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Head over Heels 2

Head over Heels 2

Titel: Head over Heels 2
Autoren: Sophia Chase
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kann, was er nicht bekanntgeben möchte?
    „ Er behandelt dich wie ein eitriges Ekzem, habe ich recht?“
    „ Gut ausgedrückt, aber du hast stinkend vergessen.“
    Wieder dieses aufmunternde Lächeln. „Er konnte nie verlieren. Ich bin nicht bewandert in Sachen menschliche Psyche, aber selbst ich denke, dass es Zusammenhänge zwischen unserer Kindheit und dem Mann, der er heute ist, gibt. Ich weiß, dass er es dir erzählt hat … das mit unserem Vater und so … er hat sich rechtlich abgesichert, falls du, na ja …“
    Falls ich mit der Wahrheit herausrü cke. Hätte mich auch gewundert, wenn er kein Ass im Ärmel hätte.
    „ Jedenfalls hat er immer zurückstecken müssen. Er durfte nie bei Freunden bleiben, sie nie bei ihm. Er hat seine Geburtstage nicht gefeiert, er wurde nie in den Arm genommen, nie gelobt, nie geliebt. Mein Vater hat sich redlich bemüht, alles, was William machte und macht, herabzuwürdigen. William hat Narben davongetragen. Tiefe Narben.“
    Ich umklammere mein Glas so fest, dass ich Angst habe, es kö nnte zerspringen. Doch ich fasse nicht, was hier geschieht. Ich fühle mich, als säße ich nicht mitten in einem gut besuchten Restaurant, sondern zu Hause im Bett und führe dort das intimste und ergreifendste Gespräch meines Lebens.
    Auch in Gabys Gesicht i st eine Veränderung eingetreten. Sie wirkt noch trauriger als zuvor und hat wohl längst vergessen, dass wir von zig Menschen umringt sind.
    „ Sein Selbstbewusstsein und sein gesunder Menschenverstand wurden am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Er vertraut niemandem, da er Angst hat, wieder so verletzt zu werden. Rose, er hat unseren Vater vergöttert. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem William, er war vielleicht zwölf oder so, später nach Hause kam, als mein Vater ihm erlaubt hatte. Es war eines dieser seltenen Wochenenden, an denen mein Vater nicht in London geblieben war. Ich saß im Bett, die Decke über den Kopf gezogen, und wartete zitternd vor Angst darauf, dass mein Bruder zurückkommt.“ Gedankenverloren streicht sie über die Serviette und wirkt unnahbar wie eine Puppe.
    „ Irgendwann tauchte er auf. Ich schlich mich nach unten und verfolgte das Geschehen heimlich. Das Gesicht meines Vaters war rot vor Wut. Dieses tiefe, teuflische Rot werde ich nie vergessen. Ich dachte, er bringt William um, und sagte mir immer wieder die Notrufnummer vor, damit ich sie im Fall des Falles sofort wählen konnte.“
    Eine Kellnerin kommt an unseren Tisch und erkundigt sich unwirsch, ob wir noch etwas zu trinken haben wollen. Sie erscheint so plötzlich auf der Bildfläche, dass Gaby und ich zusammenzucken. Beide verneinen wir und erwartungsvoll blicke ich Gaby an, die noch immer die Serviette glättet, als hinge ihr Leben davon ab.
    „ Damals wusste ich es nicht, aber William hatte etwas getrunken. Ziemlich schlimm für einen Zwölfjährigen. Mein Vater hatte es gerochen und als er ihn fragte, wo er gewesen sei und warum er ihm nicht gehorche, schwieg William einfach. Er sah ihn nur an und ahnte vielleicht schon, dass eine Antwort nichts brächte. Nach einer gefühlten Ewigkeit griff mein Vater nach seiner Krawatte, die er noch immer trug, und wickelte sie um seine rechte Hand. Das andere Ende schlang er um Williams Hals.“
    Ich schließ e die Augen, Übelkeit steigt in mir hoch und ich habe Angst, dass die Welt in Flammen aufgeht, sobald ich die Augen öffne. Es tut weh. Mehr als das. Ich fühle mich schuldig für etwas, was ich nicht getan habe. Warum um Himmels willen erzählt sie mir das? Will sie mir ein schlechtes Gewissen einreden, Mitleid erzwingen?
    „ Er bedachte ihn mit Worten, die William das Herz brachen. Mein Vater hatte immer Zweifel, ob William sein rechtmäßiger Sohn sei. Irgendetwas mit reflektierter Selbstverachtung nannte es ein Psychologe einmal. Immer enger zog er die Schlinge zusammen, bis Williams Gesicht blau anlief und ich laut aufwinselte, ohne mich bewegen zu können. Als Vater mich erblickte, lenkte ihn das ab und William konnte wieder nach Luft schnappen. Mister Hudgens, unser Haushälter, ein kräftiger Bursche, hörte mein Weinen und rettete William mehr oder weniger das Leben.“
    Mittlerweile laufen mir Trä nen über die Wangen und ich verschränke meine Hände so fest ineinander, dass es schmerzt. Ein verdammter Scheiß im Vergleich zu dem, was William und auch Gaby erlebt haben.
    „ Er wollte seinen eigenen Sohn umbringen. Ich weiß noch, dass Mister Hudgens ihn festgehalten und mein
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