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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf
Autoren: Tom Sharpe
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endlich den Mund«, brüllte ihn der Direktor andessen Geduldsfaden endgültig gerissen war. »Sie werden sich jetzt alle dazu bequemen, mir die Anzahl der Unterrichtsstunden aufzuschreiben, die die jeweiligen Dozenten ihrer Abteilung abhalten ...«
    Nachdem die Sitzung damit beendet war, ging Dr. Board neben Wilt den Korridor hinunter. »Es gelingt einem ja nicht oft, eine Lanze für sprachliche Akkuratesse zu brechen«, meinte er, »aber wenigstens habe ich Dr. Mayfield ein Schräubchen ins Räderwerk seines Automatengehirns geworfen. Der Mann hat sie doch nicht alle.«
    Als Wilt sich eine halbe Stunde später mit Peter Braintree in ihrer Stammkneipe, Zur Katze im Sack, traf, griff er dieses Thema auf.
    »Das ganze System ist hirnrissig«, meinte er beim zweiten Bier. »Mayfield hat es aufgegeben, sich ein Imperium akademischer Kurse aufzubauen, und ist dafür jetzt voll auf dem Kosten-Nutzen-Trip.«
    »Wem sagst du das«, seufzte Braintree. »Wir haben dieses Jahr bereits die Hälfte unseres Lehrbücherkontingents eingebüßt, und Foster und Carston wurden frühzeitig in Pension geschickt. Wenn das so weitergeht, werden sich demnächst bei der Lektüre des König Lear sechzig Schüler in einer Klasse um acht Exemplare raufen müssen.«
    »Du unterrichtest wenigstens noch was Richtiges! Aber mach du mal Progrediente Ausdrucksstrategien mit einem Kurs Autoschlosser III. Progrediente Ausdrucksstrategien! Die Himmelhunde wissen über Autos in- und auswendig Bescheid, während ich keinen blassen Schimmer habe, was Progrediente Ausdrucksstrategien eigentlich sein sollen. Wenn das keine Verschwendung von Steuergeldern ist! Abgesehen davon geht mehr von meiner Zeit mit Ausschußsitzungen drauf als für den sogenannten Unterricht. Zum Kotzen ist das!«
    »Wie geht’s denn Eva?« fragte Braintree, der angesichts Wilts mieser Laune gerne das Thema wechseln wollte. »Plus ça change, plus c’est la même chose. Also, ganz stimmt das auch wieder nicht. Wenigstens ist sie wieder von ›Stimmrecht für Kleinkinder‹ und ›Mit Elf zur Wahl‹ runter, nachdem diese zwei Typen vom PIA vorbeischauten, um sie für ihre Ideen zu gewinnen, und mit geschwollenen Visagen wieder abziehen mußten.«
    »PIA?«
    »Pädophiler Informations-Austausch. Früher nannte man die an so was beteiligten Heinis Kinderschänder. Die zwei Vögel begingen den Fehler, Evas Unterstützung für die Herabsetzung des Mündigkeitsalters auf vier gewinnen zu wollen. Ich hätte denen gleich sagen können, daß die Vier bei uns eine Unglückszahl ist, wenn man bedenkt, was die Vierlinge so alles anstellen. Als Eva endlich mit ihnen fertig war, müssen sie geglaubt haben, in einem verdammten Raubtiergehege gelandet und einer soeben Mutter gewordenen Tigerin in die Quere gekommen zu sein.«
    »Geschieht diesen Kerlen ganz recht.«
    »Nur Mr. Birkenshaw mußte darunter leiden. Samantha hat mit den drei anderen auf der Stelle KGV – ›Kinder gegen Vergewaltigung‹ – ins Leben gerufen und im Garten eine entsprechende Zielscheibe aufgestellt. Zum Glück funkten die Nachbarn energisch dazwischen, bevor sich ein kleiner Junge aus der Straße selbst kastrieren konnte. Zu dem Zeitpunkt trainierten die Vierlinge noch mit Taschenmessern. Also, eigentlich waren es Metzgermesser, und sie gingen schon recht geschickt damit um. Emmeline traf die Eier der verdammten Konstruktion aus sechs Metern Entfernung, und Penelope durchbohrte sie aus dreieinhalb Metern Abstand.«
    »Wie?« fragte Braintree erschüttert.
    »Natürlich war das Ding ein bißchen überlebensgroß. Sie haben es aus einer alten Fußballblase und zwei Tennisbällen gebastelt. Aber eigentlich war es der Penis, der die Nachbarn richtig in Harnisch gebracht hat. Vor allem Mr. Birkenshaw. Ich ahnte gar nicht, daß er eine solche Vorhaut hat. Und wenn ich es recht überlege, bezweifle ich sehr, daß das sonst jemand in der Straße wußte zumindest nicht, bevor Emmeline seinen Namen auf das verdammte Kondom schrieb, es aufblies und daran ringsum Einwickelpapier vom Weihnachtskuchen befestigte, so daß der Wind das Ganze am Samstag nachmittag zur günstigsten Zeit zehn Gärten weit trug. Schließlich blieb es im Kirschbaum von Mrs. Lorrimer an der Ecke hängen. Auf diese Weise war BIRKENSHAW weithin in alle vier Himmelsrichtungen deutlich zu lesen.«
    »Ach du liebes bißchen«, seufzte Braintree. »Was, um Himmels willen, hat Mr. Birkenshaw dazu gesagt?«
    »Bis jetzt nicht viel«, sagte Wilt. »Er steht noch
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