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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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Ihren Vater?«
    Tante Berni hatte gesagt, man müsse vor einem geliebten Menschen zu Kreuze kriechen, aber Nellie konnte das nicht länger ertragen. »Meine Familie hat nur das Beste für mich gewollt. Sie wollte nicht, daß ich einen Mann heirate, der fortgeht, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, oder einen, der neben mir noch anderen Frauen den Hof macht. Es gab keinen Beweis dafür, daß Sie mir Briefe geschickt oder daß Sie nicht . . .«
    ».. . alle Mädchen in Chandler geküßt habe?« sagte er wütend. »Es gab diesen Beweis. Mein Wort. Sie hätten mir glauben sollen. Sie hätten . . .«
    »Ja, das hätte ich«, sagte Nellie, mit den Tränen kämpfend. »Aber das habe ich nicht getan. Ich bin keine Kämpfernatur, Mr. Montgomery. Ich wollte nur jedem der Beteiligten sein Recht zukommen lassen, und es sieht nun so aus, als hätte ich versagt. Ich bitte Sie um Entschuldigung, daß ich Sie gestört habe.«
    »Ihre Entschuldigung ist angenommen«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Und jetzt muß ich Sie bitten, wieder zu gehen. Ich versäume sonst meinen Zug.«
    Da war plötzlich ein heißer Kloß in Nellies Kehle — ein Kloß, an dem sie zu ersticken drohte. Sie konnte nicht mehr sprechen. Sie nickte nur stumm und verließ das Zimmer, ging die Treppe hinunter und dann aus dem Hotel. Sie ging nach Hause, aber sie merkte nicht, daß sie einen Fuß vor den anderen setzte. So sicher, als hätte man sie umgebracht, wußte sie, daß ihr Leben zu Ende war.
    Berni saß in der Küche und las noch immer die People- Magazine, als sie hörte, wie die Vordertür aufging. Sie erwartete nun, daß Nellie mit ihrem hübschen Helden am Arm in die Küche lief. Statt dessen hörte sie, wie Nellie mit schweren Schritten die Treppe zum Oberstock hinaufging.
    »Was ist jetzt schon wieder?« murmelte sie. »Antonius und Kleopatra hatten nicht so große Schwierigkeiten miteinander.« Sie schnippte die Magazine, den Mokka und die Schokoladenplätzchen weg und ging hinauf in Nellies Zimmer.
    Nellie lag bäuchlings auf ihrem Bett. Sie schien nur zwei Zentimeter vom Selbstmord entfernt zu sein.
    »Erzähle«, sagte Berni, sich die Schokolade von den Fingern ableckend.
    Nellie gab ihr keine Antwort, also wackelte Berni mit den Ohren.
    »Er sagte, ich hätte ihm glauben sollen«, flüsterte Nellie.
    »Ah, ja, Männer mögen es, wenn man ihnen blind gehorcht. Nellie, laß dir einen kleinen Rat von jemandem geben, der in seinem Leben einige Männer gekannt hat. Ich weiß nicht, ob du schon mal davon gehört hast, daß der beste Freund eines Mannes ein Hund, und die besten Freundinnen eines Mädchens Diamanten sein sollen. Der beste Freund eines Mannes ist ein Hund, weil er sich wünscht, daß eine Frau sich genauso verhalten sollte — wie ein Hund eben. Er will eine hübsche kleine Frau haben, vorzugsweise blond, die alles tut, was er von ihr verlangt und wann er es von ihr verlangt. Er will zu ihr sagen können: >Komm, vorwärts, wir gehen< und dann soll sie aufstehen, mit dem Schwanz wedeln und ihm folgen. Er möchte nicht, daß sie ihn zuerst fragt, wohin oder wann oder warum, und er möchte auch nicht, daß sie eine eigene Meinung hat.
    Für Frauen sind Diamanten deshalb die besten Freundinnen, weil sie entdeckt haben, daß sie sich auf solche Sachen wie Diamanten verlassen können, da sie sich nachts nicht herumtreiben oder sie nicht ständig darauf aufmerksam machen wollen, wie sie sich verhalten sollten.«
    Diese Worte schienen keinen Eindruck auf Nellie zu machen. Und so fuhr Berni fort: »Verstehst du mich denn nicht? Du warst nicht sein bester Freund.«
    »Ich habe noch andere Pflichten.«
    »Ja, natürlich hast du die, aber du versuchst einem verliebten Mann mit Logik beizukommen. Daß er verliebt ist, findet ein Mann schon befremdlich genug; du darfst ihn dann nicht damit überfordern, daß du ihm mit logischen Argumenten kommst.« Berni blickte auf Nellie hinunter, die leise in ihr Kissen weinte, und erkannte, daß hier auch jede Logik verschwendet war. Wenn eine Frau sich zum erstenmal verliebte, war sie so voller Hoffnung, so voller Glauben, daß ihr ganzes Leben geregelt sei, wenn sie nur diesen Kerl bekam — daß sie sich nie mehr ärgern müsse oder einsam sein würde oder Akne bekäme. Die Liebe würde jedes Problem lösen. Berni wußte, daß es keinen Sinn hatte, Nellie jetzt ein paar Wahrheiten zu stecken. Die Wahrheit hatte mit der Liebe nichts zu schaffen.
    »Schon gut«, sagte Berni seufzend. »Es tut mir leid, daß
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