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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert
Autoren: Rüdiger Vaas
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so vieles vorher tun. Ich halte das Gehirn für eine Art Computer, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Bestandteile versagen. Es gibt keinen Himmel oder ein Leben nach dem Tod für defekte Computer; das ist ein Märchen für Leute, die Angst vor dem Dunkeln haben.“
    Ebenso wenig sieht Hawking einen Grund für die Annahme eines fürsorglichen Schöpfers: „Wir sind so unbedeutende Kreaturen auf einem kleinen Planeten eines sehr durchschnittlichen Sterns in den Außenbezirken von einer Galaxie unter 100 Milliarden anderen im beobachtbaren All. Daher ist es schwer, an einen Gott zu glauben, der sich um uns kümmert oder auch nur unsere Existenz bemerkt.“
› Gottes Unfreiheit
    Weil die leidige Urknall-Singularität mit dem Keine-Grenzen-Vorschlag von Hawking – und ebenso mit konkurrierenden Erklärungsversuchen – vermieden wird, ist die Frage, wie es zum Urknall kam, zu einem Gegenstand der physikalischen Kosmologie geworden. „Das Universum gibt es, weil die Allgemeine Relativitätstheorie und die Quantentheorie seine Existenz ermöglichen und erfordern“, spitzt es Hawking zu. „Wenn ich Recht habe, ist das Universum in sich selbst gegründet und wird von den Naturgesetzen allein regiert.“
    Wenn die physikalische Beschreibung des Universums an einer Singularität enden würde, „könnte die Wissenschaft die Aussage machen, dass das Universum einen Anfang gehabt haben muss, sie könnte aber nicht vorhersagen, wie dieser Anfang ausgesehen hätte. Dazu müsste man den lieben Gott herbeibemühen“, schreibt er. Inzwischen zeigen kosmologische Modelle allerdings, auch Hawkings eigenes, dass man durchaus physikalische Erklärungen finden kann. „In imaginärer Zeit gäbe es keine Singularität, an der die wissenschaftlichen Gesetze ihre Gültigkeit verlören, das Universum hätte keinen Rand, an dem man sich auf Gott berufen müsste. Das Universum würde weder erschaffen noch zerstört. Es wäre einfach da.“
    Die Frage nach dem Ursprung des Universums – oder Multiversums – will Hawking also nicht länger dem Alleinerklärungsanspruch der Religionen überlassen. Ein Rückgriff auf einen Schöpfer verschiebt zudem die Probleme nur. Doch es ist möglich, „diese Fragen ausschließlich in den Grenzen der Naturwissenschaft und ohne Rekurs auf göttliche Wesen zu beantworten“. Hawkings eigenes quantenkosmologisches Modell ist ein Beispiel dafür. Es eliminiert die Erklärungslücke der Urknall-Singularität, die die Relativitätstheorie nicht zu schließen vermag, und die manche Theologen mit Gott als eine Art Lückenbüßer zu füllen versuchten – Papst Pius XII. hatte dabei 1951 sogar einen neuen Gottesbeweis erwogen.
    â€žDie Erkenntnis, dass die Zeit sich wie Raum verhält, liefert eine neue Alternative“, betont Hawking. „Sie entkräftet den uralten Einwand gegen die Auffassung, das Universum habe einen Anfang, bedeutet aber auch, dass der Anfang des Universums von den Gesetzen der Wissenschaft bestimmt wurde und nicht von irgendeinem Gott angestoßen werden musste.“ Ein Erster Beweger ist Hawking zufolge also eine überflüssige und sogar unhaltbare Annahme. „Spontane Erzeugung ist der Grund, warum etwas ist und nicht einfach nichts, warum es das Universum gibt, warum es uns gibt.“
    Und das gilt auch für das Multiversum – für die Vielzahl der Universen, die gleichsam aus dem Nichts entsprangen. „Ihre Schöpfung ist nicht auf die Intervention eines übernatürlichen Wesens oder Gottes angewiesen. Vielmehr ist diese Vielfalt von Universen eine natürliche Folge der physikalischen Gesetze“, schreiben Hawking und Mlodinow in Der Große Entwurf . Das behaupten sie jedoch nicht einfach, sondern verstehen es kühn als „eine naturwissenschaftliche Vorhersage“.
    In einem Interview im israelischen Fernsehen hatte Hawking diese These bereits 2007 bekräftigt: „Ich denke, dass das Universum spontan aus dem Nichts entstand gemäß den Gesetzen der Physik.“ In gewisser Weise habe es weder Anfang noch Ende. „Die Grundannahme der Wissenschaft ist der wissenschaftliche Determinismus: Die Naturgesetze bestimmen die Entwicklung des Universums, wenn sein Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt gegeben ist. Diese Gesetze können von Gott erlassen worden sein
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