Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
einzuweihen — teilweise,
jedenfalls — und sie zu überzeugen: noch keine Polizei. Weil der richtige
Zeitpunkt erst kommen würde — heute abend ab halb neun.
    „Hier haben wir nichts mehr zu
befürchten“, sagte Tim. „Noch mal rücken die nicht an. Sie müßten mit Polizei
rechnen. Und vielleicht haben sie auch inzwischen begriffen: Wir waren das
nicht, denen sie die leeren Taschen verdanken.“
    „O Gott!“ seufzte Erna. „Es ist
schrecklich mit euch. Immer seid ihr in diese gräßlichen Ereignisse verwickelt.
Könnt ihr euch nicht benehmen wie andere in eurem Alter? Willi, du sollst nicht
Kriminalist werden, sondern später unsere Fabrik übernehmen.“
    „Mit Wonne, Mama! Mach dir da
keine Sorgen. Aber jetzt verlocken die Abenteuer. Und wir überstehen sie ja
auch immer mit heiler Haut.“
    Bis zum frühen Nachmittag
hatten alle zu tun, um das Haus halbwegs aufzuräumen.
    Immerhin mußte man Paccalone
und Konsorten zugute halten: Sie hatten nichts mutwillig zerstört. Nur eine
Vase war zerbrochen.
    Außerdem — und das war
bedeutsam — hatten sie Emelys Paket nicht geöffnet. Vermutlich deshalb nicht,
weil Plätschl die Adresse draufgeschrieben hatte — mit Filzschrift: Emely von
Plätschlweiher, Via Ceccarelli 21
    Es war verschnürt mit einem
Strick.
    Tim machte sich kein Gewissen
daraus und schnitt ihn durch mit seinem Taschenmesser.
    Doch der TKKG-Häuptling wurde
enttäuscht, als er vom Karton den Deckel abnahm.
    Das Paket enthielt Kosmetika:
Tuben, Töpfchen, Tiegel. Spezial-Kosmetik sowie Haarfärbemittel — die es hier
offenbar nicht gab.
    Also schickte Plätschl seiner
Frau, was sie brauchte, damit ihre Schönheit gepflegt wurde.
     
    *
     
    Tim hielt den Karton vor sich
auf dem Tandem, lenkte einhändig und lachte, als Gaby ihm auf den Nacken
pustete.
    „Meinst du mich — oder hast du
deinen Pony nicht getroffen, Pfote?“
    „Diesmal meine ich dich. Du
siehst im Genick so erhitzt aus. Ist dir mein Atem zu kühl?“
    „Ganz und gar nicht. Puste nur
weiter, solange du noch Puste hast.“
    Sie fuhren bergan. Auch die Via
Ceccarelli lag am Hang.
    Vor Nr. 21 stand der
goldfarbene Alfa-Roadster. Offenes Verdeck. Die Ledersitze fühlten sich
wahrscheinlich an wie Heizkissen.
    Das Haus war ein Bungalow und recht
hübsch. Ein kleiner Vorgarten mit Beeten, die dringend Wasser brauchten. Am
Steinpfeiler hing ein Briefkasten, in dem Werbezettel steckten.
    Die TKKG-Bande parkte die
Stahlrosse. Tim trug das Paket, Gaby klingelte.
    Bin gespannt, dachte der
TKKG-Häuptling, wie die Dame reagiert. Ob sie schon weiß, daß Paccalone uns für
die Räuber hält? Kaum anzunehmen — nach dem Streit heute morgen. Die schließen
sich erst kurz, wenn die Gemüter abgekühlt sind.
    Emely von Plätschlweiher
öffnete die Tür.
    Aus der Nähe sah man, wie nötig
die Kosmetik hier war. Emely hatte Sonnenbrand. Die Nase schälte sich. Rund um
die Augen Fältchen, die nicht vom Lachen kamen. Außerdem verliefen mürrische
Falten vom Nasenflügel zum Mundwinkel — rechts wie auch links.
    Die Baronin war eine Schönheit
aus der Ferne, hatte jetzt eine Zigarette im Mund und sich in ein wallendes
Hauskleid gehüllt.
    „Tag, Frau von Plätschlweiher“,
rief Klößchen. „Erkennen Sie mich? Ich bin der Willi von Sauerlichs.“
    Emely lächelte.
    Unbefangen! stellte Tim fest.
Wir sind noch nicht angeprangert.
    „Ich weiß“, sagte sie. „Ihr
habt mir was mitgebracht. Von Hugo — meinem Mann, meine ich. Wollt ihr
reinkommen?“
    Klößchen stellte seine Freunde
vor.
    In dem großen Wohnraum war es
kühl, aber beispiellos unordentlich.
    Die Baronin fand das o.k.,
jedenfalls verlor sie kein Wort darüber. Sie bot auch nichts an, war aber
selbst mit einer Flasche Weißwein beschäftigt, die halbleer auf dem Tisch
stand.
    Immerhin durfte die TKKG-Bande
Platz nehmen.
    „Wann seid ihr denn
angekommen?“ fragte Emely, ohne daß es sie wirklich interessiert hätte.
    Sie öffnete das Paket, während
Klößchen redete, und schüttelte ärgerlich den Kopf, nachdem sie den Inhalt
geprüft hatte. Offenbar fehlte was. Dieser vergeßliche Ehemann!
    „Und wie lange bleibt ihr?“
    Ehe Klößchen antworten konnte,
machte die Türglocke bim-bam-bim.
    Emely nahm ihre Zigarette mit,
ging in die Diele und ließ die Tür halb offen.
    Wieder wurde geläutet —
ungeduldig.
    „Komme ja schon“, murmelte sie
und sah nach, wer da war.
    Die TKKG-Bande spitzte die
Ohren.
    „Emely“, sagte eine
Frauenstimme. Tim erkannte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher