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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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Regen kommt« gab. Bei dem Versuch, diesen besonderen Geruch zu beschreiben, hätte man auf Ausdrücke wie »Feuchtigkeit«, »Hitze«, »Dampf« und vielleicht auch »Blähungen« zurückgreifen müssen.
    Wie dem auch sei: Es gab einen besonderen Geruch nach dem Regen, und in diesem heißen Land wirkte er wie ein kleines Juwel in der Luft.
    Rincewind ließ das Holzoval erneut kreisen. Es verursachte ein Geräusch, das für die geringe Bewegung viel zu laut klang, und der Geruch zog erneut heran.
    Er drehte das Objekt hin und her, einen ganz gewöhnlichen Gegenstand aus Holz, der keine Markierungen aufwies.
    Rincewind griff nach dem Ende der Schnur und schwang das Oval noch einmal.
    »Ist dir aufgefallen, daß…«, begann er.
    Das Ding wollte nicht aufhören zu kreisen. Rincewind versuchte vergeblich, die Hand sinken zu lassen.
    »Äh… ich glaube, es will geschwungen werden«, sagte er.
    »Ugh!«
    »Hältst du das für klug?«
    »Ugh!«
    »Interessanter Hinweis. Oooh…«
    Der Bibliothekar duckte sich.
    Rincewind ließ das Holzoval kreisen. Die Schnur sah er nicht mehr, denn sie wurde mit jeder Drehung länger. Einige Dutzend Meter vom Turm entfernt raste ein Schemen durch die Luft, und die Distanz wuchs rasch.
    Es gab ein Geräusch wie ein in die Länge gezogenes Brummen.
    Weit draußen über der Stadt explodierte der Schemen mit lautem Krachen. Trotzdem blieb etwas am Ende der Schnur hängen, etwas, das wie eine silbrige Wolke aussah und einen Schweif aus weißen Partikeln hinter sich herzog. Eine Spirale entstand und wurde immer breiter.
    Der Bibliothekar lag auf dem Bauch und versuchte, den Kopf unter haarigen Armen zu verbergen.
    Luft strömte fauchend am Rand des Turms empor, trug Staub, Hitze und Wellensittiche mit sich. Rincewinds Mantel flatterte vor seinem Kinn.
    Es kam nicht in Frage, die Schnur loszulassen. Vermutlich wäre er dazu auch nicht imstande gewesen – es sei denn, das Etwas wollte, daß er es losließ.
    Dünn wie Rauch dehnte sich die Spirale im Hitzedunst aus.
    (… über die rote Wüste und unbekümmerte Känguruhs hinweg, und der Schweif glitt über die Küste und erreichte eine gewaltige Barriere aus Stürmen, und die gegeneinander kämpfenden Luftmassen verschmolzen friedlich miteinander… die Wolken gaben ihre erhabene Prozession um den letzten Kontinent auf, brodelten verwirrt und schleuderten erste Blitze, als sie die Richtung änderten und nicht mehr weit vor der Küste dahinzogen, sondern dem Landesinnern entgegenstrebten…)
    Und die Schnur schoß aus Rincewinds Hand und schabte ihm dabei die Haut von den Fingern. Das Ding, das er einmal als Rassel bezeichnet hatte, sauste fort, und er sah es nicht fallen.
    Vielleicht lag es daran, daß sich Rincewind noch immer drehte. Schließlich wurde die Gravitation stärker als das Bewegungsmoment, und er fiel der Länge nach auf die Bretter.
    »Ich glaube, meine Füße brennen«, murmelte er.
     
    D ie tote Hitze hing wie ein Leichentuch über dem Land. Der Viehzüchter Clancy wischte sich den Schweiß von der Stirn und wrang den Lappen sorgfältig über einem leeren Marmeladenglas aus. So wie sich die Dinge entwickelten, mußte man für jeden Tropfen dankbar sein. Er hielt das Glas behutsam in einer Hand, als er die Leiter der Windmühle hinabkletterte.
    »Mit dem Bohrloch ist alles in Ordnung, Boß«, sagte er. »Es gibt nur kein Wasser mehr.«
    Reue schüttelte den Kopf. »Sieh dir nur die Pferde an«, brummte er. »Sieh nur, wie sie sich hinlegen. Ein schlimmes Zeichen. Das wär’s, Clancy. Wir sind durch dick und dünn gegangen, und dies ist eindeutig zu dick. Wir sollten die armen Biester schlachten, solange sie noch ein wenig Fleisch an den Knochen haben…«
    Ein Windstoß riß ihm den Hut vom Kopf und blies einen seltsamen Geruch über die halbverdorrten Büsche. Ein Pferd hob den Kopf.
    Wolken strömten über den Himmel, rollten übereinander hinweg wie Wellen an den Strand. In ihrem Zentrum wogte eine bläuliche Schwärze, in der es gelegentlich flackerte.
    »Bei allen Geistern, was ist das denn?« fragte Clancy.
    Das Pferd stand auf und wankte zum Trog bei der Windmühle.
    Unter den dahinrasenden Wolken schimmerte die Luft.
    Etwas traf Reues Kopf.
    Er blickte nach unten, hörte ein leises »Plock« und beobachtete, wie ein kleiner Krater im roten Sand entstand.
    »Das ist Wasser, Clancy«, sagte er. »Es ist verdammtes Wasser, das vom verdammten Himmel herabfällt!«
    Mit offenem Mund starrten sich die beiden Männer an, als
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