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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben
Autoren: A Choi
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jedes Mal den Hintern, wenn ich Ärger mit den Nonnen hatte.
    Die Nonnen am St. Sebastian liebten Jesus. Wahrscheinlich tun sie das alle. Und wenn man Jesus auch liebte, behandelten sie einen besser. Man bekam bessere Noten, einen besseren Sitzplatz, einen besseren Platz in der Schlange, einen besseren Tisch in der Cafeteria.
    »Es tut mir leid, Schwester Carmen. Es tut mir leid, dass ich Jeremy wehgetan habe. Und weil ich weiß, dass das, was ich getan habe, auch Jesus wehgetan hat.«
    Die Nonnen schluckten es. Dass einem etwas leidtat, was man getan hatte, weil man glaubte, es täte Jesus weh. Sie erzählten uns, dass wir jedes Mal, wenn wir etwas Schlimmes anstellten, Jesus folterten, wie es die römischen Soldaten getan hatten.
    Doch alles, was auch nur ansatzweise Spaß machte, schien Jesus wehzutun. Kaugummi kauen, im Klassenzimmer schwätzen, Briefchen weiterreichen, die Hausaufgaben vergessen, Essen verdreschen.
    Das Problem besteht darin, dass Gott den armen Jesus speziell zum Leiden gemacht zu haben schien. Erst das Kreuz und dann die täglichen Mätzchen von Millionen von Schulkindern.
    Schwester Maria sagte, Gott habe uns nach seinem Ebenbild geschaffen. Mich, Sean, Jeremy, uns alle.
    Gott muss ein Sadist sein. Er hat uns alle geschaffen, damit wir Jesus wehtun, wie er es tat. Und er hat auch noch dafür gesorgt, dass es Spaß macht. Armer Jesus.
    Doch Sean hatte recht.
    Ich flog nicht von der Schule. Stattdessen flog Jeremy, weil es ihm im Gegensatz zu mir nicht leidtat, Jesus wehgetan zu haben. Ihm und seinem gebrochenen Kiefer.
    Danach wurden Sean und ich beste Freunde.
    Doch eines Tages nahm das Schicksal Sean mit sich. Stephanie erzählte der ganzen Klasse, dass Sean schwul sei, weil er sie nicht küssen wollte. Also steckte er ihren mit Haarspray eingesprühten Kopf mit seinem Zippo-Feuerzeug in Brand.
    Armer Sean.
    Nicht einmal Jesus und all seine Engel konnten ihn retten.
    Es hieß, dass er nach seinem Rauswurf noch jemanden in Brand steckte.
    Vielleicht änderte er deshalb den Namen, um die Lausbubenstreiche aus seiner Vergangenheit zu tilgen. Und wahrscheinlich, weil niemand einen Hymenalchirurgen wollte, der früher Leute in Brand zu stecken pflegte.
    »Ich habe meinen Namen geändert.«
    »Ja, das sehe ich. Und bist Chirurg für Hymenwiederherstellung geworden. Wie bist du darauf verfallen?«
    »Buße für all diejenigen, die ich in meiner respektlosen Jugend zerstört habe. Abgesehen davon ist die Bezahlung klasse. Hey, macht es dir was aus, wenn ich rauche? Ich kann das Fenster da drüben aufmachen.«
    »Herrgott, Sean, ja. Asthma, schon vergessen? Außerdem hätte ich gedacht, dass Ärzte es besser wüssten.«
    »Lügen. Alles Lügen, was das Rauchen betrifft. Es ist gut für die Gesundheit. Wärmt einem die Lungen so richtig schön durch.«
    »Mit Teer und Nikotin.« Ich lachte. Sean. Immer noch witzig nach all den Jahren.
    »Jeder muss mal sterben. Was führt dich also zu mir?«
    »Sean, mir fehlt das Jungfernhäutchen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe versucht, mich selbst mit einem Dildo zu entjungfern, den ich mit zweiprozentigem Lidocain eingerieben hatte.«
    Sean starrte mich nur an.
    »Verstehe. Und?«
    »Und nichts. Ich war bereit, mein Blut mit Mull aufzusaugen, und nichts.«
    »Fi, warum?«
    »Damit ich es aufheben kann.«
    »Wie dieser unheimliche Typ aus dem Geisha-Film?«
    »Etwas in der Richtung. Und es ist mir bei meinen Verabredungen wirklich in die Quere gekommen. Dad will, dass ich mir einen Mann suche und heirate.«
    »Warte mal, Fi. Ich bin achtundzwanzig. Das bedeutet, dass du achtundzwanzig bist. Und du hast noch nie …?«
    »Sean, ich bin Chinesin. Es ist kompliziert. Und nein, es ist nicht so, als hätte ich in einer afghanischen Höhle gelebt. Ich habe es nur nie ganz durchgezogen. Mal abgesehen davon, kennst du jemanden, der mich nach dem dritten Date heiraten will?«
    »Fi, wieso solltest du jemanden nach dem dritten Date heiraten? Man weiß nie. Der Typ könnte ein totaler Psychopath sein.«
    Sean hatte recht. Er musste es wissen.
    »Eigentlich will ich gar nicht heiraten. Zum Teufel, ich will mich noch nicht einmal zu einem Date verabreden.«
    »Was?«
    »Ich hasse es, mich mit dem Scheiß anderer Menschen herumzuärgern. Nimmt mir bloß Zeit weg. Hab’s dir doch gesagt. Dads Idee.«
    »Warum machst du dir dann die Mühe?«
    »Lass mir meinen Willen. Chinesische Gehirnakrobatik. Hinterfrag es einfach nicht.«
    »Fi, wen kümmert es, ob du ein
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