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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Chris Knopf
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Nummer ist in meiner Brieftasche. Es wäre toll, wenn du sie mir holen könntest.«
    Ich versicherte ihr, dass sie ruhig zuhören könnte, wenn ich telefonierte, aber sie zog es vor, mich allein zu lassen. Gerry meldete sich persönlich, was mich sehr freute. Ich wollte keine Nachricht hinterlassen.
    »Hey, Gerry, hier ist Arthur Cathcart«, sagte ich. »Ich war längere Zeit nicht in deiner Werkstatt, ich habe flachgelegen, aber beim letzten Mal war alles in Ordnung.«
    »Danke für das Update«, sagte Gerry. »Aber du klingst gar nicht wie du selbst. Alles okay?«
    »Es ging schon besser, aber das wird schon wieder«, sagte ich. »Der andere Grund für meinen Anruf ist deine Gitarrensammlung. Willst du die immer noch verkaufen?«
    »Ja, klar. Welche möchtest du?«
    Gerry Charles entwarf und baute Studioeinrichtungen in einer Werkstatt, die er sich in einer alten Uhrenfabrik eingerichtet hatte. Er war ein paar Wochen, ehe auf mich geschossen wurde, nach Europa geflogen und hatte mir die Schlüssel überlassen, damit ich dort nach dem Rechten sehen konnte. Er hatte zwar einen Nachsendeantrag gestellt, aber trotzdem tauchten immer wieder Sendungen auf seiner Laderampe auf oder verstopften den Briefkasten draußen an der Mauer. Zu der Werkstatt gehörte auch ein kleiner Wohnbereich – komplett mit Einzelbett, Toilette und Küchenzeile –, den er nutzte, wenn er mitten in einer Schaffensperiode steckte. Und eine Garage mit Durchgang zur Werkstatt, groß genug für einen Chevy Astro, in dem er Bauholz heranschaffte und Möbel abtransportierte.
    Zudem war Gerry Grafikdesigner, weshalb sich in der Werkstatt zusätzlich zu den Klampen, Hobeln und Elektrowerkzeugen auch ein leistungsstarker Mac mit angeschlossenem Scanner und Vierfarbdrucker fand. Und als Krönung war Gerry ein ehemaliger professioneller Gitarrist mit einer Weltklasse-Sammlung alter Gitarren, die er in vierzig Jahren zusammengetragen hatte.
    »Alle.«
    »Im Ernst?«, fragte er.
    »Du hast mal gesagt, du würdest alle zusammen für eine Viertelmillion verkaufen. Du könntest mehr bekommen, wenn du sie einzeln verkaufst, aber die Logistik würde dich entmutigen.«
    »Das stimmt, Art.«
    »Okay, heute ist dein Glückstag.«
    »Seit damals sind die Preise mächtig gefallen«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob du damit ein Geschäft machst.«
    »Das riskier ich gern.«
    »Cool. Aber warum so plötzlich?«
    Ich erzählte ihm eine Kurzfassung der Ereignisse. Er hätte es selbst herausfinden können, weshalb ich keinen Vorteil darin sah, ihm etwas zu verschweigen. Außerdem hatte ich dadurch einen Grund für mein Angebot: Ich versicherte ihm, ich brauchte etwas, um mich während der Genesung zu beschäftigen.
    »Heilige Scheiße, Mann, das ist ja grauenhaft. Es tut mir unglaublich leid, ehrlich.«
    Wir legten die Einzelheiten fest. Evelyn würde ihre Vollmacht nutzen und ihm das Geld auf sein Konto in Amsterdam überweisen. Sobald das Geld dort eingegangen war, würde er die Sicherheitsfirma informieren, in deren Lager die Gitarren standen, und mir die Kombination für den Tresor geben. Außerdem wollte er eine verschlüsselte Beschreibung der Sammlung an Evelyns Adresse schicken, damit ich die Instrumente Gitarre für Gitarre herausholen konnte.
    Nachdem wir den Handel abgeschlossen hatten, erzählte er mir ein wenig über seine Zeit in den Niederlanden, wo er für ein Jahr die Kunst des Möbelbaus lehrte. Er sagte, es wäre das erste Mal, dass er aus seinem verrückten Beruf Geld machte, ohne jeden Abend Sägespäne zu schneuzen. Er und seine Frau amüsierten sich prächtig, er wollte noch mindestens ein Jahr bleiben; wenn ich also in der Werkstatt herumbasteln wollte, sobald es mir besserging, sollte ich das doch einfach tun.
    »Das ist eine super Therapie, Arthur, ganz ehrlich.«
    Ich dankte ihm und beendete das Gespräch. Dann rief ich nach Evelyn.
    »Kann ich deinen Computer benutzen«, bat ich sie.
    »Es war einfacher mit dir, als du noch im Koma gelegen hast«, bemerkte sie, als sie ins Zimmer kam.
    Ich begann mit dem ungelenken, schmerzhaften Prozess des Aufstehens. Sie sah zu, ohne einen Finger zu rühren. Sie war Ärztin, sie wusste, welche Art von Hilfe ich wirklich brauchte.
    »Während du in mein Büro flitzt, fahr ich den PC hoch«, sagte sie und ließ mich allein.
    Als ich dort mit Hilfe eines Rollators endlich eintraf, setzte ich mich vor den Bildschirm und rief unsere Aktiendepots und Rentenkonten auf. Ich verkaufte alles und überwies den
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