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Heinermaedsche

Heinermaedsche

Titel: Heinermaedsche
Autoren: Ann-Sophie Aigner
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zwinkerte sie ihm zu, dass fast alle Kalorien dort versteckt seien. Dankend nickte Hermann und verzichtete auf einen Nachschlag. Ein Glück wusste Eva ihren Mann bei seiner Eitelkeit zu packen. Er aß alles auf, sah noch ein wenig fern und ging direkt nach der Tagesschau schlafen.
    Sie legten viel Wert auf ein gemeinsames Ehebett, da es ihnen das Gefühl von Sicherheit vermittelte. Selbst nach Streitigkeiten legten sie sich niemals verärgert oder mit Groll auf den anderen nebeneinander schlafen.
    Nachdem Hermann nach oben gegangen war, machte Eva es sich auf der Récamiere im Salon mit einem Glas Rosé bequem und hielt Hermanns Handy unschlüssig in der Hand.
    Ihre Schwester Adele hatte ihr einmal gesagt: ›Wenn du Geheimnisse deines Mannes herausbekommen möchtest, dann schau dir unbedingt sein Handy an.‹
    Damals hatte Eva diesen Rat für indiskutabel gehalten. Aber seit heute Mittag ließ sie der Gedanke nicht mehr los.
    Ihr Hermann würde sie niemals hintergehen. Daran glaubte sie fest. Sicherlich würde sie nach dieser Aktion erleichtert ins Bett gehen, da sie nichts Verwerfliches gefunden hatte. Natürlich würde sie sich schämen, Hermann eine Geliebte unterstellt zu haben, dennoch musste sie sich endlich Klarheit verschaffen. Sonst würde sie noch wahnsinnig vor Ungewissheit werden. Helga ließ ihr ebenfalls keine Ruhe. Sie hatte es sicher auch lange Zeit nicht für möglich gehalten, gegen eine Jüngere ausgetauscht zu werden. Schon bei dem Gedanken an eine andere wurde Eva speiübel. Gab es Anhaltspunkte bei Hermann für eine Gespielin? Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie ihrem Mann trauen konnte. Dabei hatte er ihr nie einen Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Außer, dass er jungen Frauen unverhohlen nachschaute, aber taten das nicht alle Männer ab einem gewissen Alter? Es war an der Zeit, Spekulationen über eventuelle Geliebte aus dem Weg zu räumen und Gewissheit zu erlangen. So einen nervenaufreibenden Abend würde sie sicher nicht noch einmal durchstehen.
    Während Eva mit sich rang, schossen ihr zahlreiche Gedanken durch den Kopf.

2
    Eva trieb intensiv Sport in einem hiesigen Fitnessclub, um sich in Form zu halten. Natürlich gehörte auch eine kontrollierte Ernährung zu ihrem Leben. Morgens und mittags Kohlenhydrate, abends lediglich eine Kleinigkeit. Manchmal fiel ihr das ungeheuer schwer. Wie beneidete sie junge Frauen, die abends in eine dick mit Käse und Schinken belegte Scheibe Brot bissen, das war schon etwas Leckeres. Es war schon lange her, dass Eva das getan hatte. Längst musste sie darauf achten, für ihren Mann attraktiv zu bleiben. Die Zeit ging nicht spurlos an ihr vorbei, leider. Das Schlimmste wäre für sie, wenn es sich eine andere in ihrer Villa, auf ihren Möbeln, gemütlich machen würde. Damit Hermann das Interesse nicht an ihr verlor, achtete sie penibel auf ihre Garderobe. Wenn man sich schäbig anziehen konnte, konnte man sich ebenso gut ordentlich kleiden. Das war ihre Überzeugung.
    Sie verstand nicht, warum sich die jungen Leute heute so gehen ließen. Sie trauerte den Zeiten nach, in denen junge Damen in schicken Kleidern nachmittags zum Tee oder zum Tanzen gegangen waren. Die jungen Männer damals waren ebenfalls stilvoll gekleidet gewesen und hatten Manieren gehabt.
    Wo war diese Zeit nur geblieben?
    Evas Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Hermanns Treue infrage zu stellen, war absolut lächerlich. Aber heute früh im Ankleidezimmer hatte sie förmlich gespürt, wie Adele neben ihr stand und ›Siehste!‹ sagte. Sie verfluchte ihre Schwester, die damals geradeheraus und frech an ihrem Hermann gezweifelt hatte.
    Eva trank einen großen Schluck leicht gekühlten Rosé und atmete tief durch. Dann schaltete sie Hermanns Handy ein, das sie aus seiner Tasche genommen hatte.
    ›Bitte geben Sie die PIN ein‹
    Die PIN!
    Die hatte sie völlig vergessen.
    Sie konnte sich jetzt unmöglich geschlagen geben. Ihr gesamtes Leben stand auf dem Spiel.
    Wen sollte sie fragen, wie man eine PIN knackte? Es gab nur eine Person, die ihr helfen konnte: ihr Sohn. Aber der würde sie vermutlich für total bescheuert halten. Außerdem wollte Eva mit den Hintergründen für ihren Wunsch nicht hausieren gehen. Das ging auf keinen Fall. In diesem Moment ärgerte sie sich ungemein, dass sie sich nicht für technische Geräte interessierte. Sie würde das in Zukunft auf jeden Fall ändern müssen.
    Erst mal tief durchatmen und nachdenken. So leicht ließ sie sich nicht
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