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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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war.»
    «So, so. Ein wahrhaft stichhaltiges Argument. Ich hoffe, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst. Ich bin nämlich ein verkappter Sozi. Ich war sogar einmal im Vorstand der jungen SP. Aber das ist schon eine Weile her.»
    Nadine lachte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    «Ich behalte das Geheimnis für mich.»
    «Was meint dein Vater zur Wahl Wellers?»
    «Er schäumt vor Wut. Er gehört zu denen, die in der Fraktion bis zur letzten Minute gegen Weller mobil machten. Leider ohne Erfolg. Weller versprach den Bürgerlichen den Himmel auf Erden. Das zieht immer, wie man ja auch in Deutschland sieht.»
    «Ich habe Weller heute im Fernsehen beobachtet. Ein gewisses Charisma und ein professionelles Auftreten sind ihm nicht abzusprechen.»
    «Ein Wolf im Schafspelz.»
    «Warten wir doch einmal ab, wie sich das Ganze entwickelt, Nadine. Seine Partei ist zu klein, um etwas bewegen zu können. In jedem Land gibt es zwanzig Prozent Unzufriedene. Rechte und Linke, die mit dem System nicht klarkommen. Irgendwann werden die Bürgerlichen aufwachen. Dann ist Wellers Schonfrist vorbei. Vielleicht ist die Entwicklung sogar ganz gut. Es könnte durchaus sein, dass die gemässigten Bürgerlichen und die gemässigten Linken etwas näher zusammenrücken.»
    «Deine Worte in Gottes Ohr und hoffentlich …», weiter kam Nadine nicht, denn Jakob Borer stand plötzlich in der Tür.
    «Haben Sie Olivia schon erreicht, Ferrari?»
    «Nein, aber ich werde es morgen früh sofort versuchen.»
    Etwas in Borers Stimme liess Ferrari aufhorchen.
    «Das ist nicht mehr nötig. Schalten Sie Ihren Fernseher ein.»
    Ferrari und Nadine starrten auf den TV-Sprecher. Das Programm wurde aus aktuellem Anlass unterbrochen.
    «… wurde der frisch gewählte Bundesrat Weller vor seinem Haus auf dem Bruderholz ermordet. Vom Täter fehlt bisher jede Spur.»
    «Kurze Amtszeit!», stellte Nadine trocken fest, während Ferrari den Staatsanwalt entsetzt anstarrte.

2. Kapitel
    «Kommt überhaupt nicht in Frage!», ereiferte sich Ferrari, der mit Nadine zusammen in Borers Büro sass. «Wir haben weder Zeit noch Lust im Sumpf der Politik zu waten. Ausserdem steckt Christoph mit seinem Assistenten bereits voll in den Ermittlungen. Ich bin doch kein Kameradenschwein.»
    «Aha, daher weht der Wind, Ferrari! Ihr Kommissäre haltet immer zusammen. Sogar dann, wenn einer von euch in einer Sackgasse landet. Ich habe von Anfang an gewusst, dass dieser Schmalspurermittler die Sache versaut.»
    «Unsinn! Christoph ist ein guter, ein sehr guter Kommissär. Es gibt keinen Grund, ihn von diesem Fall abzuziehen.»
    «Das ist er nicht!»
    «Sehr wohl ist er das! Er hat bisher jeden Fall oder beinahe jeden gelöst. Also, was soll der Mist?»
    «Es geht nicht voran, Ferrari. Ich will Ergebnisse sehen, ein Mörder muss her!»
    «So ist das, es geht Ihnen zu langsam voran. Die Öffentlichkeit schreit nach einem Sündenbock. Dabei sind gerade mal vier Tage vergangen. Nein, wir übernehmen den Fall nicht.»
    «Was erlauben Sie sich!» Borer war zitternd aufgesprungen und krallte sich an seinem Schreibtisch fest. «Wenn Sie diesen Fall nicht übernehmen, Ferrari, dann …»
    Ferrari war ebenfalls aufgesprungen.
    «Was dann, Herr Staatsanwalt?»
    Die beiden standen sich kampfbereit gegenüber, wie zwei Boxer. Wortlos verstrich Sekunde um Sekunde. Niemand rührte sich. Dann liess sich Borer unvermittelt in seinen bequemen Polstersessel fallen und wischte sich den Schweiss von der Stirn. So einen Stuhl wollte Ferrari schon lange … Die unüberwindbaren Hierarchien liessen jedoch grüssen. Dann erhob sich der Staatsanwalt mit einem Ruck, griff nach der Giesskanne und begann, mit dem Rücken zu Nadine und dem Kommissär, seine Pflanzen zu giessen. Der spinnt total, der Alte! Ferrari sah Hilfe suchend zu Nadine, die ihn mit dem süssesten Lächeln der Welt bedachte.
    Nach einiger Zeit drehte sich Borer um.
    «So kommen wir nicht weiter», sülzte der Staatsanwalt. «Nehmen Sie wieder Platz, Ferrari. Es beruhigt mich, wenn ich meine Lieblinge hegen und pflegen darf. Es ist schon ein richtiger kleiner Urwald geworden. Sehen Sie diese hier, eine besonders seltene Orchidee, die hat mir meine Frau zu meinem Geburtstag geschenkt …»
    «Weshalb lassen Sie sie dann nicht zu Hause?», brummte Ferrari genervt.
    «Weil ich hier viel mehr Zeit verbringe. Meine Frau versteht das. Also, wie gesagt, diese Orchidee, sehen Sie, wie sie es hier am Fenster geniesst. Nicht zu warm,
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