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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung
Autoren: David Moody
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Donna über seine Aussichten gesprochen. Sie sagte, dass, obwohl die Mutter des Kindes in der Stadt überlebt hatte, der Vater vermutlich durch den Krankheitserreger getötet worden war. Sie meint, dass die Tatsache, dass sowohl Emma als auch ich überlebt haben, möglicherweise einen Unterschied macht. Ich hoffe, dass das, was auch immer uns am Leben gehalten hat, vererbt wird und unser Kind ebenfalls beschützt.
    Jack und ich haben heute ein langes Gespräch über die Zukunft geführt. Ich habe zugestimmt, mit Cooper und einigen anderen in einigen Tagen zurück auf das Festland zu gehen. Es handelt sich erst um das dritte Mal, dass wir zurückkehren werden. Der Plan sieht vor, vorausgesetzt, das Wetter bleibt gut, dass uns Lawrence zum nächstgelegenen Hafen fliegt. Wir werden alles an Vorräten bergen, was wir finden können und uns dann irgendein Boot suchen, mit dem wir wieder hierher segeln können. Der Helikopter hat jetzt nicht mehr viel Treibstoff. Wir können versuchen, weitere zu finden, doch wir müssen nach einer anderen Möglichkeit, des Pendels zwischen Insel und Festland, Ausschau halten. Wir werden weiterhin dorthin zurückgehen müssen, da wir immer Medizin, Nahrungsmittel und Kleidung benötigen. Mit der Zeit werden wir ohne Zweifel etwas unabhängiger werden, doch momentan ist es vernünftiger, uns das, was wir benötigen, so zu besorgen.
    Wenn ich ehrlich bin, quälen wir uns hier ab, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Dinge jemals etwas leichter sein werden. Einige der Leute versuchen auszuarbeiten, wie dem Dorf Gas und Strom geliefert werden könnte. Vielleicht gelingt es ihnen, aber zu welchem Preis? Es wird eine enorme Anstrengung für eine zweifelhafte Ausbeute bedeuten. Wie soll der Nachschub aufrechterhalten werden? Wer wird alles in Gang halten? Es wird alles Zeit brauchen, doch das ist das Einzige, wovon wir im Überfluss haben. Nichtsdestoweniger kann ich nicht anders, als daran zu denken, dass all die Mühen und Kämpfe und alles, was wir durchgemacht haben, sich irgendwie sinnlos anfühlen ...
    Als wir das letzte Mal zurück auf das Festland gingen – es ist jetzt einige Monate her –, waren die Leichen beinahe verschwunden. Ich bezweifle, dass wir noch welche sehen werden, die sich bewegen, wenn wir diesmal hinkommen. Sie sollten mittlerweile völlig verrottet sein. Der letzte Leichnam, den ich gesehen habe, war neben der Straße knapp vor einem Laden, den wir entrümpelt hatten, zusammengebrochen. Sein Körper war massiv verwest und er lag einfach da und beobachtete mich. Er versuchte, sich zu bewegen, aber es gelang ihm nicht. Er schaffte es gerade noch, den Kopf ein wenig zu heben. Die Überreste seiner kalten, schwarzen Augen folgten mir, als ich mich zwischen dem Kaufhaus und dem Helikopter hin und her bewegte.
    Aus irgendeinem Grund denke ich häufig über diese Leiche nach. Ich glaube, sie verfolgt mich. Ich ertappe mich dabei, wie ich darüber nachdenke, was geschehen ist, dass aus einer normalen, gesunden Person dieser kalte, nutzlose Hügel aus Verfall werden konnte.
    Manchmal frage ich mich, wie bewusst sich die Leichen waren, was mit ihnen passiert ist. Sie konnten nicht reagieren, aber fühlten sie etwas? Ich frage mich, ob ihre Gehirne regsamer und lebendiger waren, als wir ursprünglich dachten, und ob es lediglich am Verfall ihres Fleisches und der Knochen lag, dass sie so reagierten und sich so verhielten, wie sie es taten? Mussten meine Freunde und meine Familie leiden? Wandelten sie ebenso ziellos umher und versuchten verzweifelt, Behaglichkeit oder Vertrautheit und Erlösung von ihrer Qual zu finden? Ich frage mich oft, ob mich dieser letzte Leichnam angesehen und sich daran erinnert hat, wer er einst gewesen ist.
    Es wird spät. Emma schläft, wie bereits den ganzen Nachmittag. Zweifellos wird sie bald aufwachen und mich dann die Nacht lang mit ihren Gesprächen wachhalten. Sie kann es immer noch nicht ertragen, nachts alleine zu sein. Niemand kann das.
    Ich stehe vor dem Haus und blicke über das Meer. Es ist ein strahlender, warmer und sonniger Tag, und das Wasser sieht in der Ferne trügerisch ruhig und einladend aus. Alles ist ruhig, und wenn ich einfach hier stehe und in die Stille hineinhöre, kann ich beinahe glauben, dass nichts von all dem je geschehen ist. Aber man kann die Tatsache, dass sich unser Leben für immer verändert hat, nicht leugnen. Egal, wie sehr wir versuchen, diesen Ort sicher oder gemütlich zu gestalten, wird der Rest
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