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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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zurückkommen, wenn er sie ohne Raiger antraf. Sie sprachen über alltägliche Dinge. Onkel Maro verabschiedete sich bald.
»Du hast ihn vergrault!« sagte Vena zu Raiger. »Das war wirklich nicht nett von dir. Du weißt, was mir Onkel Maro ist.«
»Und was bist du ihm?«
»Wie meinst du das?« Sie sah ihn fragend an.
»Schon gut«, sagte er. »Gehen wir lieber.«
Sie blieb hartnäckig. »Wie meinst du das?«
»Ich bin ein… ein…« Er fand keinen passenden Vergleich.
»Ein was?«
Er drehte sein Glas in der Hand, trank einen Schluck, sah sie über den Rand des Glases an und lächelte unsicher. »Na, irgend so ein Fossil!«
»Weshalb?«
»In mir steckt so ein Ur-Instinkt. Ich bekämpfe ihn wie Siegfried den Drachen. Aber der Drachen findet ab und zu eine Stelle, auf der die Hornhaut fehlt.«
»Wenn ich mich recht entsinne«, sagte sie, »dann badete Siegfried im Blute des Drachens, als er ihn schon erlegt hatte.«
»Mein Drache hat ewiges Leben – ich muß ihn immer neu besiegen!«
»Und was für ein Instinkt ist das?«
»Vielleicht kannst du ihn definieren?« Er gewann seine Sicherheit zurück. »Du bist doch kompetent für Altertümer. Ich bin stolz, wenn dich andere Männer bewundern – trotzdem möchte ich dich vor ihnen verstecken.«
»Eifersucht?«
Vena war überrascht.
»Ohne Eifersucht keine Liebe!« behauptete er.
»Sei nicht altmodisch. Eifersucht ohne Grund ist häßlich. Eifersucht mit Grund ist nutzlos. Ich will dir sagen, wie dein sogenannter Instinkt heißt: Minderwertigkeitskomplex!«
»Dacht’ ich mir’s doch« – er lachte –, »daß ich Komplexe habe.«
    Als Vena am nächsten Morgen erwachte, gelang es ihr nur schwer, die Müdigkeit abzustreifen. Sie richtete sich langsam auf und reckte sich mit behaglichem Seufzen. Sie stutzte. Das Lager neben ihr war verlassen – war Raiger schon gegangen? Sie hatte sich mit ihm aussprechen wollen, aber es war beim Status quo geblieben. Ob sie den Mut aufbrachte, es noch einmal zu versuchen?
    Die Fernsehuhr zeigte die achte Morgenstunde an. Sie trat zum Bildfernsprecher und wählte den Bestelldienst. Auf dem Bildschirm zogen durchsichtige Beutel mit Speisen in verschiedenen Zusammenstellungen vorbei.
Vena drückte beim gewünschten Frühstück auf den Bestellknopf: Eiweißnußstangen, Vitaminwürzpasteten…
Sie duschte, trocknete sich unter der Luftdusche ab und trieb mit einigen gymnastischen Übungen die letzte Müdigkeit aus den Gliedern. Bevor sie in ihren bequemen Hausanzug schlüpfen konnte, fiel eine Rohrpostpatrone ins Empfangsnetz. Das Frühstück!
Auf dem Bildfernsprecher wählte sie ihre eigene Welle. Plastisch und farbig wuchs ihr Spiegelbild aus dem Schirm. Sie musterte sich kritisch.
Wieso wirst du mit Raigers Ironie nicht fertig? Sie gefiel dir doch? Aber Ironie um jeden Preis? Konnte man sich nicht ernsthaft mit ihm unterhalten? Natürlich konnte man es. Man mußte nur seiner selbst sicher sein. Du mußt ihm Fakten auf den Tisch legen, ihm beweisen, daß es notwendig ist, dein Arbeitsgebiet zu erweitern, daß dieser Aufwand lohnt!
Sie nickte sich ermunternd zu. Wenn sie die Filme ausgewertet hatte, würde er einsehen müssen…
Endlich saß sie vor dem Bildschirm. Ferne Vergangenheit wurde lebendig. Sie erlebte die Herstellung und den Transport der Bauteile des riesigen Raumschiffes, verblüfft, mit welch primitiven Maschinen man damals gearbeitet und was man damit zu leisten vermocht hatte.
Stunden vergingen unbemerkt. Sie saß und schaute, eingefangen von einer fremden Welt. Wie unsinnig war es doch gewesen, auf dieses Nacherleben bewegter Bilder zu verzichten. Onkel Maro hatte recht. Man mußte die Entwicklung der Kybernetik in Beziehung zur allgemeinen Entwicklung sehen. Und dieser Einsicht hatte sie sich monatelang verschlossen, nur weil sie sich das erstemal bei der Wahl der Filme vergriff! Mitten hinein in ihre Versunkenheit kam Raiger. Ohne den Blick von der Wand zu wenden, bat sie ihn, allein zu essen.
»Na schön«, sagte er mit einem kritischen Blick auf den Bildschirm. »Ich weiche den Verblichenen. Kehrst du in die Wirklichkeit zurück, kannst du mich über Funk rufen. Ich weile irgendwo unter den Lebenden. Erinnere dich der Gegenwart möglichst, bevor dir wieder übel wird!«
Vena hörte nicht, daß er hinausging.
Auf dem Bildschirm fand eine Feier statt. Männer in graublauen Anzügen standen im Mittelpunkt. Auf ihrer rechten Brustseite leuchtete eine geflügelte Rakete und das Wort KOSMOS. Stimmengewirr, Gläserklingen und
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