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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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entfernt gibt es einen entzückenden Strand.«
    »Kann ich mir vorstellen. Nur dass ich den nie zu Gesicht bekommen werde. Stattdessen werde ich mit einem Idioten eingesperrt sein und versuchen, ihm die Ursachen der Französischen Revolution verständlich zu machen, oder auch nur, in welchem Jahrhundert das war. Wenn ich es recht bedenke, bin ich mir nicht mal sicher, ob ich das selber noch weiß.«
    »Dann solltest du es besser herausfinden«, sagte Eva ihm. »Und zwar schnell.«
    »Gut, lassen wir das Thema erst einmal. Mein Kopf tut zu weh, um auch nur darüber nachzudenken. Ich bin am Verhungern. Gestern Abend gab’s kein Abendessen, und das Frühstück habe ich wohl auch verpasst.«
    »Und wessen Schuld ist das?« Eva beäugte seine erbarmenswürdige Erscheinung und gab schließlich nach. »Wenn du nach oben gehst, dich duschst und diese widerliche Unterhose in die Waschmaschine steckst, mache ich dir ein paar Sandwiches.«
    Wilt seufzte und ging nach oben.
    »Echt beschissene Ferien«, murmelte er auf halbem Wege.
    »Das habe ich gehört«, rief Eva ihm nach. »Du fluchst schon wieder! Du musst dir diese schmutzige Sprache abgewöhnen. Immerhin werden wir in sehr vornehmer Gesellschaft sein.«
    Wilt behielt seine Gedanken darüber für sich und ging ins Bad.
    Als er eine halbe Stunde später in Hemd und grauer Hose nach unten kam, fand er Eva am Telefon vor, wie sie Mavis Mottram die grässlichen Neuigkeiten berichtete, um sie neidisch zu machen. Er nahm seine Sandwiches – Schwarzbrot mit Sardinen – mit ins Wohnzimmer und starrte auf ein Cricket-Match im Fernsehen, ohne wirklich etwas davon mitzubekommen.
    Stattdessen grübelte er darüber nach, wie sehr sich seine Frau verändert hatte, seit sie letztes Jahr aus Amerika zurückgekommen war. Wilt wusste nicht, warum, und Eva weigerte sich, es ihm zu sagen. Ja, sie war nicht einmal bereit, überhaupt etwas darüber zu sagen, was letzten Sommer in Wilma, Tennessee, geschehen war. Hin und wieder murmelte sie »Miststück«, wenn sie nicht wusste, dass er es hören konnte. Entweder das oder »dumme Kuh«. Alles in allem war es sonnenklar, dass die Reise, bei der sie mit den Vierlingen im Schlepptau ihren Onkel Wally und ihre Tante Joan besuchen wollte, ebenso desaströs verlaufen war wie seine eigene Suche nach Old England, die er zur selben Zeit unternommen hatte.
    Er war in der Psychiatrie gelandet, nachdem er mit dem Kopf voraus auf der Ladefläche eines Pickups aufgeschlagen war, und war dann fälschlicherweise mit dem Verschwinden eines Schattenministers in Verbindung gebracht worden. Eva behauptete, sie sei früher zurückgekommen, weil Onkel Wally zwei Herzinfarkte erlitten habe. Insgeheim hegte Wilt den Verdacht, dass die Vier die Hand, oder besser gesagt die Hände, bei Wally Immelmanns Unglück im Spiel gehabt hatten, doch da er den grauenvollen Mann zutiefst verabscheute, war ihm das relativ egal. Das Einzige, was er beunruhigend fand, war Evas neue Entschlossenheit, ihn zu dominieren, ein Charakterzug, den sie offensichtlich erst in Amerika angenommen hatte. »Dominieren« war allerdings noch viel zu schwach. Ebenso wie »Kontrolle«. Seit letztem Sommer bestand sie darauf, dass er tat, was sie wollte und wann sie es wollte.
    Also, Wilt wollte auf keinen Fall den Sommer damit verbringen, vor irgendwelchen verdammten Snobs zu katzbuckeln, die ihn zweifellos von oben herab behandeln würden. Was für ein Idiot mochte dieser Sohn wohl sein, den er da unterrichten sollte? Er dachte gerade darüber nach, wo um Himmels willen er den entsprechenden Lehrplan für Geschichte auftreiben sollte, als Eva hereinmarschiert kam.
    »Oh, da bist du ja«, sagte sie. »Zu deiner Information, ich habe Lady Clarissa gesagt, dass du in Porterhouse warst, und es hat sich herausgestellt, dass Sir George, ihr Mann, auch dort war, also habt ihr schon etwas, worüber ihr reden könnt.«
    Wilt blieb der Mund offen stehen.
    »Um Gottes willen, ich war nie auch nur in der Nähe von Porterhouse! Ich war in Fitzherbert. Und du erwartest von mir, dass ich mit dem Mistkerl über die guten alten Tage in Porterhouse rede, und wer heute da Master ist? Wahrscheinlich kommt er jedes Jahr zum Jahresbankett. Der merkt doch sofort, dass ich ein Hochstapler bin.«
    »Na ja, so etwas kannst du doch sicher herausfinden, und dann lässt du ihn eben die meiste Zeit reden.«
    »Scheiße!«, stöhnte Wilt.
    »Und das ist noch ein Wort, das du künftig streichen kannst«, schnappte Eva und
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