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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte
Autoren: Jason Dark
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tobte, und Cresson war froh gewesen, nicht mehr zwischen die Mahlsteine der beiden Parteien zu geraten.
    Bis zur letzten Nacht!
    Er schenkte noch einmal Kaffee nach. Seine Hand zitterte dabei, was ihn ärgerte, er aber nicht ändern konnte. Sein Blick war trübe, als er auf den schwarzbraunen Kaffee starrte. Die Lippen lagen zusammengepreßt, sie wirkten wie zwei graue Schlauchstücke.
    Wie ging es weiter?
    Er wußte es nicht. Aber er wollte auch nicht sterben. Er mußte sich etwas einfallen lassen.
    Freunde wären jetzt gut gewesen.
    Cresson lachte scharf auf. Ein Mann wie er hatte keine Freunde. Er hatte sie nie gehabt. Weder in seinem ersten, noch in seinem zweiten Leben.
    Er war immer auf sich selbst gestellt gewesen, und er hatte auch andere Menschen nicht akzeptiert.
    Wem konnte er sich anvertrauen? Bei wem konnte er beichten?
    Plötzlich drang ein Lachen aus seinem Mund. Er war über das letzte Wort in seinen Gedanken gestolpert. Beichten…
    Davon hatte er nie viel gehalten. Beichten war für ihn etwas für Schwächlinge gewesen und nicht für Menschen, die mitten im Leben standen, schon gar nicht für einen Killer wie ihn.
    Und doch wollte ihm dieses Wort nicht aus dem Sinn. Es hatte sich in seinem Gehirn festgesetzt. Er dachte daran, daß dieser Begriff so etwas wie ein Zeichen war und ihn auf eine ganz bestimmte Spur bringen sollte.
    Cresson stand auf.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und begann mit seiner Wanderung durch den Raum. Das tat er stets, wenn er über ein Problem nachdenken mußte.
    Immer wieder stolperte er gedanklich über dieses Wort. Warum beichten? Wer hämmerte ihm dieses Wort ein? War es sein Gewissen?
    Bisher hatte er gedacht, so etwas nicht zu kennen, aber auf einmal ließ es ihn nicht los. Ja, ein Gewissen, eine andere Kraft, die sich von irgendwoher gemeldet hatte.
    Gott etwa?
    Beinahe hätte er gelacht, wie er es früher getan hätte. Doch an diesem späten Morgen konnte er darüber nicht lachen. Er hatte den Eindruck, eine Strafe zu bekommen für all die Greueltaten, die er getan hatte. Und Cresson dachte sogar einen Schritt weiter. Möglicherweise kehrte der Schrecken ja wieder zurück, den er über die Menschen gebracht hatte.
    In seinen Träumen, die sich zu schweren traumatischen Erlebnissen steigerten und ihm den Schlaf raubten.
    Er fürchtete sich einfach vor der kommenden Nacht. Allerdings nicht wegen des Beils, sondern wegen seiner Träume, die möglicherweise schon auf dem Weg zu ihm waren.
    Vor dem Fenster blieb Cresson stehen und strich durch sein Haar. Trotz des getrunkenen Kaffees war seine Kehle trocken geworden, aber das Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    Was wollte ihm dieses Wort sagen?
    Cresson überlegte so intensiv, daß er beinahe schon Kopfschmerzen bekam. Es war der Weg, aber er endete noch vor einer verdammten Mauer. Die mußte er erst einreißen.
    Er ging das Problem von einer anderen Seite her an. Beichten, das war okay.
    Aber wo konnte er beichten? In einer Kirche, bei einem Pfarrer!
    Plötzlich zuckten Cressons Augen, und der durch seinen Kopf rasende Gedanke war wie ein Blitzlicht.
    Pfarrer!
    Er kannte einen, schlug gegen seine Stirn und ging rückwärts auf einen Stuhl zu. Er setzte sich hin. Dabei hörte er sich selbst lachen, kippte den letzten Rest Kaffee aus der Kanne in die Tasse und sprach mit sich selbst. »Langsam, Auguste, nur nichts überstürzen. Immer erst nachdenken, bevor du eine Entscheidung triffst.«
    Das Wort beichten war in den Hintergrund gedrängt worden. Dafür zählte jetzt der Pfarrer.
    Wie hieß der Mann noch, mit dem er vor gut einem Jahr in Paris zu tun gehabt hatte? Cresson zerbrach sich den Kopf, seine Lippen bewegten sich, ohne Worte oder irgendwelche Sätze zu formen, doch die Gedanken waren da. Sie näherten sich dem Ziel, und er murmelte nach einer Weile die erste Silbe.
    »Clock… Block… oder so ähnlich.«
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Tasse wackelte, und jetzt war es wie eine Initialzündung. Plötzlich hatte er den Namen. Ja, das war er.
    Bloch hieß der Mann. Abbé Bloch!
    Cresson stöhnte auf. Er preßte beide Hände vor sein Gesicht und fühlte sich erleichtert. Die Luft saugte er durch die Nase ein, über die Lippen glitt ein Lächeln, und er dachte daran, daß ihm dieser Mann einmal erklärt hatte, daß er immer zu ihm kommen konnte, wenn er sich mal in Schwierigkeiten befand.
    Damals hatte der Henker nur müde darüber gelächelt und den Zettel mit der Adresse, ohne richtig darauf zu
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