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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition)
Autoren: Felix Rodenkirchen
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fährt. Spuren des Mädchens konnten wir jedenfalls nicht so genau nachvollziehen, zumindest bis zu dem vermutlichen Punkt des Sprungs. Und auch dort lassen keine Fußabdrücke auf einen Kampf oder ähnliches schließen. Was am interessantesten sein dürfte: So wie die Wisch-Spuren auf dem Geländer zu deuten sind, hat sie eventuell darauf gesessen, aber nur eventuell. Man kann echt von Glück sagen, dass es heute Nacht nicht geregnet hat. Sonst hätte der ganze, schöne Feinstaub-Film bestimmt Schaden genommen.“

    „Ich sag' doch: Freitod! Identität der Toten herausfinden, Akte zu, weiterarbeiten.“ Manni Krämer verschränkte triumphierend die Arme vor der Brust und schaute zu Kamphaus. Der reagierte zunächst nicht und nahm Nießen wieder ins Visier.
    „Habt ihr das Auto schon durch?“
    Arnie rückte erneut seine Brille zurecht. „Ja, sicher. Noch nicht alles, aber es ist schwer, da Genaues zu rekonstruieren. Das Mädchen muss wohl tatsächlich ziemlich genau die Kühlerhaube erwischt haben. Für mich kam sie also glasklarer geflogen. Ich will heute noch zehn Döner verdrücken, wenn sie auf die Fahrbahn gelaufen ist oder dort gestanden hat“.
    „Sonst noch was gefunden?“, bohrte Kamphaus nach.
    Nießen antwortete zögerlich. „Ein paar persönliche Sachen des Fahrers eben. Nichts besonderes. Sein Notebook zum Beispiel, das lag im Kofferraum und war fast unversehrt, wenn man von dem geplatzten Gehäuse absieht“.
    „Hm.“ Kamphaus dachte nach. „Vielleicht könntest du dir das  ein bisschen genauer anschauen?“
    „Von oben wird die Anweisung bestimmt nicht kommen, bei der Sachlage“, antwortete Nießen, „Aber OK, ihr habt ja noch einen gut bei mir.“
    Manni hob bereits die Hand zu einer abwinkende Geste. Kamphaus, der seinen Kollegen dabei aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, fuhr dazwischen: „Ich hab noch einen gut bei dir. Beachte Manni gar nicht. Wäre toll, wenn du bis morgen mal reinschauen könntest.“
    „Jut denn. Und was dass Mädchen betrifft“, Nießen raffte sich von dem hölzernen Sitzmöbel hoch, „habt ihr selbst alles gesehen. H&M Klamotten, alle Taschen komplett leer, nichts auffälliges. Tschüss!“
    „Ja, danke Arnie.“ Kamphaus Worte verhallten im Raum, da Nießen bereits aus dem Türrahmen verschwunden war.

    „Und jetzt? Abwarten was Bonn sagt?“
    Manfred Krämer schaute seinen Kollegen fragend an. Der zuckte nur mit den Achseln.
    „Abwarten was Bonn sagt!“

4. Kapitel

    „Seht ihr uns're Fahnen, hört ihr uns're Lieder? Dieser Staat geht unter und das Reich kommt wieder!“
    Das Geknüppel seiner Lieblingsband „Landser“ erfüllte den kargen Raum, als Hans mit der Hand Tabakkrümel vom Tisch fegte, seine Selbstgedrehte anpaffte und sich genüsslich mit verschränkten Armen in einem heruntergekommen Ledersessel zurücklehnte. Ganz leise summte er die gebrüllten Gesangparts zwischen den Gitarrenstakkatos mit, inhalierte tief den scharfen Tabakrauch und blies die dichte Qualmwolke mitten in die Richtung des Führers höchstpersönlich, dessen streng blickendes Portrait über seinem Fernseher prangte. Hans war gut drauf. Die schlecht bezahlte Kanackenarbeit als Gärtner-Hilfskraft war er endlich los, nachdem er sich absichtlich einfach zu dämlich angestellt hatte, der Pennymarkt hatte Tuborg-Pils im Sonderangebot gehabt und heute Abend würde die Monatsversammlung starten, auf die er sich immer besonders freute.

    Was fiel den Idioten von dieser „Arge“ auch ein? Er war Schlossergeselle. Ein ehrbares Handwerk, für das leider momentan keine offene Stelle in seinem direkten Wohngebiet aufzutun war. Und wenn doch, dann nur in Betrieben, die er schon kannte und die ihn nicht mehr wollten. Ein Auto, um für einen Job pendeln zu können, besaß er nun mal nicht. Also kamen jede Woche diese unsäglichen Jobvorschläge für irgendeinen Mist, zu dem er weder Lust noch Zeit hatte. Entweder eine Arbeit, die er erlernt hatte und für ehrliches Geld, oder eben zu Hause abwarten bis es diese Arbeit wieder gab. Er hatte keinen Bock darauf, die niederen Dinge der Gesellschaft zu erledigen. Und beschäftigt war er auch so genug. Immerhin opferte er seine gesamte Freizeit dafür, sich mit seinen Kumpels darum zu kümmern, dass Deutschland wieder das werden würde, was es einmal war. Sicher, das war ein verdammt großes Stück Arbeit, welches man nicht durch pure Provokation und dem Brüllen von Parolen schaffen konnte. Er war sowieso nicht der
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