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Heiße Schatten

Heiße Schatten

Titel: Heiße Schatten
Autoren: Jennifer Ambers
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Seidenkleid unter der Schürze kochen«, stellte ich amüsiert fest – die Vorstellung macht mir sogar jetzt noch Spaß.
    Inzwischen stehe ich in eben diesem knielangen Seidenkleid auf dem ersten Unterdeck und wundere mich, wie wohl ich mich darin fühle, und wie gut es sich anfühlt, wenn die Seide um meine Beine streicht.
    Hier unten gibt es mehrere kleine Lagerräume. Alle besitzen ein Kühlsystem. Damit verfüge ich über reichlich Platz, wenngleich ich nicht mit so vielen Kühlmöglichkeiten gerechnet habe. Nicht nötig, aber umso besser. Ich gehe weiter. Hier ist bestimmt irgendwo ein kleiner Transportaufzug – das wäre hilfreich für die Küche. Tatsächlich, da ist einer. Etwas weiter hinten kommen weitere Räume, die keine Lager mehr sind.
    Ich klopfe an die Tür mit dem Schild Ingenieur/Technik . In dem Raum sitzt ein Mann von etwa vierzig Jahren. Auf den ersten Blick wirkt er etwas korpulent, aber das täuscht, es sind alles Muskeln. Er sitzt vor einem Halbkreis aus Monitoren, Schaltknöpfen und Hebeln. Das ist Giulio DeLombardi, der Chefingenieur und zweiter Kapitän. Die Crew ist sehr klein, anscheinend ist selbst so ein großes Boot fast ohne Menschen zu bedienen.
    »Braucht man noch Hebel, wenn man so viel Elektronik hat?« Ich blicke mich verwirrt in dem Raum um.
    »Ein Schiff muss auch ohne Elektronik fahren können. Elektronik ist anfällig für Wasser, Blitze, Magnetismus, Funkstörungen. Hebel nicht.«
    »Sind das die üblichen Probleme?«
    Er lacht. »Nein, nicht üblich, aber bei uns nicht auszuschließen.«
    Ich versuche, mir solche Notsituationen vorzustellen, aber es gelingt mir nicht. Ich bekomme ein seltsames Gefühl im Bauch. Will ich das überhaupt wissen? »Ist also eine Sicherheitsmaßnahme, sozusagen?«
    »Ja, stell dir vor, dass hier im Grunde zwei parallele Systeme bestehen – die Elektronik, die leise und sehr bequem zu bedienen ist, für den Fall, dass keine Probleme auftauchen und immer genügend Strom da ist. Daneben hat dieses Schiff ein zweites System – das ist mechanisch, so einfach wie es nur sein kann. Wir haben sogar noch einen Ölgenerator, also kaum mehr als der gute alte Kohlenkessel, in dem man mittels Verbrennung die Kraft erzeugt, die die Motoren antreibt.«
    »Ist das nicht wie zu Beginn der Seefahrt?«
    »Dieses System entspricht kaum dem Stand der Technik, aber wenn wir wirklich mal einen Elektronikschaden auf See haben, wird uns dieses zweite System das Leben retten.«
    »Ist Herr Steinburg sehr auf Sicherheit bedacht?«
    »Im Sinne von risikoscheu? Gewiss nicht! Aber er gibt die Kontrolle niemals ab, schon gar nicht an Systeme, die nur noch von Computern gesteuert werden können. Computer sind im Grunde nicht zu sichern. Es liegt nicht in Herrn Steinburgs Natur, irgendetwas fremdbestimmen zu lassen. Er hat immer die Hände am Ruder. Übrigens auch extrem hohe Ansprüche! An jeden!«
    »Macht es Spaß, für ihn zu arbeiten?«
    Nachdenklich streicht er sich über sein Kinn. »Er toleriert keine Fehler. Die Zufriedenheit muss man schon selber aus seiner Arbeit ziehen. Wenn du Lob brauchst, bist du hier falsch. Jeder hat hier seine Aufgabe, und wenn es gut läuft, haben alle eine prima Zeit.«
    Das klingt mir jetzt aber nicht nach freundschaftlicher Kollegialität. »Wie lange arbeitest du für ihn?«
    »Zwanzig Jahre.«
    Das überrascht mich. »Wie kommt’s?«
    »Wir sind Profis. Wir schätzen uns. Jeder kann sich auf den anderen verlassen – notfalls unter Einsatz seines Lebens!«
    »Dann kennst du ihn gewiss ziemlich gut …« Ich wage die Frage aller Fragen: »Hat er eine Frau?«
    »Eine?«, lacht Giulio. Finde ich gar nicht witzig! Er guckt mich an, das Kinn herausfordernd in meine Richtung gereckt. »Aber eine feste Beziehung? Nein. Wie auch immer, sieh dich in Ruhe im Schiff um. Je besser du dich hier auskennst, desto besser kannst du dich um das Catering kümmern. Hier ist immer ziemlich viel Geld unterwegs«, lacht er, als hätte er schon wieder einen tollen Witz gemacht. Wieder etwas, was ich nicht verstehe. Schräge Type. Ist auch hier wieder mehr verborgen als sichtbar? Auch hier mehr Sein als Schein? In dem Fall würde ich eigentlich sehr gut ins Team passen. Und zu Konstantin.
    Valerie, ermahne ich mich selber, er ist älter, reich und dein Chef. Hör mit den Tagträumen auf. Warum soll sich so ein Mann für irgendetwas anderes als deine Kochkünste interessieren?
    Im gleichen Moment flüstert mir das kleine Teufelchen auf meiner Schulter zu,
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