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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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in der kleinen Kutsche. Er fand einen Picknick-Korb und eine kleine Schürze. Sich vorbeugend, um den Korb vor dem Regen zu schützen, rannte er in das alte Haus zurück. Nellie zitterte nun noch heftiger als vorher. Er kniete sich nieder, warf noch mehr Holz ins Feuer, öffnete den Henkelkorb und entnahm ihm die Tischdecke.
    »Es sieht nicht so aus, als ob der Regen nachlassen würde, und ich kann vor morgen früh die Pferde unmöglich einfangen.« Er sah zu ihr hoch. »Sie sollten vielleicht besser Ihre nassen Sachen ausziehen. Sie können sich das da um den Leib wickeln.«
    Schweigend nahm Nellie ihm das Tischtuch ab und ging an das entfernte Ende des Raumes. Ihre Hände waren so klamm, daß sie Mühe hatte, ihr Kleid aufzuknöpfen. Sie sah immer wieder zu ihm hin, auf seinen breiten Rücken, als er sich vor den Kamin hinkniete. Sie konnte gar nicht mehr verstehen, warum sie vorhin so wütend auf ihn gewesen war; aber sie wollte sich nicht von ihm sagen lassen, daß sie auch an sein Geld gedacht hatte, als sie ihre Neigung für ihn entdeckte. Das letzte, was sie an ihm reizte, war sein Vermögen. Wenn sie gewußt hätte, daß er sie wirklich liebte, hätte sie mit ihm auch in der armseligsten Hütte von Amerika gelebt.
    Als sie sich bis auf ihr Hemd und ihre Unterhose ausgezogen hatte, zögerte sie, diese auch noch abzulegen; aber sie klebten kalt und naß auf ihrem Körper. Sie sah wieder zu Jace hin, und ihre Hände begannen noch heftiger zu zittern, doch diesmal nicht vor Kälte. Mit bebenden Fingern zog sie alle ihre Kleider aus und wickelte sich das Tischtuch um den bloßen Leib. Sie zog die Nadeln aus ihren nassen Haaren und ließ sie zum Trocknen über die Schultern hinunterfallen.
    Sie ging zum Feuer zurück und beugte sich hinter seinem Rücken ein wenig nach vorn. »Sie sehen auch halb erfroren aus«, sagte sie leise.
    »Mir macht Kälte nichts aus«, erwiderte er in feindseligem Ton.
    Ihr fiel ein, daß Tante Berni ihr etwas über die Männer erzählt hatte, das sie nicht recht verstanden hatte oder nicht verstehen wollte in ihrer Verzweiflung heute morgen. Was hatte sie gesagt? Daß Jace nicht glaube, daß sie sein bester Freund sei oder so etwas Ähnliches. Er hatte recht: Sie war nicht sein Freund gewesen.
    Sie setzte sich ganz nahe bei ihm auf den Boden. »Wie geht es Ihrem Bruder? Ist sein Fuß inzwischen verheilt?«
    »Ja«, sagte Jace knapp, ohne sie anzusehen.
    »Und hat Ihre Mutter ihre Grippe überstanden? Kann sie wieder singen?«
    »Ja.« Er spuckte das Wort förmlich aus. »Allen meinen Leuten zu Hause geht es gut.« Und dann, sie wütend anfunkelnd: »Und sie werden sich freuen, wenn sie mich Wiedersehen. Meine Leute vertrauen mir. Sie glauben nicht, daß ich ein Lügner bin.«
    Sie konnte seinen zornigen Blick nicht ertragen. Sie sah auf das Feuer zurück. »Ich habe Ihnen unrecht getan«, flüsterte sie. »Ich sagte Ihnen das bereits. Ich versuchte Ihnen zu glauben; aber es war mir unbegreiflich, daß Sie so jemanden wie mich haben wollten.« Sie blickte ihn wieder an. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Sie könnten doch jede Frau auf dieser Welt haben. Warum also ausgerechnet so eine alte Jungfer wie mich? Ich bin nicht aufregend, ich bin schon mit vierzehn von der Schule abgegangen, ich bin in keiner Hinsicht etwas Besonderes.«
    »Ich fühlte mich bei Ihnen wohl«, sagte er leise und beugte sich etwas zu ihr, als ob er sie küssen wollte, wich dann aber wieder von ihr zurück. »Sie haben in mir dieses gute Gefühl geweckt. Ich dachte, daß Sie das gleiche fühlten wie ich, wenn Sie mit mir zusammen waren; aber da täuschte ich mich. Ich dachte, Sie glaubten mich zu lieben, obwohl ich in Ihren Augen nur ein vagabundierender Nichtsnutz war, der es lediglich auf das Geld Ihres Vaters abgesehen hatte.«
    »Richtig«, sagte sie. »Das stimmt. Nach dem Erntedankfestball, als ich so viele schreckliche Dinge über Sie hörte, ging ich dennoch in das Kontor meines Vaters, um Sie zu sehen. Obwohl ich das Schlimmste über Sie dachte, liebte ich Sie dennoch. Es war eine Freude für mich, zu entdecken, daß ich in einen guten Mann verliebt war.«
    Einen Moment schien er weich werden zu wollen; zog sich dann aber zum zweitenmal von ihr zurück. »Einen reichen Mann, wolltest du wohl sagen. Sag mir — hat dein Vater irgendwelche Verträge ausgearbeitet, die etwas mit der Warbrooke-Reederei zu tun haben? Hast du deshalb so sehr abgenommen? Hast du und deine Familie gedacht, man könnte einen
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