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Heimkehr am Morgen (German Edition)

Heimkehr am Morgen (German Edition)

Titel: Heimkehr am Morgen (German Edition)
Autoren: Alexis Harrington
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nicht bis zum Rest unseres Lebens belasten. Ich habe falsche Entscheidungen gefällt, ich habe Riley verloren – und dich beinahe auch. Ich möchte nicht noch mehr Dingen nachtrauern müssen.«
    Dingen nachtrauern … Iris Delaney hatte davon gesprochen. Jess selbst hatte darüber nachgedacht, und nun erwähnte Cole dasselbe. Aber …
    »Cole, die Lage hat sich geändert. Sehr sogar. Was ist mit Amy, und was ist mit dem Lynchmob, der es auf uns abgesehen hat, wie lässt sich das in Ordnung bringen? Es wird sich nicht alles in Wohlgefallen auflösen, bloß weil Horace Cookson es so möchte. Er kann den Leuten doch nicht befehlen, zu mir zu kommen. Sogar zwei Jungen, die mir auf der Straße begegnet sind, haben mich als Hure bezeichnet.«
    Er zuckte zusammen, fuhr aber unbeirrt fort. »Jess, du hast mich gebeten, diesen Kampf auszutragen. Das habe ich getan, undwir haben gewonnen. Die ganze Aufregung wird sich mit der Zeit legen. Und außerdem stehen die Anhänger von Jacobsen und Leonard nicht für die ganze Stadt.«
    Sie ließ das Schultertuch in den Schoß sinken. »Vermutlich würdest du anders denken, wenn du derjenige wärst, der mit Schimpfnamen bedacht und dessen Tugendhaftigkeit angezweifelt wird. Wie du weißt, achtet man bei Frauen, und besonders bei Ärztinnen, genau auf ihr Verhalten und sucht förmlich nach Verfehlungen. Diese Ablehnung reibt mich auf. Ich werde hier keine Patienten haben. Sie werden eher zu Granny Mae gehen, bevor sie mir vergeben.«
    »Vielleicht könntest du in Twelve Mile eine Praxis eröffnen. Die Ranch liegt auf halbem Weg zwischen beiden Städten.«
    Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wie bitte?«
    »Ich könnte dir sogar das Fahren beibringen, dann wärst du mobiler.«
    Er ging vor ihr auf die Knie und hielt ihr die schwarze Samtschachtel hin. »Jessica, ich möchte, dass du mich heiratest. So schnell wie möglich. Lass uns nicht länger warten.« Er drückte den kleinen Schnappverschluss an der Schachtel, und der Deckel klappte auf.
    Voller Staunen erblickte sie einen Ring. Die Fassung war in einem alten Stil gehalten, und der Schliff des Diamanten erinnerte sie an ein antikes Stück.
    Prüfend sah er ihr ins Gesicht, und bei seinem Blick glaubte sie, ihr Herz müsste zerspringen. »Er hat meiner Mutter gehört.«
    »Oh, Cole …«
    »Du hast recht – es ist viel passiert, Gutes und Schlechtes. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich dich liebe. Dich immer geliebt habe. Ich möchte, dass du meine Frau wirst, so wie es schon immer hätte sein sollen.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich liebe dich auch. Aber das Krankenhaus in Seattle braucht mich.« Da kam ihr eine Idee, eine so brillante Idee, dass sie wünschte, sie wäre ihr schon frühereingefallen. »Ich hab’s – du könntest mit mir gehen! Seattle ist eine aufsteigende Metropole, dort könntest du neu anfangen.«
    Er setzte sich auf die Fersen und runzelte die Stirn, als hätte sie vorgeschlagen, mit einem Ochsenkarren zum Mond zu fahren. »Wie kann ich meine Familie allein lassen? Vor allem jetzt, wo mein Bruder nicht mehr da ist?«
    »Aber meine ganze Ausbildung und die harte Arbeit, um meinen Abschluss zu machen und Referenzen zu bekommen – ohne Patienten nützt mir das alles gar nichts. Und hier kann ich nicht in der Forschung arbeiten. In Seattle weiß ich wenigstens, dass ich gebraucht werde.« Blicklos starrte sie auf das Muster des geflochtenen Teppichs unter ihren Füßen. »Alle in Powell Springs haben sich von mir abgewandt, sogar meine eigene Schwester.«
    »Aber Jessica, natürlich wirst du hier gebraucht. Ich brauche dich. Wenn du nach Seattle gehst, läufst du nur wieder weg wie damals in New York.«
    Sie zog so hastig ihre Hand fort, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. »Das ist gemein!«
    Er erhob sich vom Boden und setzte sich etwas entfernt von ihr auf einen Stuhl. »Ich kann Pop und Susannah nicht im Stich lassen. Sie sind meine Heimat, meine Wurzeln. Deine auch. Das gilt auch für die Stadt, im Guten wie im Schlechten. Du und ich – gemeinsam können wir es mit allen aufnehmen.«
    Beschwörend hob sie die Hände. »Cole, wir können dort, wo uns niemand kennt, einen Neuanfang machen. Ich müsste nicht jeden Tag Amy oder diesen hasserfüllten Leuten begegnen, die mich so unbarmherzig behandelt haben, obwohl ich ihnen doch nur helfen wollte. Komm mit mir, bitte.«
    »Du müsstest ihnen also begegnen. Nun, das muss ich auch. Ich schäme mich für nichts, was
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