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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein
Autoren: Paul Lascaux
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Man wird allzu schnell durch die Skandalpresse geschleppt und mit schrecklichen Mutmaßungen überhäuft. Das schadet dem Geschäft.«
    »Welchem Geschäft?«, fragte der Detektiv.
    »Kennen Sie denn meinen Namen nicht?«, entgegnete die aufblondierte 40-Jährige beinahe schon entrüstet.
    »Sollte ich?«
    »Maibach Communications. Klingelt etwas?«
    Die beiden Herren schauten sich staunend an.
    Die Dame stöhnte leise. »Ich organisiere Schönheitswettbewerbe. Ein kleiner Skandal, sagen wir mal, im sehr persönlichen Bereich, kann nicht schaden. Ein großer Skandal macht das Geschäft total kaputt.«
    »In Schönheit ist er gerade nicht gestorben, Ihr … Knecht«, murmelte Müller.
    »Ihre finanziellen Umstände sind derart, dass Sie von einem Tod des Herrn Knecht nicht profitieren würden?«, wollte der Störfahnder nach einem strafenden Blick auf den Detektiv wissen.
    »Na hören Sie mal, jetzt ruf ich gleich die Anwälte an.«
    »Werden ja von der Partei bezahlt«, spekulierte Müller.
    Frau Maibach schnappte nach Luft, dann verkündete sie verschwörerisch: »Gerade deswegen würde ich doch keinesfalls meinen Goldesel schlachten.«
     
    Obwohl die beiden Tötungsdelikte noch nicht in der Presse breitgeschlagen worden waren, hatten sie doch schon eine ganze Menge Leute aufgescheucht.
    Die Bieler Polizei hatte die Familie von Hubert Welsch besucht, war jedoch ergebnislos wieder abgezogen, denn der Schock saß nach wie vor tief, und es gab keinerlei Vermutungen, weshalb jemand dem Familienvater derart mitgespielt haben sollte.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Spring, als er mit Heinrich das Büro betrat, »auskunftsfreudig sind die Leute nicht gerade. Entweder haben alle etwas zu verbergen …«
    »Wovon man bei Familien nicht unbedingt ausgehen muss.«
    »… oder sie haben keine Ahnung, was ihre Angebeteten oder ihre Ernährer hinter ihrem Rücken alles tun.«
    »Reine Spekulation«, gab der Detektiv zu bedenken.
    »Du bist doch sonst der Mann für Fantasien. Gehen Sie dir ab?«
    »Nein, aber ohne Fakten kann man auch nichts dazuerfinden, noch nicht mal als Schreckschuss.«
    »Hältst du die Morde oder die Opfer für zufällig?«
    »Nein. Es sieht nach sehr ausgeklügelten und gezielten Exekutionen aus.«
    »Also muss es dafür auch Motive geben, und zwar nicht zu knapp. Da kommt simple Untreue nicht infrage. Dafür ist der Aufwand zu groß.«
    In diesem Moment stürzte Pascale Meyer durch die Tür.
    »Bernhard!« Sie überreichte ihrem Chef ein Blatt Papier. »Das ist eine Fotokopie. Das Original liegt bei der Spurensicherung.«
    »Ein Bekennerschreiben?«, fragte der Störfahnder.
    In sauberem Laserdruck, neutrale Großbuchstaben Arial 24, war auf dem Blatt zu lesen: »Zwei Köpfe der Hydra sind gekappt. Achtet darauf, dass sie nicht nachwachsen. Ihr müsst die Stümpfe ausbrennen. Die üblen Geschäfte dulden keinen Unterbruch. Wenn die Polizei jetzt nicht handelt, wird es weitere Opfer geben. Ein jeder stirbt nach dem, was er im Leben geleistet hat. Wenn der Spruch nicht in der Bibel steht, ist er von mir.«
    »Ein Wahnsinniger«, sagte Pascale.
    »Aber ein Wahnsinniger, der sich in der griechischen Mythologie auskennt«, erläuterte Heinrich. »Die Hydra war eine Wasserschlange mit neun Köpfen. Wenn man einen davon abschlug, wuchsen zwei neue nach. Erst Herakles konnte sie bezwingen, indem er die Hälse der abgetrennten Köpfe mit dem Feuer einer Fackel verbrannte.«
    »Gruselig.«
    »Und es tönt wie ein Auftrag«, ergänzte Bernhard.
     
    Zu Hause erwartete Heinrich Müller eine weitere Überraschung. Peter Hofer, der Kontaktmann der Versicherung, für welche die ›Detektei Müller & Himmel‹ hauptsächlich arbeitete, hatte ausrichten lassen, er möge möglichst heute noch zurückrufen.
    Einmal am Apparat, erklärte Hofer, die beiden getöteten SEBP-Parteileute seien bei ihnen versichert gewesen. »Die Partei hat eine Police für alle in öffentlichen Ämtern stehenden Politiker abgeschlossen. Falls ihnen etwas zustößt, das mit dem Amt zusammenhängt. Das hat jedenfalls der Parteisekretär gesagt.«
    »Versicherungssumme?«, hakte Müller nach.
    »Bis zu fünf Millionen pro Schadenfall.«
    »Ganz schön hoch«, meinte der Detektiv.
    »Normalerweise risikolos, denn wann ist schon einem Schweizer Politiker im Amt etwas geschehen?«
    »Haben Sie den Amoklauf im Zuger Parlament bereits verdrängt?«, fragte Müller.
    »Nein, das nicht, aber damals wurde diese Versicherung erst ins Auge gefasst«,
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