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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Wir werden von einem Sturm hei m gesucht. Das Schiff stinkt nach dem Erbrochen e n der elenden Kreaturen in seinen Eingeweiden. Das ständ i ge Rollen des Schiffes rührt das faulige Wasser in seiner Bilge auf, so dass wir den stechenden Gestank einatmen m üssen. Der Kapitän lässt uns nicht an Deck. Die Luft hier unt e n ist feucht und stickig, und von den Sparren t r opft Wasser auf uns herab. Ich bin gewisslich längst tot und zur Strafe in irgendein abscheuliches Jenseits verbannt worden.
    Trotz der allgegenwärtigen Nässe gibt es kaum genug zu trinken und auch kein Wass e r zum Waschen. Kleidung und Bettzeug, die von Erbro c henem besch m utzt wurden, m üssen mit Seewasser gesäubert werden. Dadurch bleibt der Stoff steif und bekom m t hässliche S a lzränder. Meiner kleinen Narissa geht es von allen Kindern an Bord am schlechte s ten. Sie erbricht z w ar nicht mehr, aber sie hat sich heute kaum auf ihrem Strohsack gerührt, das arme kleine Geschöpf. Bitte, Sa, lass dieses schreckliche Rollen und Schwanken bald enden!
     
     
Tag neunundzwanzig des Tischmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
      Mein Kind ist tot. Narissa, meine einzige Tochter, ist verschieden. Sa, erbarme dich mein und suche m it deinem Gericht den verräterischen L o rd Jathan Carrock he i m . Seine bösen Taten haben all m e in Leid verursacht! Mein kleines Mädchen wurde in eine grobe Leinwand geschlagen und m itsamt zwei ander e n Toten ins Meer geworfen. Die Seeleute haben nicht einmal in ihrer Arbeit inne gehalten , u m de n Dahingerafften die letzte Ehre zu erweisen. Ich glaube, ich verlor i n diesem Moment ein bisschen die Beherrschung. Lord Carrock hat m ich gepackt und festg e halten, als i c h versuchte, Narissa in die Fluten zu folgen. Ich habe m i ch gegen s e inen Griff gewehrt, aber er war zu stark. Ich bleibe in diesem Leben g e fangen, das zu ertragen sein Verrat m i c h verd a m m t hat.
     
     
Tag sieben des Pflugmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des
    Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Mein Ki n d ist immer noch tot. – Was für eine Narretei, so etwas niederzuschreiben, und dennoch erscheint m ir ihr Tod so unglaublich. Narissa, Narissa! Du kannst do c h nicht für immer gegangen sein. Sicher ist das hier ein m o nströser Trau m , aus dem ich nur r a sch aufzuwachen brauche!
    Als ich weinend dasaß, hat m ir mein Gatte heute dieses Buch hingeworfen. »Schreib ein Gedicht, wenn dich das trösten kann. Oder vergrabe d i ch in deiner Kunst, bis du dich wieder besser fühlst. Tu, was du willst, aber hör endlich auf zu weinen!« Das waren seine Worte. A l s ob er
     einem brüllenden Kind eine Süßigkeit anbietet. Als ob die Kunst einen vom Leben trennen würde, wo sie uns doch im Gegenteil Hals über Kopf hin e instößt! Jathan verachtet m i ch für meinen Gram und behauptet, mein hemmungsloses Trauern würde unsere Söhne verängst i gen und das Kleine in meinem Leib gef ä hrden. Als ob ihn das wirklich berührte! Hätte er sich um uns gesorgt, wie es einem Ehemann und Vater ansteht, hätte er sich nicht gegen den Satrapen verschworen und uns zu diesem Schicksal verdam m t !
    Aber u m seinen Groll zu besänftigen, werde ich m ich hinse t zen und eine Weile schre i ben, wie eine gute Ehefrau.
    Ein ganzes Dutzend der P a ssagiere und zwei Matros e n sind am Ausfluss g e storben. Von den e i nhundertsechzehn Menschen, we l che zu dieser Reise au f b rachen, s ind jetzt noch zweiundneunzig am Leb e n. Das Wetter hat sich beruhigt, a b er das war m e Sonnenlicht an Deck spottet nur meiner T r auer. Ein Dunstschleier liegt über dem Meer, und im Wes t en rauchen d ie weit en tf ernten Berge.
     
 
Tag achtzehn des Pflugmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des
    Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Ich habe nicht den Mut zu schreiben, aber es gibt nichts, wo m it ich meinen müden Gei s t sonst ablenken könnte. Ich, die einst die geistreichste Prosa und glühende Gedichte schuf, m ü he m ich jetzt bei j e dem Wort, das ich zu Papier bringe.
     Vor einigen Tagen errei c hten wir die Mündung des Flusses. Ich habe das Datum n i cht festgehalten, so tief war mein Gram. Die Männer jub e lten freilich, als wir die Mündung sahen. Einige sprachen von Gold, andere von legendären Städten, die man plündern könne. Wieder andere fantasierten von j u
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