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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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hoteleigen — dümpelten Motor- und Segelboote. Möwen saßen auf den Badestegen.
Stockenten schwammen schnatternd umher, mit flaumfederigen Nachwuchs im
Kielwasser.
    Na, wie das paßt! dachte Tim.
Denn am Nebentisch ließen sich eben zwei Bekannte nieder. Blunschli und
Fregger.
    Und dann — er hatte noch mit
dem Kellner geredet — kam der Hehler Jean-Claude Neflet. Ein hagerer Kerl,
raubvogelhaft, mit schmalem Schädel und Eisaugen.
    Klößchen ließ seine Speisekarte
sinken und blickte hinüber.
    „Du, Tim“, sagte er — laut
genug, daß die drei ihn hörten. „Das ist ja ein Zufall. Da sitzen die beiden
Herrn, mit denen ich letzte Nacht im Schlafwagen zusammengestoßen bin. Du weißt
schon! Mitten in der Nacht, als es so nach Betäubungsgas stank. Dem einen“,
Klößchen grinste freundlich hinüber, „ist was runtergefallen. Ein kostbares
Damenarmband, eins für den Daumen. Kenne mich da aus. Ganz alter Schmuck.“
    „Aha!“ sagte Tim und musterte
das Trio.
    Auch Gaby und Karl blickten
hinüber.
    Um Neflets Mund war ein Lächeln
festgefroren. Der Hehler starrte angestrengt in seine Speisekarte.
    Blunschli und Fregger taten’s
ihm nach — mit verkrampften Mienen.
    „Rubine und Smaragde“, sagte
Klößchen. „Wirklich toll.“
    „Wie Plätschlweihers
Daumen-Armband?“ fragte Tim.
    „Genauso“, nickte Klößchen.
    „Dem armen Baron“, sagte Tim in
gleicher Lautstärke, „wurde übel mitgespielt. Italienische Gangster haben sein Bankfach
geknackt und allen Familienschmuck geraubt. Aber nicht nur den. Viel mehr noch.
Sind dann nach Brüssel entkommen, wie ich gehört habe. Dort hat ein Hehler
alles aufgekauft. Nur nicht den Plätschlweiher-Schmuck.“
    „Interessant!“ sagte Gaby. „Was
du alles hörst.“
    „Ich
weiß noch mehr“, lächelte Tim. „Man hat ja seine Quellen. An diesen Coup knüpft
sich nämlich ein wirklich widerwärtiger Betrug an — wie das so ist unter
Ganoven. Stellt euch vor: Dieser Hehler hat zwei Dreckskerle beauftragt. Im
Nachtexpress haben sie ihre italienischen Kollegen betäubt und ihnen alles
geraubt: das Geld vom Hehler und den Plätschlweiher-Schmuck. Schlimme
Übelmänner sind das.“
     „Gräßlich!“ sagte Gaby.
„Nur nicht in die Nähe kommen von solchen Typen.“
    Für eine halbe Minute schwieg
die TKKG-Bande. Man las Speisekarten. Immer noch, obwohl der Kellner schon mit
seinen Füßen herumtrat, als müsse er zur Toilette.
    Am Nebentisch stand auf drei
Gesichtern kalter Schweiß. Eben tropfte es von Neflets Nasenspitze auf die
Speisekarte. Schrecklich!
    „Immerhin“, sagte Tim, „konnte
die Polizei bereits Erfolge erzielen. Paccalone, Arguno und Vinelli sowie
Florentine Paccalone und deren Oma Pauline Angermann — die alle sitzen seit
heute nachmittag in Untersuchungshaft.“
    „Freut mich“, sagte Gaby. „So,
ich nehme Seeteufel. Und zuvor einen Salat.“
    „Ich esse fünf Gänge“, sagte
Klößchen, „mindestens. Tim, was ist denn nun mit den beiden Dreckskerlen und
dem Hehler, dem schändlichen?“
    Während alle hinüberblickten,
sagte Tim: „Wenn mich nicht alles täuscht, sitzen sie am Nebentisch. Versteht
ihr das? Was haben die verloren in diesem schönen Restaurant?“

    Blunschlis Grobgesicht wurde
weiß wie das Tischtuch. Fregger, der Zappelige, hatte die Speisekarte
eingerissen, in der Blumenvase zwei Blüten zerzupft, seinen Kragen geöffnet und
mit den Füßen gescharrt. Jetzt sprang er auf.
    Auch Neflet erhob sich.
    Aber da war der Tisch schon
umringt. Von Kellnern, die in Wahrheit Kriminalbeamte waren, sowie von Tim,
Karl und Klößchen, die das Ganze inszeniert hatten.
    Die Verbrecher ergaben sich
ohne Widerstand.
     
    *
     
    Bleibt noch zu sagen: Der
Schmuck und das Geld fanden sich im Hotelsafe. Das Duo ließ dort eine gefüllte
Tasche verwahren.
    Zuhause in Deutschland sorgte
Kommisssar Glockner für Baron Plätschlweihers Festnahme. Damit waren alle
Ganoven in Gewahrsam und sahen ihren Strafen entgegen. Die fielen nicht milde
aus. Lediglich Pauline Angermann kam glimpflich davon. Man nahm Rücksicht auf
ihr hohes Alter — und setzte die Strafe zur Bewährung aus.
    Die TKKG-Bande verbrachte
herrliche Ferien im sonnigen Süden: mit Bergtouren, Bootsfahrten, Schwimmen und
Tandem-Ausflügen. Selbstverständlich besuchten die vier Freunde Hans-Friedrich
Klümpli von Pahl, wobei sie eine Einladung von Klößchens Eltern überbrachten,
was den alten Herrn irre freute, weil er — obwohl im Ruhestand — immer noch
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