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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert
Autoren: Rüdiger Vaas
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umgeht all diese Streitereien und Diskussionen zwischen der realistischen und der antirealistischen Schule. Laut modellabhängigem Realismus ist die Frage sinnlos, ob ein Modell real ist – entscheidend ist nur, ob es mit der Beobachtung übereinstimmt“, betonen Hawking und Mlodinow. „Es ist sicherlich möglich, dass irgendwelche Außerirdische mit siebzehn Armen, Infrarotaugen und der Angewohnheit, Schlagsahne aus den Ohren zu blasen, die gleichen experimentellen Beobachtungen wie wir machen, sie aber ohne Quarks beschreiben. Wie dem auch sei, gemäß dem modellabhängigen Realismus existieren Quarks in einem Modell, das mit unseren Beobachtungen über das Verhalten subnuklearer Teilchen übereinstimmt.“
    Diese erkenntnistheoretische Bescheidenheit teilen viele Physiker und Philosophen. Andere verstehen darunter eher eine Kapitulation oder ein Ausweichmanöver. Fest steht: Die Philosophie ist also noch ganz munter und auch weiterhin wichtig.
› Qualitätskriterien für Modelle
    â€žDer modellabhängige Realismus löst – oder vermeidet zumindest – auch die schwierige Frage, was Existenz bedeutet“, fassen Hawking und Mlodinow zusammen. Das bedeutet einen gewissen Pluralismus oder Relativismus, denn es legitimiert viele verschiedene, auch sich gegenseitig ausschließende Auffassungen. Daraus folgt aber noch lange keine bloße Beliebigkeit nach dem Motto „anything goes“ (ein Slogan des Philosophen Paul Feyerabend). Denn verschiedene Modelle sind keineswegs gleich gut, effektiv und brauchbar. Die Geschichte der Wissenschaft steckt voller Beispiele dafür – etwa die Konkurrenz der Weltbilder von Ptolemäus bis Einstein.
    Hawking nennt vier Qualitätskriterien für Modelle:
    â€º   Eleganz: Ein Modell sollte so einfach wie möglich sein, aber nicht einfacher.
    â€º   Sparsamkeit: Ein Modell sollte nur wenige willkürliche Elemente enthalten, die sich gezielt an die Beobachtungen anpassen lassen.
    â€º   Erklärungskraft: Ein Modell sollte mit den Daten und Beobachtungen übereinstimmen und sie verständlich machen.
    â€º   Vorhersagefähigkeit: Ein Modell sollte künftige Beobachtungen detailliert voraussagen können.
    Diese vier Kriterien sind nicht unabhängig voneinander. Beispielsweise erlauben besonders elegante und sparsame Modelle oft auch die eindeutigsten – und am leichtesten überprüfbaren – Vorhersagen. Und nur so kann ein Modell getestet und widerlegt werden.
    Das ist übrigens auch ein Grund, warum Gott aus der Kosmologie verbannt wurde. Subtile theologische Behauptungen können prinzipiell nicht überprüft werden – und viele Schöpfungsmythen gelten entweder längst als widerlegt oder gar nicht als Erklärungsmodelle (sondern als Dichtung und Lobpreis).
› Der große Gegenentwurf
    Dass Hawking auch im Buch Der Große Entwurf die Frage nach Gott wieder kurz gestreift hat, überrascht nicht. Ein Entwurf setzt streng begrifflich ja einen Entwerfer oder Designer voraus. Ist das Universum also nach einem wahrhaft kosmischen Plan entstanden? Trägt es Merkmale eines Designs in sich? Und erlaubt es womöglich Rückschlüsse auf einen Schöpfer?
    Die Suche nach Antworten auf diese Fragen ist uralt. Sie gipfelte in den – allesamt gescheiterten – Versuchen eines teleologischen Gottesbeweises (von griechisch „telos“ für Ziel). Ihm zufolge sei die Natur zweckgerichtet beschaffen analog zu einer Uhr und lasse auf einen kosmischen Designer schließen wie die Uhr auf einen Uhrmacher. Auch der Urknall wurde dafür instrumentalisiert, ebenso die geringe Entropie und die erstaunlichen „Feinabstimmungen“ der Naturkonstanten: Wären deren Werte nur geringfügig anders, könnte es nämlich keine Sterne, keine komplexen Moleküle und somit auch keine Planeten, Lebewesen und über das alles nachdenkende Menschen geben.
    Die Feinabstimmungen als eine Art Gottesindiz oder „Intelligent Design“ anzusehen, ist ein alter und weit verbreiteter Gedanke. Doch es ist möglich, betonen Hawking und Mlodinow, „die Feinabstimmung der physikalischen Gesetze zu erklären, ohne einen gütigen Schöpfer bemühen zu müssen, der das Universum zu unserem Nutzen erschuf“. Dazu reicht die Annahme eines Multiversums, wie sie die meisten kosmologischen Szenarien nahe legen: Es gibt demnach
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