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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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Hut ab und drehte ihn, damit sich der Regen darin sammelte.
    Eine große Menge hatte sich auf dem Universitätsgelände und den angrenzenden Straßen eingefunden. Alle Gesichter wiesen nach oben.
    »Und diese dunklen Dinger?« rief Erzkanzler Rincewind.
    »Das sind Wolken«, erklärte Ridcully großzügig.
    »Es scheinen verdammt viele zu sein!«
    In der Tat. Über dem Turm ballten sie sich zusammen und bildeten eine gewaltige schwarze Masse.
    Einige Leute senkten den Kopf lange genug, um die durchnäßten Zauberer wahrzunehmen. Jubelrufe erklangen. Plötzlich standen sie im Zentrum der Aufmerksamkeit, wurden hochgehoben und auf Schultern umhergetragen.
    »Sie glauben, daß wir den Regen beschworen haben!« rief Erzkanzler Rincewind, als man ihn ebenfalls hochhob.
    »Wer behauptet, daß wir ihn nicht hierhergebracht haben?« erwiderte Ridcully und klopfte sich verschwörerisch an die Nase.
    »Äh…«, begann jemand.
    Ridcully drehte sich nicht einmal um. »Sei still, Stibbons«, sagte er.
    »Bin still, Herr.«
    »Hört ihr das Donnern?« fragte Ridcully, als dumpfes Grollen über die Stadt hinwegrollte. »Wir sollten besser in Deckung gehen…«
    Die Wolken über dem Turm stiegen auf wie Wasser an einem Damm. Ponder vermutete später, daß es an der besonderen Natur des BU-Turms lag: Er war klein und gleichzeitig enorm hoch; das Gewitter versuchte gleichzeitig, an ihm vorbeizugelangen, über ihn hinwegzuklettern und ihn zu durchdringen.
    Vom Boden aus gesehen, schienen sich die Wolken langsam zu öffnen. Sichtbar wurde ein langer, glühender Schacht, gefüllt mit dem blauen Dunst elektrischer Entladungen…
    Und dann knallte es.
    Ein blauer Blitz traf den Turm in allen Höhen gleichzeitig, was eigentlich unmöglich sein sollte. Holzstücke und Wellblechteile flogen durch die Luft und regneten auf die Stadt herab.
    Es zischte, und dann hörte man nur noch das Rauschen des Regens.
    Vorsichtig sahen die Leute wieder auf, aber das Feuerwerk war vorbei.
    »Und so etwas nennen wir Blitze«, sagte Ridcully.
    Erzkanzler Rincewind erhob sich und versuchte, Schlamm von seinem Mantel zu streichen. Unmittelbar darauf stellte er fest, warum das nicht ging.
    »Normalerweise sind sie nicht so groß«, fügte Ridcully hinzu.
    »Oh. Gut.«
    Es schepperte dort, wo der Turm gestanden hatte, und eine Blechplatte wurde beiseite geschoben. Zwei rußgeschwärzte Gestalten kamen zum Vorschein und stützten sich gegenseitig. Eine von ihnen trug noch immer einen Hut; Flammen züngelten daran, konnten dem Regen jedoch nicht lange widerstehen.
    Langsam wankten die beiden Gestalten den Zauberern entgegen.
    Eine von ihnen sagte leise »Ugh« und kippte dann nach hinten.
    Die andere richtete einen trüben Blick auf die beiden Erzkanzler und salutierte. Ein Funke löste sich von ihren Fingern und verbrannte ihr das Ohr.
    »Äh, Rincewind«, sagte die Gestalt.
    »Und was hast du die ganze Zeit über gemacht, während wir harte Arbeit geleistet haben, hm?« fragte Ridcully.
    Rincewind sah sich langsam um. Gelegentlich knisterte es in seinem Bart, begleitet von bläulichem Flackern.
    »Nun, eigentlich hat es doch ganz gut geklappt, wenn man alles berücksichtigt«, sagte er und fiel der Länge nach in eine Pfütze.
     
    E s regnete. Anschließend regnete es. Und dann regnete es noch etwas mehr. Die Wolken drängelten sich wie ungeduldige Charterflüge an der Küste. Sie hatten nicht mehr soviel Kraft wie vorher, und sie versuchten, sich in eine günstige Ausgangsposition zu bringen, um ebenfalls ins Landesinnere vorzustoßen. Und sie regneten, die ganze Zeit über.
    Fluten donnerten über Felsen hinweg und schäumten durch schlammige Wasserlöcher. Ein Volk winziger Garnelen, deren Welt seit Jahrtausenden aus einem Loch unter einem Stein bestanden hatte, wurde von der Nässe erfaßt und zu einem See getragen, der sich schneller ausdehnte, als ein Mensch laufen konnte. Zunächst bestand die Spezies aus weniger als tausend Individuen, doch am nächsten Tag waren es schon viel mehr. Selbst wenn die Garnelen ihre Anzahl hätten feststellen können – sie waren viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.
    In den neuen Flußmündungen gab es viel Schlick und viel unerwartete Nahrung. Einige Fische begannen dort mit dem Experiment einer salzfreien Diät. Mangrovenbäume schickten sich im Zeitraffer an, die schlammigen Ufer zu erobern.
    Es regnete weiterhin.
    Dann regnete es noch etwas mehr.
    Und danach regnete es.
     
    E inige Tage später.
    Das Schiff
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