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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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dicht auf den Fersen», wunderte sich Nadine.
    «Ach ja? Dann wird ihn Christoph sicher schnappen», schmunzelte der Kommissär.
    Die spärlichen Akten, eigentlich nur eine Schilderung des Tathergangs und der Obduktionsbericht, waren schnell gesichtet. Weller war nach der Wahl im Bundeshaus in Bern mit dem Zug am späten Nachmittag nach Basel gefahren, wo er von seinem Chauffeur abgeholt wurde. Beim Bahnhof SBB kam es zu einem Zwischenfall. Ein Demonstrant bewarf den neu gewählten Bundesrat mit einem Farbbeutel. Nach diesem unrühmlichen Intermezzo wurde Weller von seinen Helfern über die Passerelle zur Meret Oppenheim-Strasse eskortiert, wo sein Fahrer mit dem schwarzen Mercedes wartete. Gefolgt von einer weiteren Limousine mit vier Bodyguards, wurde Weller ins nahe Villenviertel Bruderholz chauffiert. Auch dort lieferten sich bereits vor seinem Eintreffen Anhänger und Gegner ein kleines Scharmützel. Die Polizei, die mit solchen Aktionen gerechnet hatte, schritt ein und bildete einen Kordon zwischen Freund und Feind. Bundesrat Weller stieg bestens gelaunt aus seiner Limousine und liess sich inmitten seiner Anhänger feiern. Eine weitere Eskalation schien laut Polizeibericht nicht mehr erfolgt zu sein. Die unbewilligte Demonstration war unter Kontrolle, nur einzelne autonome Demonstranten hätten die Polizisten noch mit Steinen beworfen.
    «Das war kein einfacher Einsatz für Robi und seine Leute», bemerkte Nadine.
    «Es gibt immer mehr solcher Chaoten. Denen geht es doch nicht um Weller oder die Politik insgesamt, sondern nur darum, Krawall zu machen. Das nimmt zu. In der Politik, im Fussball, überall. Du könntest dich morgen mit Robi unterhalten. Vielleicht hat er mehr gesehen, als hier im Protokoll steht.»
    Acht Polizisten wurden bei dem Einsatz verletzt, siebzig Demonstranten vorübergehend verhaftet. Während den Attacken auf die Polizei feierten die EFP-Anhänger ungerührt ihren neuen Bundesrat. Eigentlich pervers! Hier jubeln Menschen jeglichen Alters ihrem Messias zu, während fünfzig Meter davon entfernt sich seine Gegner mit der Polizei anlegen. Als eine Anhängerin dem neuen Bundesrat einen Blumenstrauss überreichte, brach er zusammen. Eine vermummte Gestalt hatte ihn mit einem Messer attackiert und konnte unerkannt in der Menge abtauchen.
    «Wo waren denn seine Bodyguards?»
    «Eine Frage, die wir dem Chef des Bewachungsdienstes stellen werden, Nadine.»
    Der Täter hatte sein Werk vollbracht. Weller wurde zwar sofort mit einem Polizeiauto ins Bruderholzspital gefahren, doch die Stiche waren tödlich gewesen. Die Ärzte konnten nur noch seinen Tod feststellen. Vor der Villa der Familie Weller spielten sich inzwischen unglaubliche Szenen ab. Die Anhänger, von einem Parteimitglied aufgestachelt, gingen auf die Demonstranten los. Einsatzleiter Robert Kunz versuchte zunächst mit seinen Leuten, die gegnerischen Parteien weiterhin voneinander getrennt zu halten, sah jedoch bald ein, dass seine Leute auf verlorenem Posten standen, und blies zum Rückzug. Was folgte, war eine richtige Schlacht zwischen den beiden Gruppierungen. Ferrari zeigte auf die vor ihnen ausgebreiteten Fotos.
    «Wie nach einem Bombeneinschlag!», staunte Nadine.
    «Die haben sich zuerst gegenseitig die Hucke voll gehauen und danach auf dem Weg runter in die Stadt alles kurz und klein geschlagen. Autos, Gartenzäune, Fenster. Mich wundert, dass es keine Toten gab.»
    «Die Menschheit spinnt!»
    Kunz hatte Verstärkung angefordert. Und so gelang es dann doch noch, die Ausschreitungen in den Griff zu bekommen, unten im Gundeli.
    «Vielleicht war der Mörder dabei. Und wir haben ihn am Morgen wieder freigelassen», sinnierte Ferrari.
    «In den Akten steht immer nur der Mörder. Weshalb ist Christoph so sicher, dass es sich nicht um eine Mörderin handelt?»
    «Gute Frage! Der Täter war vermummt. Mich erstaunt, dass die Person problemlos entkommen konnte. Sie sticht zu und verschwindet.»
    «Mit dem Messer!»
    «Richtig. Das Messer wurde am Tatort nicht gefunden.»
    Christoph Suter und sein Assistent liessen den Tatort sofort absperren und begannen mit den Ermittlungen. Die Spurensuche ergab keinerlei Resultate, was angesichts der Menschenmenge kein Wunder war. Auch die ersten Befragungen blieben ergebnislos, weder der engste Kreis der Parteispitze noch die Bodyguards konnten ein genaues Signalement des Täters abgeben. Es sei alles viel zu schnell gegangen. Und Wellers Gattin hatte einen Schock erlitten und konnte bisher nicht
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