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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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Jungfernhäutchen hast oder nicht?«
    »Mich.«
    »Brauchst du denn eins? Ich meine, will dein Dad dich mit einem chinesischen Jungen verheiraten, der dich nicht nimmt, wenn du keines hast? Ich gehe mal davon aus, dass dich dein Dad nicht von einem Mob lynchen lassen wird.«
    »Nein. Ich hab bloß das Gefühl, dass ich eines haben sollte, wie jedes andere Mädchen auch. Warum? Hältst du es für eine schlechte Idee?«
    »Irgendwie schon, aber sehen wir mal, ob ich dich richtig verstehe. Du möchtest, dass ich dir ein Jungfernhäutchen erschaffe, damit du es selbst mit einem Dildo zerplatzen lassen kannst? Damit du losziehen und Dates haben kannst, obwohl du das eigentlich gar nicht willst?«
    »In etwa. Ich fühle mich von der grausamen Mutter Natur der Erfahrung beraubt. Ja, ist das zu abgefahren?«
    Sean lachte. »Ein bisschen, aber du weißt, dass es recht schmerzhaft ist, ein Jungfernhäutchen zu zerreißen, ja? Ich entsinne mich, dass du früher immer … Wie soll ich es ausdrücken? Schmerzen stark abgeneigt warst.«
    »Früher.«
    »Fi, du hast diesen Dildo in Lidocain ertränkt. Wahrscheinlich hast du die ganze verdammte Flasche aufgebraucht.«
    Wieder hatte er recht. Sean lag häufig richtig.
    Ich lächelte verlegen und schnaubte. Ich hatte die ganze verdammte Flasche aufgebraucht. »Ich wollte mir noch ein zusätzliches Rezept besorgen.«
    Sean verdrehte die Augen.
    »Herrgott, Fi, spar dir deine zweitausendfünfhundert Dollar. Vergiss das Jungfernhäutchen. Kauf dir eine Handtasche von Chanel, die zu dem Hosenanzug passt. Sei froh, dass du nicht mit einem Jungfernhäutchen zur Welt gekommen bist, dass dir die Schmerzen erspart geblieben sind, und hab guten Sex.«
    Sean hatte recht. Wieder einmal.
    »Anordnung des Arztes?«
    »Ja. Und noch was. Was hast du Samstag vor?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Darauf, warum du fragst.«
    »Ich habe mich gefragt, ob du dich mit mir treffen willst. Damit wir die letzten … Oh, wie viele sind es? Die letzten sechzehn Jahre nachholen können?«
    »Sicher, Sean. Sehr gern.«
    »Großartig. Und dann kannst du mir erzählen, was aus diesem Miststück Stephanie geworden ist.«

KAPITEL 4
    Das kantonesische Wort für »ja« ist »hai«, wenn man die Tonhöhe senkt.
    Das kantonesische Wort für »Fotze« ist » hai «, wenn man die Tonhöhe hebt.
    Wer da behauptet, Mandarin wäre eine bessere Sprache als Kantonesisch, sollte einen Sinn für die subtilen Feinheiten von Tonhöhe, Flexion und Intonation entwickeln, die »ja« wie »Fotze« klingen lassen können.
    Ich liebe Kantonesisch. Ich kann mich auf einem ganz neuen Level an Grobheit und Ungezogenheit ausdrücken, das mir auf Englisch verwehrt ist. Außerdem ist es praktisch im Umgang mit meinen Eltern.
    Bis ich dreiundzwanzig war, sagte mein Vater stets: »Bleib auf der Schule und werd nicht schwanger, Fi.«
    Hai, Daddy.
    Am Morgen nach dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich das Bar Exam bestanden hatte und in Kalifornien als Anwältin zugelassen war, kam mein Vater in mein Zimmer und gab eine neue Verhaltensregel für das neue Kapitel in meinem Leben aus.
    »Nun, da du als Anwältin zugelassen bist, ist es an der Zeit, dass du dir einen Liebsten suchst und deinen eigenen Hausstand gründest.«
    Hai , Daddy.
    Auf diese Weise wollte mir mein Vater sagen: »Fi, du musst aus meinem Haus ausziehen.«
    Doch mit dreiundzwanzig sah ich keinen Grund auszuziehen. Es war ja nicht so, dass ich mich bei meinen Eltern durchschnorrte. Ich zahlte Miete. Ich zahlte für Essen. Ja, meine Wäsche wurde umsonst gewaschen. Doch ich bestand darauf, es selbst zu tun. Schließlich bereitete es mir Vergnügen, mich mit der Kundschaft des Waschsalons zu unterhalten.
    Die nächsten fünf Jahre versuchte ich, die neueste Verfügung meines Vaters zu beachten, doch das Jungfernhäutchen, das ich nie besessen hatte, kam mir ständig in die Quere. Das und ein oder zwei andere Dinge.
    Als ich achtundzwanzig war, kam mein Vater zu dem Schluss, ich hätte bei der Aufgabe, mir einen Mann zu angeln, kläglich versagt. Folglich entschied er, dass er die Initiative ergreifen müsse, um für meine Seligkeit, mein häusliches Glück, zu sorgen.
    »Du bist fast dreißig. Du musst heiraten.«
    Doch der Schaden war längst angerichtet, dank meiner Großmutter mütterlicherseits. Als ich neun Jahre alt war, besuchten meine Familie und ich sie in Hongkong. Sie bangte um meine Zukunft in Amerika. Land der losen Moral. Sie glaubte, wenn ich mit Dates anfinge,
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