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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung
Autoren: David Moody
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stieg.
    Unter ihnen war der Flugplatz zu einer kompakten Masse wildgewordener, verwesender Leichen geworden.

46
    Fast genau fünfundneunzig Tage, nachdem der Virus beinahe die gesamte Bevölkerung des Planeten ausgelöscht hatte, trafen die letzten Überlebenden am Himmel über Cormansey ein.
    Michael hatte in der kleinen Hütte neben der Landepiste gewartet. Donna und Jack Baxter leisteten ihm Gesellschaft, obgleich seit einer Zeit, die sich wie Stunden anfühlte, niemand gesprochen hatte. Endlich wurde die drückende Stille durch das anhaltende eintönige Dröhnen des herannahenden Helikopters unterbrochen. Das ferne Geräusch ließ Michaels Unsicherheit und Nervosität in nahezu unerträgliche Höhe ansteigen. Er scheute sich beinahe davor nachzusehen, als er ins Freie ging und den Himmel absuchte, bis er schließlich das herankommende Luftfahrzeug erkennen konnte. Er beobachtete jeden einzelnen Meter des qualvoll langen Landeanflugs genau und hastete dann längs über die kurze Landepiste der Insel.
    Cooper stieg als Erster aus, gefolgt von Juliet.
    Dann sah er sie.
    Michael rannte zu Emma und hielt sie fest. Er bemerkte nichts von dem, was plötzlich rings um sie herum vorging – die fieberhafte und aufgeregte Betriebsamkeit, die Tränen wegen der vermissten Freunde, die Autos, die sich aus verschiedenen Richtungen näherten, die Jubelrufe und Ausrufe vor Erleichterung und Trauer – sondern barg ihr Gesicht an seiner Brust und hielt sie fest.
    »Ich hätte nicht mehr geglaubt, dass du es hierher schaffst«, flüsterte er.
    »Genauso wenig wie ich«, gab sie leise zu. »Hast du schon etwas Annehmbares für uns gefunden, wo wir leben können?«, fragte sie dann, blickte in sein müdes, abgespannt aussehendes Gesicht und lächelte unter Tränen.
    »Bis jetzt noch nicht«, gab er aufrichtig zurück. »Aber ich arbeite daran. Später zeige ich dir einige Plätze. Du kannst dir aussuchen, wohin wir gehen werden.«
    Eine Schweigeminute lang stand Michael neben Emma und beobachtete, wie sie sich umblickte und versuchte, das, was sie von der Insel sehen konnte, in sich aufzunehmen. Er sah zu, wie sie von der Luft kostete, den Geräuschen rings um sich lauschte und die Atmosphäre in sich aufsog. Als er bemerkte, dass sie sich entspannte, hielt er sie fest, und sie weinte vor Erleichterung.
    Cormansey war ein kahler, kalter und oft unerbittlicher Ort, doch sie wussten beide, dass er das Beste war, das sie bekommen konnten.

Epilog
    Michael Collins
    2. Juni
    Heute Morgen habe ich Jack Baxter zum ersten Mal seit beinahe zwei Wochen getroffen. Er hat mir erzählt, dass er im Freien spazieren war. Ich sehe ihn oft in der Ferne, wie er alleine auf den Horizont zugeht. Er sagte, dass er auf der Insel im Kreis geht, um sich selbst beschäftigt zu halten.
    Hier besuchen uns nur sehr wenige Leute. Es gibt nicht viele weitere Häuser, die so abgeschieden sind wie unseres. Das war eine wohlüberlegte Entscheidung. Wir wollen beide nahe bei den anderen sein, aber zur selben Zeit auch ein Leben für uns alleine. Die meisten Leute haben sich dazu entschieden, sich in oder rund um Danvers Lye anzusiedeln. Es gibt einige, die eine geschlossene Gemeinschaft aufbauen wollen, und die nur mit ihresgleichen leben, schlafen und essen wollen. Manche könnten alleine nicht überleben und brauchen die Nähe zu den anderen. Wir wollen das nicht, und wir brauchen es auch nicht. Wir haben es bereits ausprobiert und lange genug auf diese Weise gelebt. Ein solches Leben erscheint jetzt sinnlos.
    Himmel, es könnte jetzt nicht schaden, wenn wir Phil Croft hier hätten. Seit Emma schwanger ist, rackern wir uns ab. Andere Leute haben versucht, sie zu unterstützen und ihr zu helfen, doch es war schwer und uns fehlen sein Rat, seine Begleitung und seine Fachkenntnis. Als sie im Winter in andere Umstände kam, war es mühevoll, und es wird im Herbst schwer werden, wenn das Kind auf der Welt ist. Auf jeden Fall werde ich sie dann mehr unterstützen können. Derzeit fühle ich mich nutzlos. Die anderen haben Verständnis dafür. Sie haben uns von dem Baby erzählt, das geboren wurde, als sie noch in der Stadt waren und was mit ihm geschehen ist. Uns ist klar, dass unserem Kind dasselbe zustoßen kann. Hier bestehen nahezu keinerlei medizinische Einrichtungen. Wir haben keine andere Wahl, als die Schwangerschaft durchzustehen. Nicht, dass einer von uns eine andere Wahl getroffen hätte. Ich bete darum, dass unser Baby in Ordnung sein wird. Ich habe mit
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