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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis
Autoren: Hugh Walker
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Augen. Sie beobachteten, wie Calutt, der Schamane, seinen kupfernen Kessel aus dem großen Leinensack holte und mit Schnee füllte.
    Sie waren sehr hilfsbereit und halfen dem Schamanen, den Kessel über das Feuer zu hängen. Die Sasgen waren für sie kein neuer Anblick. Sasgen kamen manchmal auf Jagdzügen ins Landesinnere. Doch Lorvaner hatten sie noch nie zuvor gesehen, auch keine Caer wie Lirry O’Boley. Aber mit offenen Mündern starrten sie auf Burra. Ein so mächtiges Weib wie diese Amazone aus den Südländern brachte ihre Vorstellungen durcheinander.
    Burra beobachtete es amüsiert grinsend.
    Inzwischen waren auch Erwachsene aus den Häusern gekommen. Im Gegensatz zu den Kindern verbargen sie ihre Regungen hinter gleichmütigen, aber nicht unfreundlichen Mienen. Sie begrüßten Thonensen Stennrwijk mit aller Achtung, die einem Gelehrten zukam.
    Die Gefährten fanden es anfangs schwer, dem Gespräch zu folgen, da die Asgnorjen einen sehr harten Dialekt redeten, bei dem viele Silben einfach in der Kehle zu verschwinden schienen.
    Sie wurden alle ans Feuer eingeladen, wofür die Sasgen einen Teil der Jagdbeute als Gastgeschenk anboten. Während Calutt Opistee kochte, erfuhr Thonensen, daß der Rat tatsächlich in Kykonen tagte, doch frühzeitig nach Asweijk aufgebrochen war, um Fremde zu treffen, die aus dem Osten gekommen waren.
    Aus dem Osten? Es gab nicht viel im Osten, außer den Wildländern, den großen Steppen und den Bergen, die den Rand der Welt bildeten.
    Aber die Kykoner wußten nicht mehr, als sie gesagt hatten. Asweijk lag einen Tagesmarsch ostwärts, keine große Entfernung, denn die Frühlingstage waren kurz so weit im Norden. Möglicherweise kamen der Rat und die Fremden auch zurück nach Kykonen, denn Asweijk bestand nur aus ein paar Hütten, die im Herbstschnee versanken und im Frühling auf wunderbare Weise wieder hervorkamen. Jäger und Fallensteller lebten dort.
    Da die Nacht ohnehin fast da war, blieben die Gefährten in Kykonen. Calutts Opistee versetzte die Kykoner in Erstaunen. Sie kannten diese Blätter und sammelten sie den Sommer über. Sie nannten die Pflanze Oyo. Sie trockneten sie wie auch die Lorvaner, aber sie warfen sie nicht in kochendes Wasser, sondern zerschnitten sie und rauchten sie in langstieligen Pfeifen.
    Der Rauch entspannte, verströmte einen angenehmen Duft, doch Nottr (und den anderen erging es ähnlich) vermochte sich nach zwei Pfeifen kaum mehr auf den Beinen zu halten – eine Wirkung, die einem Dutzend Becher guter Brühe ähnlich war. Doch vermittelte das Rauchen längst nicht den Genuß der heißen Brühe, die den Körper in der winterlichen Kälte von innen heraus wärmte. Zudem fühlten sich die Köpfe der Lorvaner (und Sasgen natürlich) am Morgen wie nach einer verlorenen Schlacht an.
    Die Nacht war lang, und sie wankten in der Morgendämmerung wie Plünderer eines ugalienischen Weinkellers grölend gen Asweijk. Die Kykoner waren in keiner besseren Verfassung. Der ungewohnte Opistee ließ viele von ihnen lallend am Feuer schlummern, etwas, das man den gesetzten und ruhigen Asgnorjen gar nicht zugetraut hätte.
    Sie erreichten Asweijk in der Abenddämmerung und sahen die Ansammlung von Blockhütten erst, als sie bereits über den Giebel der ersten stolperten, denn sie waren noch weitgehend im Schnee vergraben.
    Doch dann wußten sie nicht, ob sie ihren Augen trauen sollten.
    Nur Nottr keuchte: »Das Heer aus den Voldend-Bergen!«
    Und Baragg, der dabei gewesen war damals in den Bergen, nickte stumm. Schimmernd standen sie in der Dämmerung: sieben oder acht Fuß große Krieger mit gewaltigen Klingen, Äxten und Lanzen; eiserne Mammute mit mächtigen Stoßzähnen; Pferde aus Eisen mit blitzenden Hörnern auf der Stirn; mächtige eiserne Vögel mit mörderischen gezackten Schnäbeln und einem Gefieder, das wie ein Kettenpanzer anmutete. Wenigstens eine Hundertschaft allein an Kriegern mußten sie sein. Die Augen jedes dieser Geschöpfe glühten düster und kündeten, daß Leben in ihnen war, auch wenn sie reglos wie Statuen standen.
    Die Ankunft Nottrs und der Gefährten blieb nicht unbemerkt. Die Siedler in dieser Einöde waren mißtrauisch, selbst den Sasgen gegenüber, bis sie Thonensen gewahrten. Dann führten sie ihn und die Gefährten zu einer größeren, halb vom Schnee befreiten Hütte.
    Aber sie ließen allein Thonensen eintreten. Es dauerte eine Weile, währenddessen Rujden versuchte, die Asweijker auszufragen, was vor sich ging. Aber diese waren
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