Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
und zerschmettert zu werden.
    Robur hatte seine Haltung nicht im geringsten verändert. Das Steuer hielt er in der einen, den Regulator in der andern Hand, und die Turbinen bohrten sich in die Luft ein, die Flügel schlugen auf und nieder, als ob sie brechen sollten, der Wahnsinnige aber trieb den Apparat in das schlimmste Unwetter und da hinein, wo die elektrischen Entladungen von einer Wolke zur anderen schlugen. Dazu wiederholte er mit schrecklicher Stimme:
    »Gleich Gott!… Gleich Gott!«
    Man hätte sich auf diesen Verrückten stürzen und ihn mit Gewalt hindern sollen, das Luftschiff mitten in den Hochofen der Luft zu treiben. Man hätte ihn zwingen sollen, hinunterzusteigen und unter dem Wasser die Rettung zu suchen, die weder hier, noch auf der Meeresfläche oder in den höchsten Schichten der Atmosphäre mehr zu finden war. Dort, unter der Wasserfläche hätte er es in aller Sicherheit abwarten können, bis der wütende Kampf der Elemente ausgefochten war.
    Da wallten alle meine Instinkte, all meine Leidenschaft für Pflichterfüllung in mir auf…. Ja, es war der reine Wahnsinn, diesen Verbrecher, den mein Vaterland in Acht und Bann getan hatte, der die ganze Welt mit seiner teuflischen Erfindung bedrohte, nicht dingfest zu machen, nicht die Hand auf ihn zu legen, um ihn der strafenden Gerechtigkeit zu überantworten!… War ich denn Strock, der Oberinspektor der Bundespolizei, oder war ich es nicht mehr? Und ohne zu bedenken, wo ich mich befand und daß ich einer gegen drei war, hier über einem tief aufgewühlten Meere, eilte ich nach dem Hinterteile des Aviators und rief, mich auf Robur stürzend, mit einer Stimme, die den Aufruhr der Elemente übertönte:
    »Im Namen des Gesetzes, ich…«
    Plötzlich erzitterte die »Epouvante«, wie von einem heftigen, elektrischen Schlage getroffen. Ihr gesamtes Gerüst bebte, wie der menschliche Körper unter einer stärkeren Entladung dieses Fluidums. Der Apparat, der in der Mitte seiner mechanischen Ausrüstung getroffen war, wich in allen Teilen auseinander.
    Die »Epouvante« wurde Schlag auf Schlag von Blitzen getroffen, ihre Flügel zerbrachen, ihre Turbinen wurden zerstört, und die Trümmer stürzten aus der Höhe von tausend Fuß hinunter in die Tiefen des Golfes.
    Und während dieses entsetzlichen Sturzes ertönten aus dem Munde des jetzt aller Vernunft beraubten »Herrn der Welt« noch die lästerlichen Worte: »Gleich Gott!… Robur!… Gleich Gott!
Achtzehntes Kapitel.
Noch einmal bei der alten Grad.
    Als ich wieder zu mir kam, nachdem ich – wie viele Stunden, könnte ich nicht sagen – ohne Bewußtsein gewesen war, umringten eine Anzahl Matrosen, die mich wieder zum Leben erweckt hatten, das Lager der Kabine, in der ich ruhte.
    Neben dem Kopfende des Bettes stand ein Offizier, der mich ausfragte, und als mir das Gedächtnis allmählich wiederkehrte, konnte ich ihm Antwort geben.
    Ich erzählte alles… ja, alles! Die, die mich umgaben, mußten wohl glauben, daß sie es mit einem Unglücklichen zu tun hätten, der zwar das Leben wieder gewonnen, den Verstand aber verloren hätte.
    Ich befand mich an Bord des Dampfers »Ottawa«, der eben quer über den Meerbusen von Mexiko steuerte und auf der Fahrt nach New Orleans begriffen war. Während das Schiff sich dem Unwetter zu entziehen suchte, hatte dessen Mannschaft ein treibendes Trümmerstück entdeckt, woran ich mich an klammerte, und so wurde ich von den Leuten an Bord geholt.
    Ich war gerettet, doch Robur der Sieger und seine zwei Gehilfen hattet ihr abenteuerliches Leben in den Fluten des Golfs beschlossen.
    Der sich gleich Gott däuchte, war für immer verschwunden, zerschmettert von den Blitzen, die er hoch oben im Luftmeer herauszufordern gewagt hatte, und das Geheimnis seines außergewöhnlichen Apparates nahm er in die andere Welt mit!
    Fünf Tage später traf die »Ottawa« an der Küste von Louisiana ein, und am Morgen des 10. August ankerte sie im Hintergrunde des Hafens.
    Nach meiner Verabschiedung von den Offizieren des Dampfers bestieg ich einen zur Abfahrt nach Washington bereitstehenden Zug und fuhr nach der Bundeshauptstadt, die ich je wiederzusehen längst nicht mehr gehofft hatte.
    Zunächst eilte ich hier nach dem General-Polizeiamt, da mein erster Besuch natürlich meinem Chef, dem Direktor Ward, gelten sollte.
    Wie groß war aber seine Überraschung, sein Erstaunen und auch seine Freude, als die Tür des Amtszimmers sich vor mir öffnete!… Hatte er doch nach dem Berichte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher