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Heldenplatz (German Edition)

Heldenplatz (German Edition)

Titel: Heldenplatz (German Edition)
Autoren: Thomas Bernhard
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    Da kommt sie ja die Schwägerin
    Die FRAU PROFESSOR SCHUSTER wird von ihrem Sohn Lukas und Frau Zittel hereingeführt
    PROFESSOR ROBERT geht auf sie zu und küßt ihr die Hand, Frau Zittel geht wieder hinaus und kommt mit
    einem Topf Suppe zurück, bleibt mit dem Suppentopf an
    der Tür stehen
    LUKAS  
    Wir haben einen Umweg gemacht
    wir haben das Fräulein Niederreiter
    nachhaus gebracht
    PROFESSOR ROBERT  
    In meinem Alter ist Warten
    zur Gewohnheit geworden
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER  
    Schließlich ist es ein Ausnahmetag
    PROFESSOR LIEBIG und FRAU LIEBIG sowie HERR  
    LANDAUER begrüßen die Frau Professor Schuster
    PROFESSOR ROBERT  
    Man muß sich in alles fügen
    das haben wir in der Zwischenzeit gelernt
    will sich an den Tisch setzen
    ANNA und OLGA rücken die Sessel an den Tisch, auch eine Kiste, weil ein Sessel zu wenig ist
    LUKAS führt Frau Professor Schuster an den Tisch, sie setzt sich
    PROFESSOR ROBERT setzt sich ihr gegenüber
    PROFESSOR LIEBIG und FRAU LIEBIG setzen sich, auch OLGA und HERR LANDAUER ; OLGA setzt sich
    auf die Kiste
    FRAU ZITTEL trägt die Suppe auf
    PROFESSOR ROBERT  
    Das ist wahrscheinlich das letztemal
    daß hier gegessen wird
    ANNA  
    Es gibt noch ein Nachtmahl
    PROFESSOR ROBERT  
    Ist es da nicht besser
    ins Restaurant zu gehn
    in irgendein Gasthaus
    schaut sich um
    ANNA  
    Die Frau Zittel hat schon alles vorbereitet
    sie hat das Wildpastetentörtchen vom Sluka geholt
    PROFESSOR ROBERT  
    vom Sluka
    das war schon als Kind mein Lieblingsessen
    zur Frau Professor Schuster
    Ich hätte dich gern im Taxi mitgenommen
    ich wollte nicht mit dieser Niederreiter
    zusammentreffen
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER  
    Es war mit Lukas abgesprochen
    daß er mich nachhaus bringt
    PROFESSOR ROBERT  
    Dich und diese Niederreiter
    Wenn du nichts dagegen hast
    bleib ich über Nacht bei euch
    ich kann heute nicht mehr nach Neuhaus
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER  
    Das ist doch selbstverständlich
    FRAU ZITTEL  
    Das Bett für den Herrn Professor Robert
    ist schon überzogen
    HERTA kommt herein, nimmt die Wasserkrüge und geht damit wieder hinaus
    LUKAS ruft aus
    Minna von Barnhelm
    das ist abgeschmacktes Theater
    als Ablenkungstheater allerdings
    nicht zu unterschätzen
    zur Mutter
    In Nathan der Weise
    in diese verlogene Pathetik
    wäre ich mit dir gegangen
    aber Minna von Barnhelm
    das ist zu lächerlich
    zu allen
    Tatsächlich ist das ja eine Überlegung wert
    ob es geschmackvoll ist
    sozusagen im Trauerzustand
    in diese verbissen komische Minna zu gehn
    In ein Requiem im Musikverein
    das fände doch sicher die allgemeine Zustimmung
    nicht wahr Onkel Robert
    andererseits ist Minna von Barnhelm doch Operette
    Dem Trauernden sollte Minna von Barnhelm
    dieses deutschnationale Operettchen
    gestattet sein
    Gerade der Trauernde
    darf nicht wählerisch sein
    Im übrigen werden in der Josefstadt
    selbst die allerernstesten Tragödien
    als Operette gespielt
    das ist das Charakteristische an der Josefstadt
    daß dort alles zur Operette gemacht wird
    Faust Fräulein Julie Dantons Tod
    das macht keinen Unterschied
    in der Josefstadt wird seit zweihundert Jahren
    nur Operette gespielt
    PROFESSOR ROBERT  
    Das Burgtheater leidet darunter
    daß es sozusagen den Ernst gepachtet hat
    jeweils auf neunundneunzig Jahre
    das Lachen das die Leute in der Josefstadt so gemein macht
    wird ihnen im Burgtheater
    auf das gemeingefährlichste wieder ausgetrieben
    Die Theaterlage in Wien ist schon immer eine fatale
    absolut irreparabel
    LUKAS  
    Das ist das Wienerische
    daß wir am Vormittag auf das Begräbnis des Vaters und Bruders gehn
    und am Abend in Minna von Barnhelm
    PROFESSOR ROBERT  
    Das wäre doch der Gipfel der Geschmacklosigkeit
    LUKAS  
    Die absolute Geschmacklosigkeit
    ist ja gerade das Wienerische Onkel Robert
    Das Fräulein Niederreiter spricht der Familie übrigens
    ihr tiefstes Beileid aus
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER Suppe essend
    Ich kann mir vorstellen
    daß ich allein eine Zeitlang
    in Oxford bin
    Alle essen Suppe
    Vielleicht ist es aber doch ein Unsinn
    nach Oxford zu gehn allein
    es ist das beste die Anna fährt mit dem Lukas hinüber
    und das Haus wird so schnell wie möglich verkauft
    zu Anna
    Hast du schon Post
    ANNA  
    Vom Vermittlungsbüro
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER  
    Ja
    ANNA  
    Nein
    FRAU PROFESSOR SCHUSTER  
    Das wird nicht leicht sein
    das Haus zu verkaufen
    Ich habs nicht einmal gesehen
    ANNA  
    Vielleicht bleib ich eine Zeit in Oxford
    ich kann mich ja von der
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