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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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dafür, daß Vena von ihrem Auftrag zurücktreten wollte. Dem hatte ihr sanftes Gemüt nicht standgehalten – zweihundertvierzig Tote…
    »Und was wollen Sie tun?« fragte er den Vorsitzenden. »Ich jedenfalls würde dem Wunsch der Aspirantin entsprechen. Wenn ihr das Studium historischer Vorgänge nicht liegt, sollte man sie mit einer Neuentwicklung betrauen.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Kareme. »Sie will… Aber gestatten Sie eine Frage: Was halten Sie von den Gutachten – sind sie stichhaltig?«
    Raiger blätterte noch einmal in den Dokumenten. Der Vorsitzende wies vor allem auf die Untersuchung der Raketentrümmer hin. Das Material sei einer harten Strahlung von derart hoher Intensität ausgesetzt gewesen, daß man annehmen müsse, die Rakete sei im Wirkungsbereich der atomaren Katastrophe im Sternbild der Hyaden gestartet worden. Es sei ausgeschlossen, daß das Raumschiff Kosmos noch habe starten können, denn die Strahlungsintensität…
    Raiger nickte. Strahlentod für zweihundertvierzig Männer – keine schöne Vorstellung.
»Die Gutachten enthalten ausreichendes Material«, sagte er endlich. Wer konnte die Angaben heute noch nachprüfen? Eigentlich ein unqualifiziertes Ansinnen von Kareme. Aber wenn Vena mit diesen Gutachten ihren Rücktritt begründete – wem schadete es, wenn er sie anerkannte?
Der Vorsitzende blickte ihn prüfend an. »Es hängt viel davon ab!« sagte er nachdrücklich. »Die Aspirantin, eine sehr gewissenhafte Mitarbeiterin, bestreitet nämlich den Wert der Gutachten. Sie glaubt, daß sie anfechtbar sind. Und sie wird darin von einem namhaften Historiker unterstützt. Maro Lohming erklärte, die damaligen Untersuchungsmethoden wären weniger präzise gewesen als heute und ließen durchaus einige Zweifel offen.«
Raiger hatte Mühe, seinen Ärger zu verbergen. Wieder dieser Wahlonkel! Und ausgerechnet er wußte von Venas Problemen. Mit Lohming hatte sie gesprochen, mit ihm nicht!
»Ich sehe keine Zweifel!« sagte er kühl. »Im übrigen ist das ein nutzloser Disput. Die Raketentrümmer sind nicht mehr vorhanden – wie also will Lohming beweisen, daß die Gutachten nicht stimmen?«
»Es geht nicht um den Beweis, Genosse Sajoi – es geht darum, ob die Zweifel berechtigt sind! Sie sind doch Strahlungsexperte, wenn ich so sagen darf.«
Raiger stützte das Kinn in die Hand. Vena bat also, vom Auftrag entbunden zu werden, focht aber die einzigen Unterlagen an, die diese Bitte verständlich machten.
»Überlegen Sie gut, Genosse Sajoi!« sagte Kareme.
Raiger schwieg. Eine schöne Geschichte. Aber er hatte nun einmal die Gutachten anerkannt. Wenn er nur wußte, was Vena…
»Die Aspirantin ist nämlich der Meinung, daß noch Chancen für die Rückkehr der Kosmos bestehen«, fuhr der Vorsitzende fort. »Sie möchte von ihrem Auftrag befreit werden, damit sie den ganzen Komplex Kosmos-Expedition untersuchen und sich auf die Rückkehr der Kosmos vorbereiten kann!«
Raiger glaubte, sich verhört zu haben. »Was sagten Sie, vorbereiten? Auf die Kosmos?«
»Sie halten es für abwegig?«
»Das ist gar kein Ausdruck!« Raiger besann sich rasch, daß er unbeteiligt erscheinen mußte. »Ich halte es für abenteuerlich. Aber diese Fragen fallen doch gar nicht in Ihre Kompetenz?«
»In gewissem Sinn doch. Käme die Expedition zurück, dann wäre unter ihrer Ausbeute sicher vieles Brauchbare für uns. Und vergessen Sie die kybernetischen Anlagen der Kosmos nicht – Erfahrungen unter solch extremen Bedingungen haben wir noch nicht gemacht.« Raiger sagte kein Wort. Er war empört, enttäuscht und ratlos. Er vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Eine Intrige gegen ihn?
»Wie will sich die Aspirantin vorbereiten?« fragte er, nur um das Schweigen zu brechen.
»Falls Chancen für die Rückkehr bestehen, müßten nach ihrer Ansicht Betreuergruppen gebildet werden, die den Stand der damaligen Technik, der Wissenschaften und vor allem der gesellschaftlichen Verhältnisse studieren.«
»… und die Haarfrisuren, die Kragenweiten und das Liebesleben«, fiel Raiger ein. »Entschuldigen Sie, Genosse Kareme, aber das sind doch Hirngespinste – ein solcher Aufwand ließe sich nicht rechtfertigen.«
»Wenn eine Möglichkeit der Rückkehr bestünde, dann wären wir zu diesem Aufwand sogar verpflichtet, Genosse Sajoi!« sagte Kareme ernst. »Versetzen Sie sich in die Lage eines Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts, der unvermittelt in unsere Zeit verpflanzt wird – er fände sich nicht zurecht und
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