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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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Springerstiefel-Glatzen-Nazi aus dem Klischeebilderbuch. Er war eher ein Denker, immer gut gekleidet, freundlich, aufgeschlossen, kurze, gescheitelte Haare – ein normaler Kerl eben. Insofern normal, als das er auf Demokratie und die gesamte Riege „da oben“ kräftig hätte scheißen können.
    Während „Landser“ weiter seine kleine Mietwohnung zubrüllten und er sich das zweite Feierabendbier öffnete, lies Hans einen Blick durch das Zimmer schweifen. Aufräumen täte hier noch einmal ganz gut. So seriös er nach draußen hin wirken wollte, so sehr lies er sich in den eigenen vier Wänden gehen. Ein lautes Wummern aus Richtung der Terrassentür nötigte ihn, sich aus seinem abgewrackten Sitzmöbel in Richtung des Lärms zu begeben.
    „Alter, mach doch die Mucke nicht immer so verdammt laut, dann hörst du auch die Klingel!“
    Erik trat ein, warf die Tür hinter sich zu, schnappte sich ein Tuborg und lies sich in den Sessel fallen.
    „He – da sitzt der Chef“, raunte Hans ihn an, worauf sich sein Kumpel mit einem kleinlauten „Ja, ja“ auf eine leere Bierkiste verzog.
    „Und, Job geschmissen?“ Erik grinste breit.
    „Geschmissen worden. Die sollen ihre Bäumchen alleine pflegen, die Idioten“. Hans grinste seinen Mitstreiter noch breiter an und prostete ihm zu.
    „Wann startet denn die Sitzung morgen?“, rülpste Erik in seine Richtung.
    Hans nahm einen großen Schluck Bier und erwiderte den Rülpser seines Kollegen, bevor er antwortete:
    „Um sieben, wie immer“.
    „Und Samstag dann Heldengedenken – Alter, das wird geil!“
    5. Kapitel
    Die Mittagszeit verbrachten die beiden Polizisten wortkarg in ihrem Büro. Während sich Kamphaus ein lauwarmes Schnitzel vom Pizza-Taxi hineinstopfte, klickte er sich durch den Eingang seiner Emails, um nutzlosen Spam zu löschen. Beinahe hätte er dabei eine neue Mail in den Orkus geschickt, die mitten in seiner Lösch-Attacke einging. Sie stammte vom Institut für Rechtsmedizin der Universitätskliniken in Bonn. Er wunderte sich. So schnell würden die Brüder doch nicht sein? Interessiert legte er die Plastikgabel beiseite, um die Nachricht in Augenschein zu nehmen. Nachdem er auch das anhängende Foto begutachtet hatte, klickte er auf „Weiterleiten“, um die Mail zu seinem Kollegen am Schreibtisch gegenüber zu senden. Der kämpfte sich gerade durch eine Aluschale voller Lasagne und begann bereits wenige Sekunden später den Inhalt der Mail mit halbvollem Mund lautstark wiederzugeben.
    „Sehr geehrte blablabla … dachte ich, dass Sie meine Entdeckung vorab interessieren könnte, blablabla, vermutlich mit Filzstift, blabla, mit dem Ergebnis nicht vor morgen zu rechnen, mit freundlichen Grüßen und so weiter“, las Manni vor.
    Eine kurze Stille trat in dem kleinen Büro ein, in der Kamphaus nur auf die Mausklicks seines Kollegens lauschte. Sie verrieten ihm, dass er gerade im Begriff war den Anhang zu öffnen.
    „Mann, mann, mann, also echt“, Manni schüttelte den Kopf.
    „Ich wäre gestern Abend nie im Leben auf die Idee gekommen, dem abgetrennten Arm den Pulloverärmel hochzuziehen!“
„Ich hab dir ja auch keinen Vorwurf gemacht, und mir auch nicht – immerhin sind die Jungs ja dafür da. Aber ist doch nett, dass sie uns das Foto vorab geschickt haben“, antwortete Kamphaus.

    Das Bild, das jetzt beide Polizisten auf ihrem Monitor vor sich sahen, zeigte die abgetrennte Extremität des Mädchens, die von einem sie gestern am Unfallort noch umhüllenden Baumwollfetzen befreit worden war. Klar und deutlich waren auf dem Unterarm die leicht kunstvoll aufgemalten Worte „Dying Sad“ zu lesen.
    „Traurig sterben“, übersetzte Manfred Krämer mit vollem Mund.
    „Das ist wirklich hart. Wer weiß, was die Kleine dazu gebracht hat.“
    Kamphaus sagte nichts.
    Wenige Minuten später schrillte das Telefon des Oberkommissars als er sich gerade den Mund mit einer Papierserviette abtupften wollte. Kamphaus würgte den letzten Bissen herunter, spülte schnell mit Cola nach und meldete sich.
    Nach einem kurzen Moment der Stille sprach er mit sanfter Stimme in den Hörer.
    „Frau Wenisch, können wir bei Ihnen vorbeikommen? Wir möchten lieber persönlich mit Ihnen sprechen.“
    Manni warf die Gabel in die Aluschale vor ihm und schickte sich bereits an, seine Jacke überzustreifen. Nebenher hörte er, wie Kamphaus das Telefonat abschloss. 
    „Das ist ja nicht weit, wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen!“ 
    „Die Mutter“, mutmaßte Manni,

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