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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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der Regentschaft des
    Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Die Zustände auf dem Schiff sind unerträglich. Erneut greife ich zur Feder, um d i e herrschende Brutalität und Ungerechtigkeit aufzuzeichnen, da m it die dafür Verantwortlichen später ange me ssen b e straft werden. Obwohl ich aus dem Hause Waljin stamme und m ich so m it vornehmer Herkunft erfreue und darüber hinaus mein fürstlicher Ehemann nicht nur edelster Abstam m ung ist, sondern Träger des Titels Lord Carr o ck, m u tet man uns Quartiere zu, die um keinen Deut besser sind als die Verschläge, in denen man gewöhnliche E m igranten und Spekulanten unterbr i n gt. Ein stinkender Verhau im Frachtraum des Schiffes. Nur die niedersten Kr i m ine l len, die in den untersten Lade r ä u men in Kett e n liegen, leiden noch mehr als wir.
    Die Bohlen des Bodens sind zersplittert, und als Wände dienen d i e rohen Planken des Schiffsru m pfs. Es spricht einiges dafür, dass die vorigen Bewohner dieses Lochs Ratten wa r e n. Wir werden wie V i eh behandelt. Es gibt kein separates Quartier für meine Zofe, also m u ss ich erdulden, dass sie fast an unserer Seite schläft! Um meine Ki n d er vor den gewöhnlichen Bälgern d e r anderen E m igranten zu bewahren, habe ich drei Da mastbehänge geopfert und da m it einen geschützten Raum abgetrennt. Die anderen Passagiere begegnen mir ohne jede Achtung, und ich hege den begründeten Verdacht, dass sie heimlich unsere Essensvorräte plündern. Wenn sie mich verhöhnen, verlangt mein Ehemann von mir, sie einfach zu übersehen. Das hat natürlich verheerende Auswirkungen auf das Verhalten meiner Dienerin. Heute morgen hat meine Zofe, die mir in unserem so drastisch verkleinerten Haushalt auch als Kindermädchen dient, beinah grob mit dem jungen Petrus geredet. Sie hat ihn aufgefordert, ruhig zu sein und seine ständigen Fragen zu unterlassen. Als ich sie deshalb tadelte, wagte sie es doch tatsächlich, die Brauen zu heben und mich herausfordernd anzusehen.
    Mein Besuch an Deck war ebenfalls reine Zeitverschwendung. Da oben herrscht ein Durcheinander aus Tauen, Segeln u n d ungehobelten Männ e rn, und e s wurde anscheinend keiner le i Vorso r ge getroffen, dass die m itreisenden Ladies und ihre Kinder ung e stört frische Luft schöpfen können. Das Meer s e lbst war langweilig. Man konnte nur in der Ferne irg e ndwelche Inseln sehen, die darüber h i naus auch noch zum größten Teil unter Nebelbänken verborgen lag e n. Ich finde hier nichts, was m ich aufheitern könnte, während die s es widerliche Schiff m ich immer weiter von den hohen w e ißen Tür m en Jamailliastadts, der Sa geweihten, hinwegträgt.
    Ich habe keine Freunde an B o rd des Schiffes, die m i ch a m üsieren oder in m e iner Schwer m u t trösten könnten. Lady Duparge hat m ir zwar einmal ihre Aufwartung ge m a cht, aber aufgrund des deutlichen Unterschieds unserer gesellschaftlichen Stellung gestaltet sich eine Konversation recht schwierig. Lord Duparge verfügt über kaum mehr als seinen Titel, zwei Schiffe und einen Besitz,
     der an das Gerfe n m oor grenzt. D i e Ladies C r itton und Anxory s c heinen sich m it ihrer jeweiligen Gesellschaft zu begnügen und haben sich noch gar nicht bei m ir vorgestell t . Sie sind zwar beide zu jung, als dass sie bereits wesentliche Bildungsgüter z u teilen hätten, aber ihre Mütter hätten sie besser erziehen sollen, was ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen g e gen Höhergestellte betrifft. Die beiden hätten nach unserer Rückkehr nach Jamailliastadt aus meiner Freundscha f t durchaus Nutzen ziehen können. D ass sie belieben, sich nicht um meine Gunst zu be m ü h e n, spricht wahrlich nicht für ihre Geistesgaben. Ver m utlich würden sie m ich freilich ohnehin langweilen.
    Ich leide elendiglich in dieser abstoßenden U m gebung. Warum mein Ehemann sich ent s chieden hat, Zeit und Geld in dieses Unternehmen zu i nvestieren, ver m ag ich nicht nachzuvollziehen. Sicherli c h wären Männer m it einer abenteuer l ustigeren Natur unserem gefe i erten Sat r apen bei diesem Unterfangen weit dienlicher. Außerdem ist m ir rätselhaft, wieso unsere Kinder und ic h me inen Gatten unbedingt begleiten m ussten. V o r allem auch in Anbetracht meiner gesegneten U m stände. I c h glaube nicht, dass mein Ehemann auch nur einen Gedanken an d i e Anstrengungen verschwe n d et hat, die eine solche Reise einer Frau zu m u tet, die ein Kind unter d e m Herzen trägt. Wie immer hat er
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