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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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vernommen werden.
    «Nicht viel, was wir wissen.»
    «Besser gesagt, gar nichts. Niemand konnte den Täter beschreiben. Was nun, Herr Kommissär?»
    «Du unterhältst dich morgen früh zuerst einmal mit Robi. Und dann wäre es sicher nicht schlecht, wenn du mal deinen Paps anrufst …»
    « … der mir sagen soll, ob die Bundeshaushyänen irgendwelche Skandale hinter vorgehaltener Hand über Weller tratschen.»
    «Genau. Ich werde versuchen, mit Frau Weller zu reden. Die Wellers wohnen übrigens Haus an Haus mit Olivia Vischer. Da könnte ich auf einen Sprung bei Olivia vorbeischauen.»
    «Nun denn, es lebe die Politik!»
    Ferrari verliess das Kommissariat. Es war saukalt und der Wind verstärkte die Kälte noch. Gefühlte null Grad. Der Kommissär zog seinen Schal bis unter die Nase, beinahe wie einer der Vermummten auf den Demonstrationsfotos. In der Steinenvorstadt blieb er vor einem Kino stehen. Wann sind Monika und ich zum letzten Mal im Kino gewesen? War es der letzte «James Bond»? Nein, «Ice Age 3» vor mehr als einem Jahr. Wir sollten öfters ins Kino gehen oder etwas unternehmen. Aber wann? Monika, Ferraris langjährige Partnerin, hatte mit der Leitung ihrer kleinen Apothekenkette sehr viel zu tun und er konnte sich auch nicht gerade über Langeweile beschweren. Nebenan unterhielten sich drei junge Frauen rauchend über den Sinn oder aus ihrer Sicht den Unsinn des Rauchverbots in den Basler Restaurants. Damit sich die Raucher auch in der Kälte einigermassen wohlfühlten, stellten die Beizer vor ihren Lokalen kleine Bars mit Heizaggregaten auf. Aber wirklich gemütlich war es nicht, und von Genuss konnte schon gar keine Rede sein. Nach wenigen Zügen schnippten sie frierend ihre Kippen in einen grossen, designten Aschenbecher und verzogen sich wieder ins warme Innere. Der Umsetzung des Verbots waren hitzige Diskussionen vorausgegangen. Ferrari hatte sich daran wohlweislich nicht beteiligt, im Gegensatz zu Monika, die sich voll ins Zeug gelegt hatte. Im Kommissariat hielten sich die beiden Fraktionen in etwa die Waage, während Monikas Freundinnen, eine Ansammlung von akademischen Intelligenzbestien, wie Kamine rauchten und somit klar gegen ein Verbot waren. Sie seien eine Gruppe von Süchtigen, hatte der Kommissär einmal blauäugig in die Runde geworfen und wäre dafür beinahe auf dem Altar des Rauchgottes geopfert worden. Wenn das monatliche Hexentreffen, das alternierend mal hier, mal dort stattfand, bei ihnen zu Hause tagte, wurde die ganze Sippe von seiner Freundin in den Wintergarten verbannt. Ein Kompromiss, mit dem sich anscheinend alle zufrieden gaben. Kam Ferrari so kurz nach Mitternacht nach Hause, denn ein Abend mit den hochintelligenten, anstrengenden Damen wäre über seinen Verhältnissen gewesen, herrschte Villa Durchzug, damit der Rauch auch wirklich aus jeder Ritze des Hauses hinausgeblasen wurde. Am anderen Morgen beklagte sich Monika über fürchterliche Kopfschmerzen. Ferrari enthielt sich jeglichen Kommentars, denn bei negativen Äusserungen über ihre Freundinnen verstand sie keinen Spass. Der Kommissär rauchte zwar selbst nicht, aber es störte ihn auch nicht, wenn jemand in seiner Gegenwart eine Zigarette anzündete. Einzig auf der Fussballtribüne im St. Jakob-Park, wenn vor ihm irgendein Idiot auf die Idee kam, eine Zigarre zu rauchen, drehte er durch und wurde zum militanten Nichtraucher. Zigarette ja, aber jemand vor sich zu wissen, der dir eine Halbzeit lang genüsslich den Rauch ins Gesicht bläst, das war selbst für ihn eine Zumutung.
    Am Barfüsserplatz stieg er in den Dreier Richtung Birsfelden. Sein Lieblingsplatz im hintersten Wagen vorne rechts war besetzt. Er stellte sich neben die alte Dame, die ihn krampfhaft blockierte. Nach fünf Minuten und einer Vollbremsung, die ihn beinahe in die Fensterscheibe fliegen liess, gab er auf und setzte sich hinter die Frau, nicht ohne noch schnell an den Sitz zu stossen.
    «Pardon!», liess der Kommissär scheinheilig verlauten. Sie soll ruhig wissen, dass sie auf meinem Platz sitzt. Eine halbe Stunde später war er zu Hause. Monika und ihre Tochter Nicole stritten sich heftig.
    «Kommt nicht in Frage! Am sechsundzwanzigsten bist du daheim.»
    «Ich bin kein kleines Kind mehr. Alle anderen dürfen, nur ich nicht. Diese Scheissweihnacht!»
    Nicole rauschte an Ferrari vorbei.
    «Hallo, Töchterchen!»
    Ferrari hörte nur noch, wie sie ihre Zimmertür zuschlug, eine Antwort bekam er nicht.
    «Ciao, Darling», Ferrari küsste
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