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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Autoren: Vincent Bugliosi
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losziehen und vollkommen fremde Menschen bestialisch abschlachten, die zudem Vergnügen daran finden und keinerlei Anzeichen von Reue oder Schuldgefühlen zeigen. Dies alles zusammengenommen, macht Manson vielleicht zum furchterregendsten Massenmörder und diese Morde selbst zu den bizarrsten Verbrechen in der amerikanischen Kriminalgeschichte.
    Wie es Manson gelingen konnte, eine solche Kontrolle über die Menschen zu erlangen, gehört zu den beunruhigendsten Fragen überhaupt.
    Im Verlauf des Tate-LaBianca-Prozesses ging es weniger darum, wie es ihm gelang, sondern darum zu beweisen, dass es ihm gelang. Dabei ist eigentlich das Wie im Zusammenhang mit dem Manson-Phänomen von entscheidender Bedeutung.
    Einige Antworten kennen wir bereits.
    Wahrscheinlich ist Manson im Lauf seines rastlosen Lebens Tausenden von Menschen begegnet. Doch die meisten dachten gar nicht daran, ihm nachzufolgen, sei es, weil sie spürten, dass er ein sehr gefährlicher Mann war, oder weil sie mit seiner kranken Philosophie nichts anzufangen wussten.
    Bei denen, die sich ihm anschlossen, handelte es sich aber nicht um ganz normale Mädchen oder Jungen. Charles Manson war durchaus kein Rattenfänger von Hameln, der plötzlich an der Texas State auf dem Basketball-Spielfeld erschien, Charles Watson eine LSD-Tablette spendierte und ihn dann in ein kriminelles Leben entführte. Watson hatte nur ein Jahr vor seinem Abschluss das College verlassen, war nach Kalifornien gegangen und hatte bereits Drogen konsumiert und auch damit gehandelt, als er Charles Manson begegnete. Nicht nur Watson, sondern fast jedes andere Mitglied der Family auch hatte sich schon vor der Begegnung mit Manson von der Gesellschaft abgesetzt. Beinahe alle wiesen bereits vor ihrer Zeit mit Manson eine tief sitzende Feindseligkeit gegenüber der Gesellschaft und allem, was damit zusammenhing, auf.
    Diejenigen, die sich entschlossen, bei ihm zu bleiben, hatten dafür, wie Dr. Joel Hochman bestätigt hatte, ihre triftigen Gründe, »die ihrem innersten Wesen entsprangen«. Kurz gesagt, befriedigte Manson bei ihnen bestimmte Bedürfnisse. Dabei fand ein beidseitiges Ausleseverfahren statt. Denn Manson entschied, wer bleiben durfte. Offensichtlich duldete er niemanden, der seine Autorität infrage stellen, in der Gruppe Zwietracht säen oder seine Lehre in Zweifel ziehen würde. Die Anhänger trafen ihre Wahl, Manson traf seine Wahl, und so entstand die Family. Diejenigen, die sich von der Spahn Ranch angezogen fühlten und dort blieben, waren im Wesentlichen Gleichgesinnte und Menschen vom gleichen Schlag. Dies war sein Rohmaterial.
    Um dieses Rohmaterial zu der Bande kaltblütiger Meuchelmörder zu formen, die bereitwillig seinen immensen Hass auf die Gesellschaft befriedigten, bediente sich Manson einer Reihe von Methoden.
    Er hatte ein Gespür für ihre Bedürfnisse und nutzte sie für seine eigenen Zwecke. Wie Gregg Jakobson bemerkte, war »Charlie ein Mann mit 1000 Gesichtern«, der »allen Menschen auf ihrer Wellenlänge begegnete«. Seine Fähigkeit, Menschen psychisch auszuloten, war so ausgeprägt, dass viele seiner Jünger glaubten, er könne ihre Gedanken lesen.
    Ich bezweifle sehr, dass dabei irgendwelche »Magie« im Spiel war. Da er in seinen langen Gefängnisjahren reichlich Gelegenheit gehabt hatte, die menschliche Natur zu studieren, hatte der raffinierte Bauernfänger, der Manson nun einmal war, vermutlich erkannt, dass sich jeder Mensch mit ganz bestimmten Problemen herumschlägt. Ich nehme daher an, dass sich hinter seinen »magischen Kräften« nicht mehr und nicht weniger verbarg als die Fähigkeit, der richtigen Person zum richtigen Zeitpunkt die passenden Binsenweisheiten zu erzählen. So war es beispielsweise nicht schwer zu erraten, dass ein Mädchen, das von zu Hause weggelaufen war, Probleme mit ihrem Vater hatte und dass jeder, der auf die Spahn Ranch kam, nach etwas auf der Suche war. Manson machte es sich zur Aufgabe, dieses etwas herauszufinden und eine vermeintliche Lösung anzubieten – den Vaterersatz, die Christusfigur, das Gefühl der Anerkennung und Zugehörigkeit oder Führung in einer orientierungslosen Zeit.
    Auch Drogen gehörten zu seinem Verführungsarsenal. Wie aus den Zeugenaussagen der Experten während der Prozesse klar hervorging, spielte LSD nicht als Ursache, jedoch als Hilfsmittel bei den Verbrechen eine Rolle. Manson setzte es sehr effizient ein, um seine Anhänger manipulierbarer zu machen, ihnen seine Ideen einzuimpfen und
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