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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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sich noch weitere Adlige, die ich jedoch allesamt nicht besonders gut kenne. Wohl bin ich hocherfreut d a rüber, dass keiner unserer teuren Freunde unser Schicksal teilen m uss, dennoch beklage ich, allein i ns Exil z u gehen. Auf Trost durch meinen Ehe m ann zähle ich nicht, da er dieses Ungemach überhaupt erst über uns gebrac h t hat. Bei Hofe bleibt nur wenig ein Gehei m nis. Viellei c ht hat sich ja aus diesem Grund ke i n er me iner Freunde zum Hafen gewagt, um mir Lebewohl zu sagen.
    Meine Mutter und meine Schwe s tern konnten nur wenig Zeit erübrigen, mir be i m Packen zu helfen und sich zu verabschieden. Sie weinten fr e ilich, als sie m i ch im Haus meines Vaters u marmten. D o ch nicht ei n m al sie haben m i ch zu diesem sc h m u t zigen Pier begleitet, wo die Fähre in die Verbannung m e iner harrte. Waru m , bei Sa, haben sie m ir nicht die Wahrheit über das Schicksal eröffnet, das m i ch e r wartet?
    Bei diesem Gedanken überkam m i ch Hysterie. Ich zitterte und weinte und schrie sogar gelegentlich, ohne es verhindern zu können. Selbst jetzt noch beben m eine Finger so stark, dass kaum m e hr le se rliche B u chstaben über die Seiten taumeln. All e s habe ich verloren, m ein Heim, m eine liebenden Elter n , und, was m i ch am meisten niederschmettert, m eine Kunst, die Freude me ines Lebens. All die begonnenen Werke, d i e ich zurücklassen m u sste, werden nunmehr niemals vollend e t werden, was m i ch mehr sc h m erzt als ein tot geborenes Kind. Ich lebe nur noch für den Tag, an dem ich in das prächtige Ja m a illiastadt zurücksegeln darf. Und während ich d i es jetzt schreibe, sehne ich m i ch danach, als Witwe zu segeln, Sa m öge m ir gnädig sein. Ich werde Jathan Carrock niemals vergeben. Mir wird schon übel bei dem Gedanken, dass meine Kinder den Namen dieses Verräters tragen müssen.
     
     
Tag vierundzwanzig des Tischmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Dunkelheit erfül l t m eine Seele. Die Reise in die V erbannung dauert schon e i ne Ewigkeit. Der Mann, den ich Gatte nennen muss, befiehlt m ir, unseren Haushalt gewissenhafter zu führen. Dabei kann ic h m ich kaum aufraffen, die Feder zu ergreifen. Die Kinder weinen, streiten und klagen unaufhörl ic h. Und m e ine Zofe unternimmt keinerlei Anstalten, sie zu unterhalten. Ihre Verachtung m ir gegenüber wäc h st täglich. Ich würde ihr die verächtliche Mie n e aus dem Gesicht sch l agen, be s ä ße ich noch die Kraft dazu. Trotz me in er Schwangerschaft lässt sie es zu, dass die Kinder an m i r zerren und une n twegt meine Auf m er k s a m keit fordern. Dabei weiß doch jed e r, wie sehr eine Frau in meinem Zustand der Schonung und Har m onie bedarf. Als ich gestern Nac h m ittag eine Weile ruhen wollte, ließ sie die Kinder neben m i r schlafen, während sie sich an Bord m it einem ge me inen Seemann vergnügte. Narissas Weinen riss m ich aus dem Schlumm e r, und ich m u sste aufstehen und für s i e singen, bis sie sich beruhig t e. Sie klagte über Magenschmerzen und Sodbren n en. Kaum war sie wieder eingeschlafen, als Petrus und Carl m in aufwachten und irgendeinen kindischen Jung e nstreit anzettelten, der m ir ganz und gar den Mut n a h m . Ich war vollkommen erschöpft und am Rande einer Nervenkr i s e, als me ine Zofe endlich zurückkehrte. Als ich sie schalt, dass sie ihre Pflichten vernachlä s sige, erw i derte sie frech, da s s ihre eigene Mutter neun Kinder großgezogen habe, und d a s ohne Hilfe von Bediensteten. Als ob e i ne solch gewöhnliche Schinderei erstrebenswert für m ich wäre! Gäbe es je m a nd anders, der ihre Pfl ic hten übernehmen könnte, würde ich sie auf d e r Stelle entlassen.
    Und wo hält sich Lord Carrock derweil auf? Na t ü rlich an Deck, wo er mit eben den Adligen palavert, die ihn ins Unglück gestürzt haben.
    Das Essen wird immer s c hlechter, und das Wasser sc h m eckt faulig. Aber unser f e iger Kapitän will kein Land anlaufen, um die Vorräte aufzufrischen. Meine Zofe hat m ir berichtet, sie wusste von ihrem Seemann, dass die Verwunschenen Ufer ihren Namen zu Recht trügen. Jede m , der dort landete, würde ebenso Schlimmes widerfahren wie all denen, die einst dort gel e bt hätten. Kann denn selbst je ma nd wie Kapitän Triops e i nen solchen abergläubischen Unsinn für bare Münze neh m en?
  Tag siebenundzwanzig des Tischmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen
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