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Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte

Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte

Titel: Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte
Autoren: THiLO
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bevor ich ins Feeninternat kam, habe ich nicht an Flüche geglaubt. Aber damals konnte ich ja auch noch nicht auf Einhörnern reiten und Muffeltrolle verjagen. Jetzt jedenfalls hatte ich einen Kloß im Hals.
    „Lass die doofe Schnepfe doch reden!“, tröstete mich Nelly. „Feen, die fluchen, beißen nicht!“
    Ich lachte laut los. Das war mal wieder eine von Nellys Weisheiten. Deshalb liebe ich sie so. Verrückter als Nelly ist niemand!
    Als ich mich wieder eingekriegt hatte, konnte ich über Freia und ihren albernen Fluch nur noch den Kopf schütteln.
    Wir rannten los. Kaum saßen wir auf unseren Plätzen, schwebte auch schon Fortunea Tautropf ins Klassenzimmer. Sie ist die Leiterin des Internats.
    „Guten Morgen, erste Klasse!“, grüßte sie uns freundlich. „In der heutigen Stunde werdet ihr etwas sehr Wichtiges lernen: Wie ihr ohne den Mund aufzumachen um Hilfe rufen könnt. Nur durch eure Gedanken.“
    Innerlich klatschte ich in die Hände. Heute konnte ich ja sowieso nicht richtig zuhören und eine andere Fee herbeirufen kann ich schon, wenn ich an meinem Amulett reibe.
    Fortunea ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ihre langen blonden Haare bindet sie immer mit einem breiten Lederstreifen zusammen. Vorne auf der Stirn endet er in einem Amulett. Das ist ähnlich wie meins, nur größer. Ihre Lippen sind rot wie Kirschen und ihre braunen Augen erinnern mich an die eines Rehs. Sie wirken sanft und gleichzeitig aufmerksam. Dabei duftet Fortunea immer nach Maiglöckchen. Die müsste Mama mal knipsen!

    Mama! Schon war ich wieder abgelenkt. Ich malte mir genau aus, wie sie mich nachher abholen würde. Wie wir uns in die Arme fliegen, wie sie mir ein Geschenk in die Hand drückt. Und natürlich wie wir ein ganzes Wochenende lang auf dem Sofa liegen, Eis löffeln und uns mit den Zehen kitzeln.
    Als Fortunea in die Hände klatschte und uns verabschiedete, war ich schon mit einem Fuß im Flur. Mein Koffer war bereits gepackt. Ich warf Nelly, Kimi und Mia noch schnell eine Kusshand zu. Dann zog ich mein Amulett aus dem Kragen und ging zum Spiegel.
    Das Amulett glühte auf, trotzdem verbrannte ich mir nicht die Finger. So ist es jedes Mal, wenn ich durch den Spiegel vom Feeninternat Rosentau ins Menscheninternat Lindenhof wechsle. Trotzdem klopfte mein Herz.
    Die geschnitzten Einhörner auf dem goldenen Rahmen sahen mich an, als wären sie lebendig. Ich bekam eine Gänsehaut. Vor Aufregung und einfach, weil es so schön ist, auf einem Feeninternat zu sein.
    Dann ging ich hindurch wie durch Luft. Hinter dem Glas liegt nicht gleich die Menschenwelt. Zwischen den beiden Welten thront die Hüterin des Spiegeltors. Sie heißt nicht umsonst Fabula Schattenreich. Wenn ihr sie seht, läuft euch ein Schauer über den Rücken. Garantiert.
    Sie ist das absolute Gegenteil von Frau Tautropf: bleich und schwarzhaarig und mit dunklen Augen, die dich durchbohren wie ein Messer die weiche Butter.

    Ich weiß nicht, was sie angestellt hat, aber es muss etwas Schlimmes gewesen sein. Seitdem schmort sie hier unten im Dunkeln, nur in Gesellschaft von einem Dutzend Glühwürmchen.
    Als ich die Stufen zu ihr hinunterschritt, traf mich ihr eisiger Blick. Mir wurde entsetzlich kalt.
    Ich bekam gar nicht mit, wie sie sich von ihrem Stuhl erhob. Sie stand plötzlich einfach vor mir und zerwühlte mit ihren langen Fingernägeln meine Frisur.
    „Na, Menschenkind“, säuselte sie mit honigsüßer Stimme. „Willst du uns schon wieder verlassen?“
    Ich spürte, wie meine Knie wackelten. Mir wurde schwindelig.
    „Mei-meine Mama ho-holt mich ab“, stammelte ich.
    „So!“ Fabula lachte. „Die Mama. Wie goldig. Ist sie so lieb zu dir wie ich?“
    Dabei fuhren ihre Finger hinab zu meiner Kette. Als ihr Blick auf das Amulett fiel, zuckte sie zusammen.
    „Das ist meins!“, fauchte Fabula. „Ich erkenne es an …“ Den Rest des Satzes schluckte sie herunter.
    „Viele, viele Jahre lang hab ich dieses Amulett getragen“, zischte sie wütend. „Dann kam Fortunea und hat es mir abgenommen.“
    Die dunkle Fee fuhr so heftig herum, dass ihre Glühwürmchen in alle Ecken des Gewölbes wirbelten.
    „Ohne mein Amulett kann ich nicht zurück ins Feenreich“, fuhr sie bedrohlich leise fort. „Doch wenn ich es wiederhätte …“
    Obwohl Fabulas Honigstimme all meine Gedanken verklebte, sah ich ihre Hand nach dem kleinen Horn greifen.
    Ich befahl meinen Füßen zu rennen. Und sie rannten. Genau auf die Rückseite des zweiten Spiegels
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