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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt
Autoren: Jules Verne
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blieb für mich doch nach wie vor ein Rätsel. Man hatte mich diesen und man würde mich ihn ja niemals sehen lassen.
    Bezüglich der Frage wegen meiner Freiheit, und ob ich diese noch einmal wieder erhalten würde, hatte ich mir wiederholt Gedanken gemacht.
    »Ganz sicherlich, sagte ich mir, kommt es Robur darauf an, unerkannt zu bleiben. Was er mit Hilfe seines Apparates noch auszuführen gedenkt, davon wird man, fürchte ich, wenn ich an seine Drohungen denke, mehr Schlimmes als Gutes zu erwarten haben. Jedenfalls wird er das in der Vergangenheit beobachtete Inkognito auch in der Zukunft zu bewahren suchen. Nur ein einziger Mensch ist imstande, die Identität des ›Herrn der Welt‹ und Robur des Siegers zu beweisen, und dieser Mensch bin ich, sein Gefangener, ich, der den Auftrag hat, ihn zu verhaften, ich, dem die Pflicht oblag, ihm im Namen des Gesetzes die Hand auf die Schulter zu legen!«
    Doch konnte ich anderseits von draußen Hilfe erwarten?… Offenbar nein. Die Behörden konnten ja nichts davon wissen, was bei Black-Rock vorgegangen war. Die Polizisten John Hart und Nab Walker waren mit Wells jedenfalls nach Washington zurückgekehrt, und Herr Ward konnte sich nach Anhörung ihres Berichtes wegen meines Todes keinem Zweifel mehr hingeben. Die Sachlage war ja kurz folgende:
    Entweder war ich, als die »Epouvante« die Bucht verließ und mich am Taue ihres Ankers nachschleppte, im Eriesee ertrunken, oder ich befand mich, wenn man mich an Bord der »Epouvante« aufgenommen hatte, in den Händen ihres Kapitäns.
    Im ersten Falle blieb nichts anderes übrig, als um John Strock, den Oberinspektor der Polizei in Washington, zu trauern. Und im zweiten… Konnte man denn die Hoffnung nähren, diesen jemals wiederzusehen?
    Wie berichtet, fuhr die »Epouvante den Rest der Nacht und den folgenden Tag über den Eriesee hin. Gegen vier Uhr begannen in der Nähe von Buffalo zwei Torpedojäger das Fahrzeug zu verfolgen, und diesem gelang es, teils durch seine größere Fahrgeschwindigkeit, teils durch zeitweiliges Untertauchen, ihnen zu entkommen.
    Eilten sie ihm auch noch zwischen den Ufern des Niagarastromes nach so mußten sie hier doch bald Halt machen, da die Strömung sie die Fälle hinunter zu reißen drohte. Gegen Abend konnte man an Bord der Torpedojäger nichts anderes glauben, als daß die »Epouvante« in dem Abgrunde vor dem Katarakte untergegangen wäre. Jedenfalls konnte man, da es inzwischen Nacht geworden war, voraussetzen, daß kein Mensch das Luftschiff bemerkt hätte, als es sich über den Hufeisenfall emporschwang, und ebensowenig auf dem weiteren Wege bis zum Great-Eyry.
    Sollte ich nun bezüglich meiner selbst an Robur eine Frage richten?… Würde er überhaupt belieben, nur so zu scheinen, als ob er mich verstünde? Ihm genügte es ja offenbar, seinen Namen – nicht genannt, nein – hervorgestoßen zu haben in der Meinung, das sei auf alles eine hinreichende Antwort.
    Der Tag verstrich, ohne irgendwelche Änderung in der Lage der Dinge herbeizuführen. Robur und seine Leute beschäftigten sich eifrig mit dem Apparate, dessen Maschinen wohl verschiedene Reparaturen nötig haben mochten. Ich schloß daraus, daß er nicht säumen werde, wieder abzufahren, und daß ich an der Fahrt würde teilnehmen müssen. Man hätte mich zwar auch in diesem Kesseltale zurücklassen können, aus dem zu entweichen mir ganz unmöglich war und wo mein Leben für lange Zeit reichlich gesichert zu sein schien.
    Besonders fiel mir jetzt die Gemütsverfassung Roburs auf, denn ihn schien eine dauernde Gereiztheit, eine seelische Spannung mehr als je zu beherrschen. Was mochte da wohl in seinem stets siedenden Gehirn vorgehen?… Welche Pläne schmiedete er für die Zukunft?… Nach welcher Gegend würde er sich wenden?… Wollte er die in seinem Briefe ausgesprochenen Drohungen, offenbar die Drohungen eines Geistesgestörten, wahrzumachen versuchen?
    In der dem ersten Tage folgenden Nacht schlief ich auf einem Lager von trockenen Gräsern in einer der Höhlen des Great-Eyry, wohin man mir auch Nahrungsmittel gebracht hatte. Am 2. und am 3. August wurden die Arbeiten fortgesetzt, und dabei wechselten Robur und seine Gefährten kaum einige Worte Sie bemühten sich auch, vielleicht im Hinblick auf eine längere Abwesenheit, um die Herbeischaffung des nötigen Proviants. Wer weiß auch, ob die »Epouvante« nicht ungeheure Strecken durchmessen sollte, wenn ihr Kapitän nicht etwa die Absicht hatte, die weit draußen im
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