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Held zum Verlieben

Held zum Verlieben

Titel: Held zum Verlieben
Autoren: S Sala
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hörte die Freude in ihrer Stimme und wusste, dass es richtig gewesen war, sie anzurufen. „Du fehlst mir so, Charlotte. Ich vermisse es, dich zu sehen, dich zu berühren, mir fehlt dein Lächeln, die Art, wie du auf der Unterlippe kaust, wenn dich etwas beschäftigt …“
    „Du fehlst mir auch“, beteuerte sie. „Geht es dir gut? Ich meine … hast du schon gefunden, wonach du suchst?“
    „Noch nicht, aber ich bin nahe dran.“
    Sie seufzte. „Pass auf dich auf und komm bald nach Hause.“
    Diese Worte taten ihm so unendlich wohl. „Komm bald nach Hause“. „Halte das Bett warm für mich“, sagte er leise.
    „Immer“, versprach sie.
    Und dann legte er auf.
    Wade grinste von einem Ohr zum anderen. „Okay, er hat angerufen. Ich habe mich geirrt. Darfst mich tadeln, Schwesterchen!“
    Charlie setzte sich mit einem Seufzer wieder an den Tisch. Sie würde erst richtig aufatmen, wenn er wieder in ihren Armen war.
    Der Morgen ließ auf sich warten. Jack konnte nicht schlafen und war nervös auf und ab gegangen. Mehr als einmal hatte er vor dem Spiegel haltgemacht und hatte sein Spiegelbild angestarrt.
    Er war ein großer Mann – mehr als ein Meter achtzig – mit breiten Schultern. Er war einmal angeschossen worden, hatte sich zweimal das Bein gebrochen. Als Polizist hatte er zwei Partner gehabt, und beide waren tot. Einer war eines natürlichen Todes gestorben, der andere war erschossen worden. Beide Male war er zur Beerdigung gegangen, hatte an ihrem Grab gestanden, mit trockenen Augen, stoisch. Er war der Mann aus Eisen. Ein harter Mann. Ein Mann, der nie aufgab, den nichts unterkriegte.
    Schließlich wandte er sich vom Spiegel ab. Wenn er denn tatsächlich so verdammt hart war, wieso hatte er dann eine solche Heidenangst davor, sich seinem Vater zu stellen? Er war doch kein kleiner Junge mehr. Wenn man es recht bedachte, hatte er schon viel üblere Kaliber als Joe Hanna festgenommen und nie Angst dabei gehabt. Aber Jack übersah eine wichtige Tatsache. Seine Erfahrungen mit Joe Hanna hatte er gemacht, als er noch klein war, zu klein, um sich zu wehren. Und so konnte diese Angst weiter bestehen.
    Er nahm seine Jacke, zog sie an. „Besser, ich bringe es jetzt gleich hinter mich.“ Und damit ging er aus dem Zimmer.
    Eine Stunde später fuhr er langsam durch die Straßen, auf der Suche nach etwas – irgendetwas –, was ihm bekannt vorkam. Aber es war zu lange her. Die Zeit hatte auch in Boyington nicht stillgestanden. Er suchte nach der Adresse, die er aus dem Telefonbuch hatte, und entdeckte die Straße. Nur noch wenige Häuser waren hier intakt, die meisten vergammelten vor sich hin oder waren abgebrannt. Irgendwo hier musste die Nummer 122 sein. Und einige Minuten später sah er das Haus, trat auf die Bremse und parkte am Straßenrand.
    Das Haus war alt so, wie das, in dem sie damals gewohnt hatten, als er noch klein war. Aber das war auch die einzige Gemeinsamkeit. Überall lag Müll auf der Straße, kein Laden oder Café weit und breit. War Joe Hanna wirklich so weit heruntergekommen, dass er in einer solch entsetzlichen Gegend lebte? Vielleicht gab es noch einen Joe Hanna oder vielleicht hatte er die Adresse falsch abgeschrieben oder vielleicht … oder vielleicht wollte er das Unvermeidbare einfach nur noch ein wenig hinauszögern? Er seufzte. Wahrscheinlich traf Letzteres zu.
    Er stieg aus und knallte die Tür hinter sich zu. Dann stand er einen Augenblick da, die Hände in die Hüften gestemmt, den braunen Stetson tief ins Gesicht gezogen. Obwohl es noch früher Morgen war, war die Luft schon stickig und heiß.
    Das Haus 122 May Avenue hätte dringend einen neuen Anstrich nötig gehabt. An den Fensterrahmen blätterte die Ölfarbe ab und insgesamt sah das ganze Haus ziemlich verwahrlost aus. Große Bäume spendeten dem kleinen Hof Schatten, und hohes struppiges Gebüsch wuchs neben dem Eingang. Ein schmaler Durchgang führte zu den Stufen und der Haustür. Entschlossen ging Jack darauf zu.
    Als er die Haustür erreicht hatte, pochte sein Herz vor Nervosität. Ihm war übel. Das Bild des großen wütenden Mannes, der sich über ihm in der Dunkelheit erhob, ging ihm nicht aus dem Kopf. Er ballte die Hand zur Faust und klopfte, als links von ihm eine kratzige Stimme ertönte.
    „He, was wollen Sie?“
    Er wirbelte herum, die Hand fuhr instinktiv an die Stelle, wo er für gewöhnlich seinen Revolver trug. Aber er hatte ja keinen mehr. Er kniff die Augen zusammen, weil die Sonne ihn blendete und
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