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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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einmal das Essen, das sie verzehrt, und kaum ist sie gesättigt, s c hleicht sie davon und streunt wie eine rollige Katze über das Deck. Gestern habe ich ihr angedroht, sie auf der Stelle hinauszuwerfen, würde sie durch i h re un m oralischen Lei d enschaften schwanger. Sie
     hat es gewagt, m ir ins Gesicht zu sagen, dass sie das nicht kümmere. Ihre Tage unter un s erer Fuchtel wären ohnehin gezählt. Hat diese dumme Schlampe vergessen, dass sie noch weitere fünf Jahre bei uns dienen m uss?
     
     
Tag zweiundzwanzig des Pflugmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Es ist genauso gekommen, w i e ich befürchtet habe. Ich kauere auf einer großen Wurzel, und als Schreibtisch dient m ir eine Kiste, Teil meiner nun m ehr spärlichen Habseligkeiten. Der Baum, an dem i c h lehne, hat den U m fang eines Wachturms. Ein Gewirr von W u rzeln, von denen ma nche so dick sind wie ein Fass, v e rankern ihn fest im su m pfigen Boden. Ich hocke auf dieser Wurzel, u m mein Kleid vor der feuchten Erde zu schützen, die mit Gras b ü scheln bedeckt ist. Auf dem Schiff und in der Mitte des Flusses spendete uns wenigstens die Sonne ihr tröstendes Licht. Hier überschattet uns der s c hwere Ba ld achin der Blätter und taucht uns in ewiges Zwielicht.
    Kapitän Triops hat uns m itten im S u m p f ausgesetzt. Er behauptete, dass sein Schiff Wa sser aufneh m e und ihm nur die Wahl bleibe, Ballast a b zuwerfen und diesem zersetzenden Wasser so schne l l wie m öglich zu entkommen. Als wir uns weigerten, das Schiff zu verlassen, hat uns d i e Mannschaft gewaltsam von Bord getrieben. Nachdem sie einen unserer Männer über Bord gew o rfen haben und der hilf l os von der Flut m itgerissen wurde, war unser Widerstand
     gebrochen. Die Tiere, von den e n wir uns ernähren sollten, haben sie behalten. Einer unse r er Männer hatte die Voliere m it den Botenvögeln gepackt und verzweifelt um sie gekä m p ft. In dem Gewühl zerbrach der Käfig, und alle Vögel flogen davon. Die Mannschaft schleuderte achtlos die Kisten m it Werkzeugen, Sa me n und Nahrung über Bord, die wir brauchen, u m da m it unsere Kolonie aufzubauen. Sie tat es allerdings nur, da m it das Schiff leichter würde, nicht, weil die Seeleute uns helfen wollten. Viele der Kisten landeten in tief e m Wasser, wo wir sie nicht bergen konnten. Von denen, die in flacheres Was s er fielen, retteten die Männer alle, an d i e sie gelangten. Die anderen versanken langsam im Schlamm. Wir zählen jetzt hier an diesem gottverlassenen Ort zweiundsiebzig Seelen, vierzig davon sind kräftige Männer.
    Die gewa l tigen Bä u me überragen uns t u r m hoch. Der Boden un t er unseren Füßen schwankt wie eine Puddingkruste, und dort, wo die M ä nner hin t reten, um unsere Habseligkeiten aufzusammel n , sickert augenblicklich Wasser in ihre Fußstapfen.
    Die reißende Strö m ung treibt das Schiff und unser e n treulosen Kapitän rasch außer Sicht. Einige schlagen vor, wir sollten in der Nähe des Fl u sses bleiben, da m it wir nach den beiden anderen Schiffen Ausschau halten können. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihre Besatzungen uns helfen würden. Ich dageg e n bin der Me inung, dass wir tiefer in den Wald vordr i ng e n m üssen. Dort können wir nach festerem Boden suchen u n d vielleicht auch Schutz vor den stechenden Ins e kten find e n. Aber ich bin ja nur eine Frau und habe nicht viel zu bestimmen. Die Männer beratschlagen zur Zeit und t r e ffen eine Entscheidung, wer unsere kleine Co m p anie anfüh r en soll. Jathan Carrock war vorgetreten und hat t e seinen Führungsanspruch erhoben. Er weist unter allen hier Anwesenden die vornehmste Abstam m ung auf. Aber die anderen, ehemalige Gefangene, Händler und Speku l anten schrien ihn n i eder. Sie erwiderten, der Name seines Vaters habe hier keinen Wert m ehr. Sie verhöhnten ihn sogar. Offenbar kennen alle das »Geheimnis«, dass wir in Jamaillia in Ungnade gefallen sind. Ich m o chte das nicht m it ans e hen und ging verbi t tert weg.
    Ich selbst befinde m i ch in einer verzweifelten Lage. Meine unwürdige Zofe hat das Schiff nicht m it uns verlassen, sondern ist bei ihr e m Seemann an Bord geblieben, zweifellos als seine Hur e . Ich wünsche ihr, dass sie bekom m t , was sie verdient! Je t zt klammern sich Pe t r us und Car l m in an mich, k lagen darüber, dass das Wasser ihre Schuhe durchnässt hat und die F e uchtigkeit an ihren Füßen brennt. I
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