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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut
Autoren: Wolgang Burger
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Sohn verhaftet haben?«
    »Nein, da steckt mit Sicherheit mehr dahinter. Vergessen Sie nicht den Bankraub, den sie ja möglicherweise organisiert hat. Warten Sie, bis wir den Inhalt des Briefs kennen. Dann wissen wir mehr.«
    Vangelis betrachtete mich mit dem dunklen Blick eines angeschossenen Rehs.
    »Es gibt Tage, da hasse ich diesen Job aus tiefster Seele«, sagte sie rau.
    Mein Handy.
    Es war Sönnchen.
    »Das Auto von dem Seligmann ist vor ungefähr einer Stunde in Ladenburg gesehen worden. In der Nähe von dem Haus, wo seine geschiedene Frau wohnt. Die Streife wollte ihm nur ganz freundlich sagen, dass er im Parkverbot steht. Aber da ist er gleich durchgedreht und hat rumgeschrien wie ein Verrückter. Drum haben sie sich auch gleich an ihn erinnert, als die Fahndung über den Funk ging.«
    »Und wo steckt er jetzt?«
    »In Ladenburg jedenfalls nicht mehr.«
    Unten rief jemand meinen Namen. Ich ging hinunter und ließ die zwei Kollegen von der Spurensicherung herein. Mörickes Fotograf schoss eine Bilderserie von diesem sensationellen Ereignis.
    Hoffentlich machte Seligmann keinen Unsinn! Hoffentlich drehte er jetzt nicht durch! Ein Mann in seiner Verfassung und mit einer geladenen Pistole …
    Mutlos stapfte ich hinter den zwei Kollegen die Marmortreppe hinauf. Unter uns nannten wir sie Dick und Doof.
    Mit der üblichen makabren Heiterkeit betraten die zwei das Schlafzimmer. »Was haben wir denn heute Schönes?«, fragte Dick leutselig.
    Vangelis warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Wir gingen hinunter. Ohne ein Wort zu wechseln, wussten wir beide, dass wir das, was nun kam, nicht ertragen würden.
    Schon wieder mein Handy.
    Wieder meine unermüdliche Sekretärin.
    »Ich fürchte, Sie werden Ihren Job gleich noch viel mehr hassen«, sagte ich zu Vangelis, als ich gehört hatte, was Sönnchen mir mitzuteilen hatte.
    »Geiselnahme in der Bergheimer Straße. Irgendein Irrer mit einer Pistole in einer Arztpraxis.«
    »Was wissen wir sonst?«, fragte sie ergeben.
    »Nichts. Aber ich denke, uns beiden ist klar, wer der Geiselnehmer ist.«
     
    Noch während der rasenden Blaulicht-Fahrt in Richtung Stadt erfuhren wir mehr. Einer geistesgegenwärtigen Sprechstundenhilfe war es gelungen, sich in der Toilette einzuschließen, und plötzlich fand ich es gar nicht mehr so verrückt, dass meine Töchter immer und überall ihre Handys mitschleppten. Sönnchen diktierte mir die Nummer, und Sekunden später hatte ich eine atemlose, nach der Stimme zu schließen blutjunge Frau am Telefon, die mit den Tränen kämpfte. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht«, jammerte sie im Flüsterton. »Ich weiß gar nichts. Nur, dass da auf einmal dieser Mann war. Er wollt mit Moni reden, sofort. Das geht aber nicht, hab ich ihm erklärt, weil, die war doch beim Doc, assistieren, und da kann ich sie doch nicht einfach so rausholen. Da hat er erst ein bisschen rumgemeckert, und dann hat er angefangen zu brüllen, und dann ist Robby gekommen, das ist unser Doc, und wollt wissen, was los ist. Der Typ ist immer mehr ausgeflippt, und da hat Robby gesagt, er soll jetzt verschwinden, oder er holt die Polizei. Aber der wollt einfach nicht gehen. Er muss mit Moni reden, hat er immer wieder gebrüllt, und dann geht er schon freiwillig. Da hat Robby das Telefon genommen, und da hat der Typ auf einmal eine Pistole gehabt! An mich hat er da zum Glück gar nicht mehr gedacht, weil, ich stand so halb hinter dem Schrank mit den Patientenakten, und zum Glück sind’s von da nur ein paar Schritte zur Klotür. Und jetzt sitz ich hier und hab ganz furchtbare Angst.«
    »Das ist nicht nötig. Wir kennen den Mann. Der ist gar nicht so gefährlich, wie er tut. Bleiben Sie einfach ganz ruhig sitzen. Er hat Sie bestimmt längst vergessen in der Aufregung.«
    Vangelis bog mit quietschenden Reifen in den Czernyring ein. Blaulicht und Signalhorn scheuchten die Fahrzeuge aus unserem Weg. Ein kleiner Gemüselastwagen mit Mannheimer Kennzeichen wusste sich nicht zu helfen, ohne zu bremsen wich Vangelis auf die Gegenfahrbahn aus, trat das Gaspedal durch, um in der letzten Zehntelsekunde wieder in ihre Spur einzuscheren, zwang dabei den entgegenkommenden Tanklastzug zu einer Notbremsung. Währenddessen hatte sie ununterbrochen ihr Handy am Ohr. Falls wir die Fahrt überleben sollten, mussten wir in wenigen Augenblicken den Ort des Geschehens erreichen. Balke sei ebenfalls unterwegs, erklärte sie mir, als sie das Handy endlich beiseite legte.
    »Hat es Verletzte
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