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Heiße Schatten

Heiße Schatten

Titel: Heiße Schatten
Autoren: Jennifer Ambers
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dass er sich für meinen Ausschnitt aber sehr wohl interessiert hat …
    Wann sehe ich ihn endlich wieder? Ich kann es kaum erwarten, ihm meine Pläne für die Reise zu beschreiben, und noch viel weniger kann ich es erwarten, wieder in seiner Nähe zu sein – unabhängig von diesen Plänen.

    Das Foyer des Meridien ist eindrucksvoll. Ich bin begeistert. Das polierte Rot, Braun und Gold der Säulen glänzen um die Wette, die Spiegel erzeugen mehr Weite als vorhanden, und die Teppiche schlucken jedes Geräusch. Ein dezenter Duft von Cognac, den Zigarren der Männer an der Eingangsbar und von wertvollen Holzölen veredelt die Luft.
    Meine Finger streichen über die Intarsien, die in die Stützen eingearbeitet sind – ägyptische Säulen, den aufrechten Stangen von Papyruspflanzen nachempfunden. Ziemlich phallisch, aber es passt zu meiner Stimmung. Ich muss über meine Gedanken schmunzeln. Ich mag warme, harmonische Farben und fühle mich sofort wohl. Meine Aufregung lässt nach. Warum auch nervös sein? Schließlich habe ich zwei Stunden darauf verwendet, mich für das halblange dunkelblaue Seidenkleid zu entscheiden. Vielleicht reicht es zu weit übers Knie, um sexy zu sein, aber geht es hier nicht um ein berufliches Meeting? Wir haben schließlich das Catering zu besprechen.
    »Sie sehen wunderschön aus. Vielen Dank, dass Sie da sind.«
    Wunderschön? Meint er das ironisch? Ich habe in den Spiegel geguckt und in alle anderen Spiegel in der Eingangshalle auch. Ich weiß es besser!
    Er steht mit voller Präsenz vor mir, etwas näher, als für ein Händeschütteln nötig gewesen wäre. Er duftet wie der frische, prickelnde Wind, der vom Meer kommt, als er mir die Hand entgegenstreckt. Ein warmer, fester Händedruck. Bald werde ich mit ihm auf seiner Jacht über die Meere fahren.
    Auf dem Weg zum Tisch bewegt sich Konstantin Steinburg völlig lautlos. Die Kellner grüßen ihn, und der Sommelier blickt respektvoll auf. Neben der bewussten, kontrollierten Geschmeidigkeit seiner Bewegungen komme ich mir fast schwerfällig vor. Hoffentlich merkt niemand, dass ich mich fühle, als trage ich Gummistiefel. Oder warum sonst sehen mich alle so an?
    Um mich herum nichts als gepflegte, wunderschöne Frauen mit perfekten Fingernägeln, sehr teuren hohen Schuhen und Kleidern der besten italienischen und französischen Marken.
    Ich stelle fest, dass mein Kleid die gleiche Farbe und Länge hat wie die Uniformen der Kellnerinnen. Oh nein! Warum habe ich das nicht vorhergesehen? Ich habe mich bei der Wahl des Outfits an der Kleidungsübersicht aus meinem Arbeitsvertrag orientiert. Schwerer Fehler! Im Vertrag steht nur, was Konstantin Steinburg auf seiner Jacht zu sehen wünscht, nicht, wofür ich selber stehe. Ich bin Kochkünstlerin und halte mich schon lange an keine Kleiderkonvention mehr, erst recht nicht, seit ich den Stern geholt habe. Meine Berufsehre lässt mich immer noch dicke weiße Jacken mit vielen Taschen bevorzugen, und meistens trage ich ein buntes Stirnband. Zuerst war es nur ein Haarband, mit dem ich schnell an den Herd konnte, ohne die Hygiene zu gefährden. Aber dann habe ich ein Accessoire daraus gemacht, das ich nicht nur bei der Arbeit trage, sondern eigentlich immer.
    Nur ausgerechnet heute nicht. Heute sehe ich aus wie eine Kellnerin. Der Weg zum Tisch nimmt kein Ende. Was erwarte ich eigentlich?, frage ich mich. Ein Arbeitsessen? Ich beschließe, später darüber nachzudenken. Quatsch, ich bin mitnichten auf ein Arbeitsessen aus. Ich will mit Konstantin Steinburg einen schönen Abend genießen! Das ist die Wahrheit, egal wie geschäftsmäßig ich mich auch gebe. Ich habe keine Ahnung, wohin ich jetzt am besten gucken soll. Egal, Kinn hoch, Rücken gerade! Lächeln? Später.
    An vielen Tischen stehen Herren auf, um Konstantin kurz zu begrüßen. Die, die weiter weg sitzen, nicken ihm respektvoll zu.
    Kaum steht der Aperitif – ein Glas Champagner – vor uns, bespricht er mit dem Kellner leise die Bestellung. Ohne mich einzubeziehen. Möchte er denn gar nicht wissen, was ich essen will? Was soll das? Bin ich die Expertin oder er? Ich blicke in die Karte. Oh! Da stehen ja gar keine Preise! Vielleicht ist es doch das Beste, dass er einfach für mich mitbestellt. Wie es scheint, hat er einfach alles geordert, was ganz unten auf der ersten Seite steht.
    Gerade will ich etwas einwenden, da kommt er mir zuvor: »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich einfach bestelle, aber dieses Restaurant bietet
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