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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition)
Autoren: Alexis Levi
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mitleidig an.
    „Sie glauben, dass ich bekloppt bin!“, stellte sie nüchtern fest und kramte einen zerknitterten Zettel aus ihrer Hosentasche.
    „Vor zwei Tagen haben Sie mich übers Internet eingeladen, auf Ihrer Couch zu schlafen“, ihre ausgestreckte Hand hielt ihm den Ausdruck des Emails entgegen. „Sehen Sie...“
    Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Nie hätte ich Fremde eingeladen, bei mir einzubrechen“, seine männlichen Züge leuchteten in einem zornigen Rot, „und überhaupt, was sind denn das für Leute, die sich bei irgendwelchen Fremden einquartieren?“
    Bell blinzelte.
    Er packte sie an ihren feingliedrigen Schultern und schüttelte sie, dass ihr die Zähne klapperten. Hund ging in Angriffstellung.
    „Hat Ihnen, zum Teufel noch mal, keiner je gesagt wie gefährlich das ist, was Sie hier machen?“, tobte er. „Ich könnte Jack the Ripper , oder sonst jemand sein!“
    Er hatte keine Ahnung, woher seine Sorge um diese verrückte Lady herrührte, doch er hatte das untrügliche Bedürfnis, sie zur Besinnung bringen zu müssen. Er war eben ein Kerl, zum Teufel noch mal! Das hatte ganz bestimmt nichts mit diesem süßen Persönchen zu tun. Das temperamentvolle italienische Blut brodelte heftig in seinen Adern. Das musste es sein. Ja, er mutierte zu Mr. Hyde , wenn er eine Frau sah. Ganz gewiss nicht diese eine Frau im Speziellen. Diese Lady war eben die einzige, die gerade da war.
    Er hatte entschieden zu wenig Sex. Ein normales Bedürfnis also. Ein bedauerlicher Zustand, aber immerhin menschlich. Chris atmete tief durch. Diese hübsche Eintagsfliege, die eingeschüchtert vor ihm stand, musste nicht unbedingt wissen, dass er ein scharfer Hengst war.
    Hund veranstaltete einen Mords – Zirkus.
    „Halt´s Maul, Hund“, zischte er Richtung Boden, wo der Köter seinen diesmal rechten Stiefel bereits gefährlich anvisierte.
    Kampfhund ließ sich nicht beeindrucken, er hatte seine Sympathie bereits bekundet.
    „So ist das doch gar nicht…“, versuchte Bell das wütende Kläffen zu überschreien, „das sind lauter nette Leute, die couchsurfen, keine Psychopathen. Außerdem hat man manchmal einfach keine andere Möglichkeit, als etwas Verrücktes zu tun“, verteidigte sie sich. In ihren großen Augen schwammen unterdrückte Tränen, doch ihr Kinn hatte sie unbeugsam und entschlossen vorgeschoben.
    Sie war ziemlich tough, erkannte Chris. Und grenzenlos naiv, so hatte es den Anschein. Er packte sie erneut bei ihren Schultern angesichts solch beträchtlicher Gutgläubigkeit.
    Wollte er ihr ihren Verstand aus dem Kopf schütteln? Sie versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien, und ignorierte gekonnt das wohlige Gefühl, das seine eher rüde Berührung bei ihr ausgelöst hatte. Meine Güte, sie war schon ganz benommen.
    Endlich ließ er fluchend von ihr ab.
    „Damned rospo, lass los, verdammtes Mistvieh.” Er deutete auf seinen rechten Stiefel. „Hätten Sie wohl die Güte Ihren Bodyguard von mir abzuziehen?“
    „Hund, lass los!“, befahl Bell, diesmal resolut.
    Sofort ließ das Tier den Schuh los und setzte sich an ihre Seite. Fasziniert schüttelte sie den Kopf und versuchte, nicht weiter über ihren selbsternannten Schutzengel nachzudenken.
    „Wer sind Sie eigentlich?“, fragte er. „Und warum zum Teufel nennen Sie Ihren Hund nur Hund?“
    Bell seufzte. „Ich hab Ihnen doch schon erklärt, dass ich diesen Hund noch nie zuvor gesehen habe“, erklärte Bell mit geduldiger Stimme. Diese Unterhaltung war sowieso vergebliche Mühe. Sie spürte bereits leicht einsetzende Kopfschmerzen.
    Gerade wollte er ihr seine gesalzene Meinung kundtun, als von draußen ein lautes Rufen ertönte. Chris raufte sich seine kurze, pechschwarze Haarpracht und Bell beschloss, dass dieser Mann noch weit mitgenommener aussah, als sie selbst. Um einer neuerlichen Schimpftirade zu entgehen, drängte sie sich an ihm vorbei nach draußen, um zu sehen, wer oder was diesen Trubel verursachte. Hund wich ihr nicht von der Seite.
    Der Anblick, der sich ihr bot, ließ für einen kurzen Moment ihren Herzschlag aussetzen. Nach Luft ringend sah sie sich um. „Das darf doch alles nicht wahr sein…!“ Sie stand da und schlug entsetzt die Hände vor dem Gesicht zusammen.
    Hier war sie nun. Ja, Bell war direkt in der Hölle gelandet. Launige Ironie des Schicksals. Highway to Hell…
     
    Mein Gott, welch prachtvolles, farbenprächtiges Anwesen sich vor ihr erstreckte. Betreten spähte Bell durch ihre Finger hindurch.
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