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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Chris Knopf
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untertauchen.«
    »Du bekommst die psychiatrische Untersuchung, so schnell es geht.«
    »Deine Rolle dabei ist unentbehrlich«, sagte ich, »und ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen für das, was du wegen mir durchmachen wirst. Sobald ich verschwinde, musst du mich für tot erklären. Ich denke an eine Hirnblutung, aber du bist die Kardiologin, dir wird sicher eine überzeugende Todesursache einfallen. Schwieriger wird es mit der Leiche, die sofort ins Krematorium muss, ehe die Polizei eine Autopsie veranlassen kann, die bei Mord vorgeschrieben ist. Sobald die Leiche zu Asche verbrannt ist, meldest du meinen plötzlichen Tod den Medien, dann erst der Polizei. Sie werden sauer sein. Stell dich einfach blöd. Die gute Ärztin, die brillante Kardiologin, aber völlig naiv in rechtlichen Angelegenheiten. Ich brauche das Original meiner Geburtsurkunde und den gültigen sowie alle abgelaufenen Pässe. Ich sage dir, wo du sie im Haus findest. Das Haus musst du verkaufen, wenn ich offiziell tot bin, zusammen mit den Autos. Du musst die Lebensversicherung abrufen, eine weitere juristische Falle, deshalb schlage ich vor, dass du die Summe auf einem Anderkonto deponierst. Ich muss darüber noch nachdenken. Da Florencia keine Familie mehr hatte, bist du die Alleinerbin und bekommst das ganze Geld. Bis die Erbschaft rechtskräftig wird, musst du mir einen Vorschuss geben.«
    Sie nahm all das mit einer Miene auf, die sie auch schon in unserer Kindheit gezeigt hatte. Einer Miene gereizter Ungläubigkeit.
    »Das ist nicht komisch«, antwortete sie schließlich. »Dir ist Schreckliches passiert, aber deshalb kannst du doch nicht tun, was du gerade gesagt hast.«
    »Siehst du mich lachen?«, sagte ich kälter, als ich sollte. Ich riss mich zusammen und erklärte es ihr sanft auf die lineare Weise, die sie am besten verstehen konnte. »Punkt eins: Da sie den Kerl nicht in den ersten achtundvierzig Stunden erwischt haben, stehen die Chancen, ihn zu finden, gleich null. Zweitens ist er meiner laienhaften Meinung nach ein professioneller Killer. Die werden fast nie erwischt. Meiner Überzeugung nach weiß er, dass ich überlebt habe, und nimmt an, dass ich ihn identifizieren kann. Drittens, auch wenn er davon ausgeht, dass ich nur noch vegetiere, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er zurückkehrt und die Sache erledigt, einfach um ganz sicherzugehen. Er wartet nur auf eine günstige Gelegenheit. Der einzige Weg, mir Raum zu verschaffen, ist mein offizieller, zweifelsfreier Tod. Das entspricht übrigens deiner eigenen Logik. Deshalb hattest du überall verbreitet, dass ich im Koma liege, vermutlich für immer.«
    »Was du vorhast, ist illegal. Du könntest ins Gefängnis kommen.«
    »Nicht, wenn ich nicht erwischt werde. Und falls doch, wen kümmert’s.«
    »Mich«, sagte sie.
    »Ich weiß. Du liebst mich. Ich liebe dich auch. Und ich bin dir zutiefst dankbar für alles, was du für mich getan hast. Aber ich muss hier verschwinden, weil jeder Tag die Gefahr für uns beide größer werden lässt.«
    Evelyn liebte mich wirklich. Sie hatte mich praktisch aufgezogen, da unsere Eltern mich zeugten, als sie bereits mittleren Alters waren, erschöpft und vor der Zeit gealtert durch die Härten ihres ungebildeten Arbeiterlebens. Ernsthaft und gutherzig wie sie waren, wussten sie nie, was sie mit ihren beiden altklugen Kindern anfangen sollten, zumal wir auf beinah entgegengesetzte Weise altklug waren.
    Evelyn war eine nachgiebige Fast-Mutter, und ich gab ihr selten Anlass, mich zu disziplinieren. Ich war ein pummeliges, verträumtes Kind, weshalb sie mich regelmäßig vor Schulhoftyrannen und umnachteten Autoritätspersonen wie Sportlehrerinnen, Übermüttern und Kassiererinnen beschützen musste. Das hier war ihre schwerste Prüfung.
    »Was ist mit den Ermittlungen«, fragte sie. »Ohne deine Zeugenaussage hat die Polizei nichts in der Hand.«
    »Sag ihnen, ich wäre soeben aus dem Koma erwacht, dann rede ich mit ihnen. Aber bitte darum, die Komageschichte um unserer Sicherheit willen aufrechtzuerhalten. Wie lange dauert es noch, bis ich selbständig gehen kann?«
    »Mindestens vier Wochen.«
    »Sagen wir zwei. Und sorg dafür, dass Besucher kommen. Wir wollen jede Menge Hin und Her auf der Einfahrt.«
    »Du machst mir Angst.«
    »Das tut mir leid. Kannst du mir dein Handy leihen?«
    Reflexhaft klopfte sie ihre Taschen ab, dann hielt sie inne.
    »Wozu? Wen willst du anrufen?«
    »Gerry Charles. Er ist in Amsterdam. Ich mach es kurz. Seine
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