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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition)
Autoren: Felix Rodenkirchen
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schnell ein Notfall-Set basteln?“ Krämer war kurz davor, unter sich zu machen.
    Kamphaus verzog keine Miene. „Komm jetzt Manni – Butter bei die Fische. Wer genau ist dieser BMW-Fahrer? Und wie hat überhaupt seine Frau reagiert?
    Bevor die schlechte Stimmung seines Freundes und Vorgesetzten in richtigen Ärger umschlagen würde, beschloss Manni, lieber direkt dienstlich zu werden statt zur Krönung noch Kamphaus‘ Veitstanz bis zum Waschbecken pantomimisch nachzuspielen.
    „OK, gut. Lehn dich zurück, zieh tief kühle Luft ein und hör mir zu. Serrig ist der ganz normale Prototyp eines biederen Mitvierzigers. Er ist 44, selbstständiger Immobilienmakler, verheiratet, lebt mit Frau und einer Tochter in einem Eigenheim mitten in Zülpich. Er war wohl gerade auf dem Weg vom Büro nach Hause, jedenfalls meinte das seine Frau. Er sei spät dran gewesen und wurde schon seit über einer Stunde von ihr erwartet. Die Gute war wohl ziemlich geschockt und musste nach der Nachricht ärztlich betreut werden.
    „Uer uar fenn bei ihr“, hakte Kamphaus fragend nach, während er sich das kühl Metall seines Kaffeelöffels auf die Zunge presste.
    „Zielke ist noch schnell zu ihr hin gefahren und hat sie benachrichtigt - das Hoffnung besteht, in welchem Krankenhaus ihr Mann liegt und so weiter.“

    „Irgendwie möchte ich noch mehr über diesen Serrig wissen. Oder was denkst du?“ Auch der Löffel schien Kamphaus keine echte Linderung zu bringen, denn er hatte ihn achtlos zur Seite geworfen.
    „Du willst richtig sichergehen, oder?“, gab sein Kollege zurück.
    „Ja, ich weiß. Unwahrscheinlicher, als dass ein junges Mädchen mit einem Selbstmord einen 44-jährigen durch einen Sprung von einer Autobahnbrücke ermorden will, während dieser mit einem Affenzahn darunter hindurch rast, geht es wohl nicht mehr.“
    „Unwahrscheinlich ist gar kein Ausdruck, Herr Kollege“, nickte Manni, der sich gleich darauf gähnend aus dem Bürostuhl hob. „Wir sollten uns eventuell mehr auf weitere Informationen über die Kleine konzentrieren. Wenn da wahrscheinlich auch nicht mehr bei raus kommen wird, als ein normales Entleiben in Folge von Teenager-Depressionen oder ähnlichem.“
    „Normal ist das aber nicht, Manni. Ich zumindest habe noch nie von einem derart schrägen Selbstmord gehört. Wenn gar kein Auto gekommen wäre, hätte sie doch vielleicht überlebt. Bei so einem Sturz kann man mit Glück doch auch mit Knochenbrüchen oder Lähmung, oder was weiß ich davon kommen. Und wenn sie zu früh gewesen wäre, dann hätte die Gefahr bestanden, dass das Auto eventuell noch ausgewichen wäre. Vielleicht hätte er dann nur ein Bein erwischt oder was auch immer und sie wäre mit amputierten Bein oder einer Querschnittslähmung aus dieser Nummer raus gekommen“.
    „Komm Bernd, ein Sprung aus dieser Höhe auf die Fahrbahn kann schon ausreichen, das hat der Arzt bestätigt. Außerdem reden wir von einer Autobahn, dann hätte der nächste sie vielleicht erwischt. Es war schließlich schon fast dunkel.“
    Kamphaus klatschte mit der flachen Hand auf die Schreibtischfläche vor ihm. „Das sich aber auch noch kein Zeuge gemeldet hat! Es muss doch auffallen, wenn da jemand auf einer Autobahnbrücke übers Geländer klettert. Die B51 auf der Brücke drauf ist doch auch immer stark befahren!“
    „Stimmt schon, aber eher morgens und abends im Berufsverkehr. Achte abends mal drauf, wenn Du daher fährst, da kommt Dir manchmal recht lange keiner entgegen. Außerdem geht so ein Hüpfer ja mitunter schnell. Und vielleicht hat sie auch gewartet, bis die Straße frei war.“
    „Quatsch, Manni! In einer solchen Situation achtest du doch nicht auf so was! Warum auch? Jedenfalls müssen wir, solange wir gar nichts haben, auch an Mord denken. Egal an wem von den beiden. So ist das nun mal.“
    Bernd Kamphaus war genervt und griff sich in den Nacken. Wieder spukte der Traum durch sein schmerzendes Hirn, gleichzeitig ärgerte er sich über sein verbranntes Mundwerk, seine schlechte Laune und im Allgemeinen eigentlich über alles. Er wünschte sich momentan nichts sehnlicher, als wieder vor diesem fabelhaften Steak von gestern Abend zu sitzen und sich auf einen paar nette Billardpartien im Anschluss zu freuen. Die Ursache dieses Gedankenfetzens fand er in einem kleinen Stückchen Fleisch, dass seine oberflächlich durchgeführte morgendliche Zahnpflege wohl überlebt hatte und welches er gerade mit tauber Zunge aus einem Backenzahn zu ergattern
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