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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Chris Knopf
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erteilen könnten, und siehe da, hier sind Sie.«
    »Nur zu«, sagte ich, ohne zu zögern. »Allerdings gibt es kein Papier. Es ist alles in meinem Computer. Geben Sie mir nur kurz die Chance, eine Sicherungskopie der Festplatte zu erstellen, dann können Sie ihn mitnehmen. Und selbstverständlich können Sie mein Haus und mein Büro durchsuchen, alles, was Sie wünschen.«
    »Wir können Ihnen auch eine Kopie machen«, sagte er.
    »Sie können zusehen, wenn Evelyn das nach meinen Anweisungen erledigt.«
    Er nickte. »In Ordnung. Ihr Haus haben wir bereits durchsucht. Wir haben ein paar externe Festplatten gefunden, aber da der Durchsuchungsbeschluss sich nicht auf Computerdateien erstreckt, haben wir sie gelassen, wo sie waren.«
    »Das sind Archive. Sie können sie haben, aber ich brauche Kopien.«
    Wir handelten die nächsten Schritte aus. Er war damit einverstanden, die Koma-Lüge aufrechtzuerhalten, wies aber darauf hin, dass sie nicht ewig funktionieren würde.
    »Sie müssen zum Beispiel mit unserem Polizeizeichner arbeiten. Es wäre ein wenig schwierig zu erklären, wie ein Koma-Patient den Verdächtigen beschreiben kann. Bestimmte Leute müssen Bescheid wissen, um die Ermittlungen weiterzuführen, und je mehr Menschen davon wissen, desto gefährdeter sind Sie. Insbesondere in einem hochkarätigen Fall wie diesem. Am Ende müssen Sie wieder unter die Lebenden treten, ob es Ihnen gefällt oder nicht.«
    »Das ist auch meine Absicht, Detective.«
     
    Leichter gesagt als getan. Die nächsten beiden Wochen waren eine Aneinanderreihung von Frustrationen. Geschlagen mit dem Fluch morphinfreien Bewusstseins, war ich ständig hin- und hergerissen zwischen existenziellem Zorn und Verzweiflung. Wie erhofft erlangte ich meine Beweglichkeit relativ rasch zurück, obgleich meine linke Gesichtshälfte, die von der verletzten rechten Gehirnhälfte gesteuert wurde, weiterhin leicht herabhing, wie man es häufig bei Schlaganfallpatienten sieht. Auch meine linke Körperhälfte hinkte der rechten hinterher. Das Loch in meinem Bein verheilte rascher, als irgendjemand für möglich gehalten hätte, aber die Schussverletzung würde meine Mobilität für immer einschränken. Mit anderen Worten, ich war lahm.
    Im Gegensatz dazu wurde meine Sehfähigkeit wieder nahezu normal. Evelyn bestellte einen Optiker ins Haus, der mir eine Brille anpasste, die die kleineren Schwächen ausglich.
    Ich begann mein verletztes Bein zu trainieren, angefangen mit den täglichen Gängen ins Bad, bis ich schließlich zwei Meilen ohne Unterbrechung auf dem Laufband schaffte, das Evelyn im Keller aufgestellt hatte. Ich trainierte auf der niedrigsten Stufe und würde mich auch nie wesentlich schneller bewegen können, aber stetes Gehen war möglich.
    Wie angekündigt, besuchte mich der Polizeizeichner, und wir verbrachten einige Stunden mit dem wohlbekannten Prozedere. Ich hatte eine freundliche Person mit Skizzenblock und Zeichenkohle erwartet. Was bei mir auftauchte, war ein mürrischer, grauhaariger Typ mit einem Laptop voller Zeichenprogramme.
    Zuzusehen, wie der Mann im Trenchcoat auf dem Bildschirm Gestalt annahm, war seltsam beunruhigend. Schlimmer noch, ich hatte keine Ahnung, ob der Kerl wirklich so aussah. Es hat durchaus Gründe, dass Augenzeugenberichte häufig nicht zugelassen werden, obwohl der Augenzeuge keine Hirnverletzung erlitten hat. Ich sprach mit dem Zeichner über meine Gedanken und fragte ihn, ob er die Korrektheit seiner Porträts jemals im Nachhinein überprüft hatte. Er meinte, normalerweise wären sie ziemlich genau.
    »Was entweder bedeutet, dass der Zeuge ein hervorragendes Gedächtnis hat oder die Polizei einfach einen armen Schlucker verhaftet, der dem Porträt ähnelt«, sagte er. »Was mir so oder so egal ist.«
    Maddox mailte eine Kopie der Zeichnung an meinen Arbeits- PC , den Evelyn geholt und in meinem Schlafzimmer installiert hatte.
    Danach spielte ich den Gastgeber für ein paar von Evelyns Krankenhausfreunden, die meinen körperlichen und mentalen Zustand klinisch untersuchten. Eine Psychiaterin, der Neurologe Dr. Selmer und ein Experte für den Bewegungsapparat taten ebenfalls ihre Meinung kund. Das Ergebnis war nicht eindeutig, was hauptsächlich am relativ frühen Stadium des Heilungsprozesses lag, obgleich alle bis auf die Psychiaterin der Ansicht waren, dass ich eine gute Chance hatte, fast vollständig zu genesen. Die Psychiaterin sagte mir und meiner Schwester, dass zwar meine kognitiven Fähigkeiten
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