Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen
Autoren: William Golding
Vom Netzwerk:
klang erstickt.
    »Du kennst Roger nicht. Der ist furchtbar –«
    »– und der Häuptling – die sind beide –«
    »– furchtbar –«
    »– nur, Roger –«
    Beide erstarrten. Von hinten, vom Stamm, kam jemand zu ihnen heraufgeklettert. »Er guckt, ob wir Wache halten. Schnell, Ralph!« Während Ralph Anstalten machte, sich den Felsen hinabzulassen, wollte er noch das Letzte aus diesem Gespräch herausholen.
    »Ich halt mich ganz in der Nähe auf, in dem Dickicht da unten«, flüsterte er, »macht, daß sie da wegbleiben – die kommen nie auf den Gedanken, daß ich ganz in der Nähe bin –«
    Die Schritte waren immer noch in einiger Entfernung.
    »Sam – mir passiert doch nichts – oder?«
    Die Zwillinge schwiegen wieder.
    »Da!« sagte Sam plötzlich, »nimm das mit –«
    Ralph fühlte, wie ihm ein Stück Fleisch zugeschoben wurde, und er griff danach. »Sagt doch! Was macht ihr mit mir, wenn ihr mich schnappt?« Oben schwieg es. er kam sich selbst töricht vor. er ließ sich den Felsen hinabgleiten.
    »Was habt ihr vor, wenn –?«
    Vom Gipfel des Turmfelsens kam die dunkle Antwort.
    »Roger hat einen Stock an beiden Enden zugespitzt –« Roger hatte einen Stock an beiden Enden zugespitzt. Ralph versuchte darin einen Sinn zu erkennen, vermochte es aber nicht. er gebrauchte alle Schimpfwörter, die ihm einfielen, und bekam einen Wutanfall, der in Gähnen überging. Wie lange kam man ohne Schlaf aus? er sehnte sich nach einem Bett und weißem Linnen – aber die einzige Weiße hier war die träge spritzende Milch, die aufschimmernd vierzig Fuß tief unten um den Fels spülte, auf den Piggy gestürzt war. Piggy war überall, war hier auf dem Damm, war in Finsternis und Tod zu einem Schrecken geworden. Wenn Piggy jetzt wieder aus dem Wasser käme mit seinem entleerten Kopf – Ralph wimmerte und gähnte wie einer von den Kleinen. Der Stock in seiner Hand wurde zur Krücke, an der er dahinschwankte.
    Dann riß er sich wieder zusammen. Man hörte Stimmen oben auf der Felsenburg. Samneric stritten mit jemandem. Aber der Farn und das Gras waren nah. Da konnte er verweilen, sich verbergen, gleich neben dem Dickicht, das ihm morgen als Versteck dienen sollte. Hier – und er fühlte Gras unter seinen Händen – konnte man über Nacht bleiben, nicht weit vom Stamm weg, damit man, brachen die Schrecken des Übernatürlichen auf, wenigstens unter Menschen fliehen konnte solange, selbst wenn das bedeutete, daß …
    Was bedeutete es denn eigentlich? ein an beiden Enden zugespitzter Stock. Was meinten sie damit? Sie hatten Speere geschleudert und vorbeigeworfen; außer einem. Vielleicht trafen sie das nächste Mal ebenfalls daneben.
    Er hockte im hohen Gras nieder; da fiel ihm das Fleisch ein, das Sam ihm gegeben hatte, und er begann gierig daran zu reißen. Während er aß, hörte er neuerlichen Lärm – Schmerzensschreie der Zwillinge, entsetzensrufe, zornige Stimmen. Was bedeutete das? Noch jemand außer ihm war in Not, denn mindestens einem der beiden erging es schlecht. Dann versanken die Stimmen hinter dem Felsen und er vergaß sie. er tastete mit den Händen und fand kühle, zarte Farnwedel, die an das Dickicht anstießen. Hier also war das Nachtlager. Morgen beim ersten Tagesgrauen kroch er ins Dickicht, zwängte sich durch die verschlungenen Stämme, versteckte sich so tief, daß einer nur durchkommen konnte, wenn er kroch wie er, und der bekam einen Speerstoß. Da saß er dann und die Suche ging an ihm vorbei und die Kette rollte weiter und schrie ihr Ululu über die Insel und er war frei.
    Seine Augen waren noch geschlossen und er war schon wach und lauschte einem Geräusch ganz in der Nähe. er schlug ein Auge auf, sah die weiche erde dicht unter seinem Gesicht, griff hinein und Licht filterte durch die Farnwedel. er konnte gerade noch feststellen, daß die endlosen Alpträume von Fallen und Sterben vorüber waren und daß es Morgen war, als er den Laut wieder hörte. es war ein Ululu-Schrei drüben an der Küste – und da antwortete der zweite Wilde und jetzt der dritte. Der Schrei schwoll über ihn hinweg den schmalen Teil der Insel entlang, von der See zur Lagune, wie der Schrei eines Vogels im Fluge. er überlegte nicht länger, packte seinen spitzen Stock und rutschte zurück durch den Farn. Sekunden später bohrte er sich in das Dickicht, aber zuvor sah er noch blitzschnell, wie die Beine eines Wilden auf ihn zukamen. Sie schlugen und stachen in den Farn, und er hörte Beine durch das hohe Gras
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher