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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt
Autoren: Jules Verne
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freilich, Herr Direktor…
    – Es ist also von großem Interesse, zu erfahren, wie es dort steht. Sind wir auch ohnmächtig gegenüber einer gewaltsamen Störung in der Natur, so ist es doch geboten, die bedrohten Leute wenigstens vor der Gefahr, der sie entgegengehen, beizeiten zu warnen.
    – Das ist entschieden die Pflicht der Behörden, Herr Ward, antwortete ich. Man wird zu erfahren suchen müssen, was eigentlich da oben vorgeht.
    – Gewiß, Strock; mir scheint nur, das wird mit großen Schwierigkeiten verknüpft sein. In der dortigen Gegend behauptet man beständig, es sei unmöglich, die Felsmasse des Great-Eyry zu erklimmen und in dessen Inneres zu dringen. Hat man das aber überhaupt schon ernstlich und unter Verhältnissen versucht, die ein Gelingen in Aussicht stellten? Das glaub’ ich nicht, und meiner Ansicht nach müßte ein wohldurchdachter Versuch doch von Erfolg sein.
    – Unmöglich ist ja nichts, Herr Direktor, und hierbei handelt es sich am Ende um weiter nichts, als um die erforderlichen Kosten….
    – Um einen ganz gerechtfertigten Aufwand, Strock, um Unkosten, die gar nicht in Betracht kommen können, wenn es gilt, eine ganze Bevölkerung zu beruhigen oder einem ihr drohenden Unheil vorzubeugen. Ist es denn übrigens so sicher, daß die Abhänge des Great-Eyry so unersteigbar wären, wie man vielfach behauptet? Wer kann z.B. wissen, ob auf oder in dem Berge nicht eine Verbrecherrotte einen Schlupfwinkel gefunden hat, dessen Zugänge ihr allein bekannt sind?
    – Wie, Herr Ward, Sie hätten den Verdacht, daß Verbrecher…
    – Es kann ja sein, daß ich mich täusche, Strock, und daß dort alles seine natürlichen Ursachen hat. Gerade hierüber wollen wir aber Klarheit haben, und das sobald wie möglich.
    – Darf ich mir eine Frage erlauben, Herr Ward?
    – Recht gern, Strock.
    – Wenn man nun den Great-Eyry besichtigt und die Ursache jener Erscheinungen kennen gelernt hat, würden wir, wenn dort ein Krater vorhanden ist und etwa ein Ausbruch bevorsteht, imstande sein, das zu verhindern?
    – Nein, Strock, natürlich nicht, doch die Bewohner jenes Gebietes würden davon benachrichtigt werden. In den Dörfern würden die Leute wissen, woran sie sind, und die Farmen blieben verschont, von einem Unglücke überrascht zu werden. Wer kann denn jetzt wissen, ob irgendein Vulkan in den Alleghanies Nordkarolina nicht ebenso zu verwüsten droht, wie Martinique durch das Feuer des Mont Pelée?… Die Leute dort müßten sich doch wenigstens in Sicherheit bringen können…
    – Ich, Herr Ward, glaube noch immer, daß jenes Gebiet von keiner solchen Gefahr bedroht ist…
    – Und ich wünsche es, Strock. Es ist ja übrigens unwahrscheinlich, daß es in diesem Teile der Blauen Berge einen feuerspeienden Berg gibt. Die Appalachenkette ist nirgends von vulkanischer Natur. Dennoch hat man, nach den uns zugegangenen Berichten, aus dem Great-Eyry Flammen auflodern sehen. Man hat geglaubt, Erderschütterungen, mindestens ein Erzittern des Bodens, bis in die Umgebung von Pleasant-Garden wahrzunehmen. Sind das nun Tatsachen oder bloße Einbildungen? Darüber müssen wir Gewißheit haben…
    – Mit vollem Rechte, Herr Ward, und zwar ohne Aufschub.
    – Wir haben auch beschlossen, Strock, eine Untersuchung jener Erscheinungen am Great-Eyry vornehmen zu lassen. Dazu muß sich jemand unverweilt nach dem Lande begeben, um dort alle Beobachtungen, die man gemacht hat, zu sammeln, der Betreffende muß die Bewohner der Dörfer und der Farmer ausfragen… Wir haben auch schon unsere Wahl getroffen, wem diese Aufgabe zufallen soll, und der Mann sind Sie, Strock…
    – O, das freut mich herzlich, Herr Ward, rief ich; seien Sie überzeugt, daß ich nichts vernachlässigen werde, Ihnen Aufklärung zu verschaffen.
    – Das weiß ich, Strock; mir schien es von Anfang ein Auftrag zu sein, der Ihnen genehm sein würde.
    – Genehm, wie kein anderer, Herr Direktor!
    – Sie werden da eine schöne Gelegenheit haben, sich an einer Aufgabe zu versuchen, die ja Ihrem Temperamente entschieden entspricht.
    – Ganz sicher, Herr Ward.
    – Übrigens werden Sie ganz unbeschränkt sein, nach eigenem Ermessen zu handeln. Macht es sich nötig, eine Besteigung mit Hilfskräften zu veranstalten, so haben Sie, was die Unkosten betrifft, völlig freie Hand.
    – Ich werde mein Möglichstes tun, Herr Ward, darin können Sie auf mich bauen.
    – Insbesondere, Strock, empfehle ich Ihnen, die größte Vorsicht zu bewahren, wenn Sie dort im
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