in meine Wohnung in der Long-Street zurückkehrte. Bei meiner »Erscheinung« – ist das nicht das richtige Wort? – glaubte ich, die brave Frau werde in Ohnmacht fallen. Nachdem sie mich dann tränenden Auges angehört hatte, dankte sie andächtig der Vorsehung, mich aus so vielen Gefahren gerettet zu haben.
    »Na, mein Herr Strock, sagte sie endlich, hatte ich denn unrecht?
    – Unrecht, liebe Grad… worin denn?
    – Zu behaupten, daß der Great-Eyry dem Teufel als Schlupfwinkel diente?
    – Wahrhaftig, Grad, wenn’s der Gottseibeiuns nicht in Person war, so wäre jener Robur würdig gewesen, seine Stelle zu vertreten!
    – Und wenn Gott ihn mit seinem Blitz zerschmettert hat, wie er es verdiente, fuhr die bejahrte Frau fort, so hat er Sie vor allem Unheil behütet, wie Sie das verdienten!… Sein heiliger Name sei gesegnet…
    – Und möge er es nicht zulassen, setzte ich hinzu, daß solche Übeltäter, dank dem Erfindungsgeiste des Menschen, in Zukunft der Strafe für ihre Verbrechen entgehen können…
    – Das gebe der Himmel!«
     
    Ende.
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