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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis
Autoren: Robert Silverberg
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schöner als deine Mutter, Mädchen!«
    Farbe erblühte auf ihren Wangen, und sie wandte den Blick ab. Doch sie lächelte. Und sie war aufgeregt, denn ihre Brüste hoben und senkten sich sehr schnell unter ihrer Bluse, wie ich zu beobachten nicht umhin kam.
    »Und wann ist deine Mutter gestorben?« fragte ich.
    »Es war am Michaelisfest { * } vor sieben Jahren.«
    »Ich werde an ihr Grab gehen. Du weißt, daß sie und ich einst verlobt waren?«
    »Ich habe gehört, daß es einen Seefahrer gab, den sie liebte und der auf Freibeuterfahrt nach Amerika gegangen ist.«
    »Ich war dieser Seemann.«
    »Ja«, sagte sie. »Das weiß ich.« Ihre Schüchternheit und Furcht vor mir schmolzen rasch dahin. Sie berührte die Perle und sagte: »Als ich ein Kind war, hat meine Mutter oft von Euch gesprochen. Sie sagte, Ihr hättet ihr dies geschenkt und versprochen, mit Truhen voller Dublonen von Südamerika zurückzukehren, doch Ihr wäret auf See verschollen und bei einem Raubzug in Brasilien umgekommen.«
    »Ah. So wurde es berichtet, was?«
    »Sie wollte es nicht glauben, als man ihr sagte, Ihr wäret tot. Sie hat lange auf Euch gewartet, aufs Meer hinausgeschaut und gehofft, Ihr würdet eines Nachmittags von Plymouth kommen.«
    »Das ist wahr, Andrew«, sagte meine Stiefmutter Cecily. »Jeden Tag ist sie zum Ufer gegangen und hat gewartet und gebetet. Und man drängte sie zur Heirat, doch sie sagte, sie wollte nicht. Bis schließlich sicher war, daß Ihr tot sein mußtet, und dann hat sie sich endlich mit Richard Hooker verlobt, dem Sohn des Advokaten.«
    »Ich glaube, ich kann mich an ihn erinnern. Ein dunkelhaariger Mann mit einem strahlenden, guten Lächeln?«
    »Aye, das war er!« rief das Mädchen.
    »Ich hoffe, er hat sie gut behandelt.«
    »Aye, er war ein überaus liebevoller Gatte. Und er schenkte ihr zwei Söhne und eine Tochter, und dann starb sie, und es war ein sehr schmerzlicher Verlust für ihn. Der wohl auch zu seinem frühen Tod geführt hat.«
    »Dann ist er also auch tot.«
    »Es ist vor drei Jahren geschehen.«
    »Wie alt bist du, Mädchen?«
    »Fünfzehn, Sir.«
    »Fünfzehn. Aye. Und du führst den Haushalt allein, als die älteste?«
    »Das tue ich«, sagte sie.
    Fünfzehn. Nun, wenn dieses Mädchen 1595 geboren war, mußte Anne Katherine drei oder fünf Jahre auf mich gewartet und dann 1592 oder 1593 Hookers Werben nachgegeben haben. So rechnete ich es nach. Nun, und es war eine gute Art und Weise, jemandem seine Liebe zu zeigen, wenn man so lange Jahre auf ihn wartete. Und ich war nicht bekümmert, daß sie schließlich doch geheiratet hatte, denn hatte ich nicht dergleichen getan, mit meiner Kulachinga und meiner Inizanda und auch mit meiner Matamba und meiner Doña Teresa, die niemals meine angetrauten Frauen gewesen waren, es aber hätten sein können?
    »Es bereitet mir Vergnügen«, sagte ich, »zu sehen, daß meine Anne Katherine in dir wiedergeboren ist, mit all ihrer Grazie und unveränderten Schönheit oder vielleicht sogar einer erhöhten.«
    »Ihr seid sehr freundlich, Sir.«
    »Kate«, sagte meine Stiefmutter, »habe die Güte, einen Augenblick hinauszugehen, ja, Mädchen?«
    Sie machte einen Knicks und ging hinaus; und als sie fort war, sagte Mutter Cecily: »Es ist fast wie Hexerei, nicht wahr, Andrew? Sie ist fürwahr die wiedergeborene Anne Katherine. Ich verstehe nun, warum du so erstaunt warst, als ich sie herbrachte.«
    »Aye. Sogar das gleiche Alter wie damals, als ich mich in ihre Mutter verliebte.«
    »Sie ist vaterlos und trägt die Last, ihr Haus zu führen.«
    »Das hat sie gesagt, aye.«
    »Und du bist nicht mehr jung, und frisch von großen Abenteuern zurückgekehrt, und ich glaube, du möchtest dich hier niederlassen und deine Jahre in Ruhe verbringen.«
    »Das möchte ich, Mutter Cecily.«
    »Nun, dann…«
    Ich sah sie völlig erstaunt an. »Was willst du sagen?«
    »Ist es nicht klar?«
    »Daß ich sie als meine Frau nehmen soll?«
    »Ah, du bist langsam, Andrew, aber mit der Zeit findest du die Antwort.«
    Ich traute kaum meinen Augen. Sie meinte es völlig ernst. Ich blinzelte und gaffte und stellte mich mit diesem Mädchen im Ehebett vor, wie sich meine alte, lederartige Haut an ihrer zarten, nackten rieb, und meine Hand, die an so viele seltsame Orte gefaßt hatte, ihr Jungfrauenflies ertastete, und mein Glied, das sich an Jaqqa-Lenden und so vielen anderen gewärmt hatte, in ihren zärtlichen Hafen glitt – aye, ich war versucht, doch sie war auch ungeheuerlich, solch
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