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Heirate nie einen Italiener

Heirate nie einen Italiener

Titel: Heirate nie einen Italiener
Autoren: Lucy Gordon
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Treppe hinaufführten, war ihr klar, dass an eine ernsthafte Unterhaltung nicht zu denken war.
    Die ganze Nacht über lag Helen wach. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um den kommenden Tag und den dunklen Schatten, der über ihrer Zukunft lag. Entsprechend erschlagen fühlte sie sich, als kurz nach Sonnenaufgang ein Hausmädchen erschien, um ihr beim Ankleiden zu helfen.
    Ihr blieb kaum Zeit zu frühstücken, weil das Mädchen sie zur Eile anhielt. Das Hochzeitskleid bestand aus einem krinolinenartigen Unterkleid, einem reich bestickten Überwurf aus elfenbeinfarbener Seide und einem langen Schleier, der von einem kostbaren, mit Diamanten besetzten Diadem gehalten wurde.
    Als Helen vor den Spiegel trat, fiel ihr Blick auf eine Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht. Leider wollte der äußere Eindruck so gar nicht zu ihrer Stimmung passen, die eher an einen Albtraum als an ein Märchen erinnerte.
    “Wo ist Lorenzo?”, fragte sie ihre Mutter, die neben ihr stand und zufrieden ihre Tochter betrachtete. “Ich muss ihn sofort sprechen.”
    “Das muss bis nach der Hochzeit warten”, widersprach ihre Mutter. “Du weißt doch, dass es Unglück bringt, wenn sich Braut und Bräutigam vor der Trauung sehen.”
    “Das mag ja sein, Mamma”, wandte Helen verzweifelt ein. “Trotzdem muss ich ihn sprechen.”
    Plötzlich klopfte es an der Tür, und Helens Vater kam ins Zimmer. “Seid ihr so weit?”, erkundigte er sich.
    “Noch nicht”, erwiderte seine Frau. “Elena will unbedingt mit Lorenzo sprechen.”
    “Kommt nicht infrage”, lehnte Nicolo Angolini kategorisch ab. “Erstens bringt das Unglück, und zweitens steigt er in diesem Moment ins Auto, das ihn zur Kathedrale bringt.”
    Ohne sich zu besinnen, lief Helen auf die Terrasse. Vor der Haustür setzte sich ein Autokorso in Bewegung, und in einem der Wagen musste Lorenzo sitzen. Ratlos und der Verzweiflung nah sah Helen der Kolonne nach, bis sie das Grundstück verlassen hatte.
    “Für uns wird es auch höchste Zeit”, sagte ihr Vater, der ihr gefolgt war. “Du ahnst nicht, wie stolz ich auf dich bin”, setzte er gerührt hinzu.
    Kein Wunder, dachte Helen. Er hat alles, was er sich immer gewünscht hat. Widerstandslos ließ sie sich von ihrem Vater aus dem Zimmer führen. Doch als sie die breite Treppe hinabging, hatte sie das eigentümliche Gefühl, dass Heather neben ihr die Stufen herabschritt, um denselben Weg zur selben Kathedrale anzutreten, wo sie denselben Mann heiraten wollte – um erleben zu müssen, dass er es sich in allerletzter Sekunde anders überlegt hatte.
    Noch während der Fahrt in die Stadt suchte Helen krampfhaft nach einer Antwort auf die Frage, wie ein Mann einer Frau diese Schmach antun konnte, ohne vor Scham im Boden zu versinken.
    So erschrak sie fast, als die Tür geöffnet wurde und ihr Vater ihr die Hand reichte, um ihr aus dem Wagen zu helfen.
    Mit klopfendem Herzen betrat Helen die Kathedrale. Der Gang durch das Spalier der voll besetzten Bänke wollte kein Ende nehmen, und Helen schien es, als entfernte sich der Altar mit jedem Schritt weiter.
    Dann entdeckte sie Lorenzo, der sich nach seiner Braut umsah, und sein Lächeln war wie eine Erlösung. Wie sollte sie an einem Mann zweifeln, der ihr einen solch liebevollen Blick schenkte? Als sie endlich neben Lorenzo stand und er ihre Hand nahm, ging ein Raunen der Bewunderung durch die Hochzeitsgesellschaft.
    Von der Zeremonie bekam Helen vor lauter Aufregung erst etwas mit, als sich der Bischof an Lorenzo wandte und ihn aufforderte, den Treueschwur zu leisten. “Ja”, antwortete er auf die Frage, ob er Elena Angolini zur Frau nehmen wolle.
    Der Bischof wiederholte die Trauformel, nur dass er jetzt Helen ansprach: “… bis dass der Tod euch scheidet, so antworte mit Ja”, hörte sie ihn sagen.
    Lorenzo hielt ihre Hand und schenkte ihr ein liebevolles und zugleich aufmunterndes Lächeln, an dem sie erkennen konnte, wie glücklich er war.
    Doch Helen war außerstande, das kleine Wörtchen, das ihren Bund fürs Leben besiegelt hätte, auszusprechen. “… bis dass der Tod euch scheidet”, dröhnte es ihr in den Ohren und ließ ihr einen Schauer der Angst über den Rücken laufen.
    Das Schweigen drohte unerträglich zu werden, und schon setzte ein Gemurmel der Verwandten und Freunde ein, die längst gemerkt hatten, dass etwas nicht stimmen konnte. Helen wusste genau, was von ihr erwartet wurde, doch ihr war, als hielte eine Hand ihr Herz umklammert, während eine andere ihr
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